Raus in den Frühling auf dem Neunlindenpfad Erkunden & erleben | 28.02.2023 | Nicole Kemper

Leberblümchen Leberblümchen

Eine Wanderung über die drei höchsten Erhebungen des Kaiserstuhls – dies mag nach sportlichem Ehrgeiz klingen. Der Neunlindenpfad zwischen Ihringen und Endingen bietet aber auch fantastische Ausblicke und einen bunten Reigen landschaftlicher Highlights.

Obstblüten und Blick über Rebterrassen

Obstblüten und weite Blicke über Rebterrassen – Die Tour auf dem Neunlindenpfad weckt Frühlingsgefühle.

Der offizielle Startpunkt des Neunlindenpfades befindet sich in Ihringen, aber ebenso gut lässt sich die Tour von hinten aufrollen und am Endinger Bahnhof mit einer gemütlichen Sightseeingtour durch die historische Innenstadt starten. Eine gelbe Raute leitet durch die Gässchen und über den Marktplatz des Winzerstädtchens. Am südlichen Ortsausgang bestätigt eine großformatige Tafel die eingeschlagene Richtung, und ab hier weist durchgehend ein eigenes Wegesymbol mit Lindenblatt den Weg nach Ihringen. Hinter dem Naturfreibad Erleweiher zweigt der Pfad in eine idyllische Kastanienallee ab. Munteres Vogelgezwitscher, ein kleiner Bach und die ersten Buschwindröschen geleiten die Wandernden auf dem Übergang zwischen Besiedlung und Wald.

Vogelsangpass

Zwischenziel: Vom Vogelsangpass geht es weiter zum Totenkopf.

Nach diesem sanften Einstieg müssen sich die Waden für die größte Herausforderung des Tages wappnen. Durch den noch lichten Buchenwald geht es stetig bergan zum ersten Etappenziel, der Katharinenkapelle auf dem gleichnamigen Berg. Das beliebte Ausflugsziel ist gut frequentiert, mehrere Familien und Gruppen haben sich an den Tischen und Bänken vor dem Wanderkiosk niedergelassen oder bestaunen die Rundumsicht zu den Vogesen, auf die Rheinebene und den nahen Schwarzwald. Nach einer Verschnaufpause geht es von hier aus wieder kurz bergab. Ein leichter Knoblauchduft liegt in der Luft – die ersten grünen Bärlauchspitzen kämpfen sich durch das Herbstlaub des Vorjahres. Dann lichtet sich der Wald und der Blick schweift frei über die sanft geschwungenen Schelinger Matten. Der nächste Wegabschnitt liegt als heller Wiesenstreifen weithin sichtbar vor uns. Auf einer fernen Erhebung reckt sich eine lange, markante Spitze aus dem blauen Dunst: Der Fernmeldeturm auf dem Totenkopf weist bereits die Richtung zum höchsten Punkt der Tour.

Bärlauch

Bärlauch am Wegrand setzt duftende Akzente.

Aber noch ist dieser weit entfernt, vor uns liegt zunächst der zweithöchste Kaiserstühler Gipfel, die Eichelspitze. Auch diese lockt mit einer grandiosen Fernsicht vom schlanken Aussichtsturm. Allerdings erspart die offizielle Wegführung des Neunlindenpfads den Wanderern einige Höhenmeter und führt unterhalb des Turms um die Spitze – ein Angebot, das gerne angenommen wird. Schließlich wird der Neunlindenturm auf dem Hauptgipfel des Kaiserstuhls bald noch ein paar Höhenmeter drauflegen. Doch Eile mit Weile, es ist höchste Zeit für eine kleine Verschnaufpause! Der Wanderpfad ist reich bestückt mit Sitzgelegenheiten, sogar ein Tisch für die ganze Gruppe kann noch ergattert werden. Einige Wanderer haben es sich auch auf mitgebrachten Picknickdecken gemütlich gemacht und lassen beim Vespern ihre Augen schweifen – über die baumlosen Matten und Rebterrassen hinweg auf die Rheinebene und die schwach erkennbaren Vogesenhügel. Besonders reizvoll ist der Blick auf Alt-Vogtsburg, das mit einer Handvoll Häusern und einer kleinen Kirche einen markanten Punkt in die Vulkanlandschaft setzt.

Skulptur „Die Wanderer“

Am Vogelsangpass mit der Skulptur „Die Wanderer“ ist etwas mehr als die Hälfte der Tour geschafft.

Am Vogelsangpass quert der Pfad die Bergstraße, von dort geht es zwischen Reben und mit Blick gen Schwarzwald zum letzten Anstieg des Tages. Der Zwischenstand kurz unterhalb des Totenkopfgipfels: zehn Kilometer auf der Haben-, sechs auf der Noch-zu-laufen-Seite.

Blühende Begegnungen

Der höchste Punkt der Tour zeigt sich in Form des steinernen Aussichtsturms aus dem Jahr 1900. Die geringe Höhe von 14 Metern macht die Entscheidung leichter, noch die Stufen zur Aussichtsplattform zu bewältigen und auch diesen fantastischen Rundumblick auszukosten. Auf dem weiteren Weg durch den Eichenwald kommt mehrfach die Handy-App zum Einsatz, um die Blüten am Wegesrand zu bestimmen. So lernen wir, dass die Leberblümchen nicht nur aussehen wie violett gefärbte Buschwindröschen, sondern als Mitglieder der Hahnenfußfamilie tatsächlich auch miteinander verwandt sind. An anderer Stelle macht das Lungenkraut mit zweifarbigen Blüten auf sich aufmerksam – die Pflanze wechselt die Farbgebung beim Wachsen vom jungen Rotpurpur zum „erwachsenen“ Violettblau.

Frau auf Weg umrandet von Forsythien in Blüte

Ein Lösshohlweg gibt den Blick frei aufs Ziel der Runde.

Am Ende des Waldwegs lockt eine beliebte Einkehrmöglichkeit, das Rasthaus Lenzenberg, mit einer großen überdachten Aussichtsterrasse. Gut gestärkt geht es danach dem Sonnenuntergang entgegen hinab zum Einstieg in die Dulltalgasse. Der schmale Lösshohlweg ist tief in die ockergelbe Erdschicht eingeschnitten. Fast schon überraschend gibt uns die dunkle Gasse plötzlich frei, und die ersten Häuser von Ihringen signalisieren das Ende der Tour. Im Zug zurück stellt sich zufriedene Erschöpfung ein – wie glückselig ist es nach solch einer schönen Tour, die Beine auszustrecken und nur noch die Gedanken wandern zu lassen!

Info

Länge: ca. 17 km
Dauer: 5 – 7 Stunden
Aufstieg: 553 Höhenmeter
Abstieg: 538 Höhenmeter

Einkehrtipp

Rasthaus Lenzenberg

Das Rasthaus und Weingut bietet regionale Küche, verschiedene Vesper und Suppen, Kaiserstühler Rehgerichte und andere badische Spezialitäten. Zum Kaffee gibt es selbst gebackene Kuchen und Torten. Von der überdachten Terrasse schweift der Blick zum Schwarzwald, in die Vogesen und die Rheinebene.

Info
Rasthaus Lenzenberg
Lenzenbergstraße
79241 Ihringen
Tel.: 0 76 68/2 84

Öffnungszeiten und Angebote:
www.lenzenberg.de

Foto: © iStock.com/LianeM; iStock.com/emer1940; Nicole Kemper