Wo es sprudelt und zischt: Teichbachschlucht & Burgbachwasserfall Erkunden & erleben | 10.06.2024 | Wolfgang Speer
Über bemooste Felsblöcke rauscht das Wasser in der wilden Teichbachschlucht.Mehr als 100 Wasserfälle lassen sich im etwa 6000 Quadratkilometer großen Schwarzwald besuchen. Ein Paradies, das mit großen Kaskaden und kleineren Wasserfällen begeistert. Doch mancher wilde Fall ist versteckt und muss erst erwandert werden: zwei verborgene Schönheiten.
Teichbachschlucht
Fälle, Strudel und gewaltige Felsen prägen die Teichbachschlucht. Beim Start an der Pfaffmühle weist die rote Raute 2,2 Kilometer nach Gütenbach aus. Das Rauschen des Wildbachs, der später in die Wilde Gutach mündet, ist an dieser Stelle nicht zu überhören. Ein Schild weist auf den Bannwald hin, der Wald entwickelt sich natürlich und unberührt, ohne Bewirtschaftung. Urig die komplett bemoosten Felsen im Bach und die grünen Moospolster entlang des Weges. Doch es kommt noch wilder: An einem steilen Abhang aus Gneis hängen meterlange Moos-Bärte herunter. Viel Totholz, knorriges Wurzelwerk und dicke Äste strukturieren diese unberührte Landschaft. Die untere Hälfte der Schlucht hat flache Ufer. An einer Stelle ist ein seenartiges Becken mit glasklarem Wasser gefüllt, eine Möglichkeit, die Füße zu kühlen. Einige Minuten danach rauscht es kräftig, weil sich der Bach durch zwei Felsspalten zwängt. Ein Wasserstrahl wird zum Schweif geformt, Kunst in der Natur! Feinste Wasserperlen verteilt die Luft und befeuchtet die Felsen nahe am Bach, was den Mooswuchs fördert. Auch Flechten, Doppelwesen aus Pilzen und Algen, lieben die Feuchte. Auf Baumrinden, Totholz und Steinen bilden sie hochsensible Lebensgemeinschaften und sind Indikatoren für reine Luft.
Der Blick zur anderen Bachseite zeigt ein „steinernes Meer“, Zeichen der archaischen Kräfte des Schwarzwalds. Der Weg führt leicht bergauf, bis ein überhängender Felsen, ein steinernes Tor, den Weg einengt. Dahinter eine Wegbiegung, es rauscht laut. Unten in der Schlucht die Überraschung: Vier tosende Wasserkaskaden, ein fantastischer Anblick in dieser besonderen Natur. Leider sind diese Stellen nicht zugänglich, große Gräser, Farn und Brombeerhecken sperren den Hang. Der Weg steigt weiter an und geht in eine 40 Meter lange Steintreppe über. Wer nach oben schaut, traut seinen Augen nicht: Ein etwa 60 Meter hoher Fels steht mitten im Weg. Eine Szene wie im Märchen mit dem Zauberer Merlin. Mystischer gehts wohl kaum. Ein Wegweiser zeigt die Abzweigung zur Vesperstube Hintereck an. Geradeaus gehts nach Gütenbach. Im oberen Teil liegt die Schlucht deutlich tiefer, das Ufer ist unerreichbar, die Ausblicke auf Strudel und Fälle berauschend. Nach etwa 15 Minuten führt ein Steg aus der Schlucht, Gütenbach ist erreicht.
Info
Anfahrt mit dem Bus:
Hinfahrt z.B. ab Obersimonswald Engel mit Bus 7272 bis Pfaffmühle,
Rückfahrt ab Gütenbach, Rathaus (Ortsmitte) mit Bus 7272
(Kein Gasthof in Ortsmitte Gütenbach)
Burgbachwasserfall
Der Burgbachwasserfall ist als geologisches Naturdenkmal eingestuft und liegt etwa 22 Kilometer östlich von Wolfach. Gespeist wird der Fall von einem Seitenarm des Burgbaches. Mit einer Fallhöhe von 32 Metern gehört er zu den höchsten freifallenden Wasserfällen in Deutschland. Das Wasser stürzt über eine senkrecht aufsteigende Felswand ab, die von Granitfelsen umgeben ist.
Eine besonders schöne Anfahrt durch eine faszinierende Schwarzwaldlandschaft mit vielen typischen Bauernhöfen führt über Wolfach und durchs Wolftal. Noch vor Bad Rippoldsau liegt der kleine Wanderparkplatz „Burgbach“, das Schild mit gelber Raute zeigt 1,6 Kilometer zum Wasserfall. Nach kurzem Weg gehts rechts ab in Richtung Wald, dort steigt der Pfad stetig an. Waldesruhe stellt sich ein, kurz danach rauscht ein klarer Wildbach abwärts. Von hohen Nadelbäumen umringt, führt ein steiniger, enger Pfad über eine große Blockhalde bergauf. Feste Schuhe sind angesagt, die auf den unebenen Stufen sicheren Halt geben. Ein erstes leichtes Rauschen des Wasserfalles sorgt für Spannung. Einige Meter weiter öffnet sich der Wald und gibt den Blick frei: Fast mystisch umgrenzt der Wald die Szene, Steinstufen, begleitet von bemoosten Felsen, führen direkt ins Zentrum. Aus der sprühenden Gischt bläst ein kalter Wind und hält die Besucher auf Abstand. Oben gibt es eine breite Felslücke, wo das Wasser ins Freie stürzt, während die Mittagssonne ihre Strahlen zwischen den Felsen blinzeln lässt. Das Szenario mit den steilen Felswänden beeindruckt. Es ist ein atemberaubendes Schauspiel. Die Luft ist feucht, die Temperatur an einem Sommertag erfrischend.
Auf dem Rückweg ist ein Abstecher zum Aussichtspunkt auf dem Burgbachfelsen lohnend. Es geht durch märchenhaften Wald, später führt eine steile Steintreppe zum Felsen. Oben findet sich ein Pavillon mit weiter Aussicht in das Wolf- und Burgbachtal. Ein toller und ruhiger Vesperplatz für die ganze Familie.
Fotos: © Wolfgang Speer