Immer der Nase nach: Duftpflanzen für Garten und Balkon Haus & Garten | 10.07.2023 | Frank von Berger

Rose -'Abraham-Darby'

Im Garten finden nicht nur die Augen ihre reine Freude. Auch die Nase weiß es durchaus zu schätzen, wenn sie ein wenig verwöhnt wird. Mit herrlichen Duftpflanzen wird der Garten zum sinnlichen Erlebnis.

Der Frühling wartet mit den meisten olfaktorischen Sensationen auf: Hyazinthen, Flieder, Mai­glöckchen und Veilchen – diese Frühlingsdüfte finden sich selbstverständlich auch im Portfolio der Parfümeure, wenn es um frische, anregende Aromen geht. Andere Nasenschmeichler im Frühlings- und Frühsommergarten sind Nachtviolen (Hesperis matronalis), Dichter-Narzissen (Narcissus poeticus), Nelken, Pfingstrosen, Glyzinen (Wisteria), und Goldlack (Erysimum cheiri).

Aber auch im Sommer gibt es im Garten viele Pflanzen, die unsere Nasen mit köstlichen Aromen verwöhnen. Allen voran die „Königin der Blumen“, die Rose. Die meisten Rosen erblühen bei uns in der REGIO ab Mitte bis Ende Mai. Am besten duften historische Sorten, etwa Centifolien wie ‚Fantin-Latour‘, Damascena-Sorten wie ‚Isphahan‘ und Gallica-Rosen wie ‚Charles de Mills‘. Meist sind die Blüten historischer Sorten aber Ende Juni schon Geschichte. Wie gut, dass es öfter blühende Sorten dieser Rosengruppe gibt, die den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein immer wieder neue, verführerisch duftende Blüten hervorbringen. Dazu gehören Klassiker wie ‚Comte de Chambord‘, ‚Louise Odier‘ und ‚Jacques Cartier‘. Ganz ähnlich verhalten sich die modernen Englischen Rosen des Züchters David Austin, die in ihrer Anmutung an historische Rosensorten erinnern, aber meist öfter blühend und reich duftend sind. Zu den bekanntesten zählen die apricot-gelb mit einem Hauch Rosa blühende ‚Evelyn‘, die gelb blühende ‚Graham Thomas‘ und die üppig pfirsichfarben blühende Sorte ‚Abraham Darby‘.

Sommerliche Parfümspender

Bei den im Sommer blühenden Duftsträuchern fällt einem natürlich sofort der Pfeifenstrauch (Philadelphus) ein, im Volksmund auch Sommerjasmin genannt. Besonders fein riecht die Sorte ‚Belle Etoile‘, die zudem den Vorzug hat, einen recht kompakten Wuchs zu haben. Das ist insbesondere für kleine Gärten von Vorteil. Ein weiterer Parfüm­spender unter den sommerblühenden Gehölzen ist der Schmetterlingsstrauch (Buddleija davidii), wegen seiner meist violetten Blütenkerzen auch Sommerflieder genannt. Wer es lieber kletternd angehen möchte, pflanzt Wald-­Geißblatt (Lonicera periclymenum) oder den etwas frostempfindlichen, aber im Weinbau­klima winterharten Chinesischen Stern­jasmin (Trache­lospermum jasminoides). Und wer hätte gedacht, dass viele Rhododendren und Azaleen, die meist wegen ihrer knalligen Blütenfarben gepflanzt werden, köstlich duftende Blüten haben? Herausragend sind dabei die ab Mai blühende Pontische Azalee (Rho­dodendron luteum) mit süßem Honig­duft und die im Juli blühenden Rhododen­dron-Hybriden ‚Juliduft‘, ‚Sommerduft‘ sowie die kalk­tolerante Sorte ‚INKARHO Dufthecke lila‘.

Lavendel

Lavendel ist ein wünderschöner Hingucker, erfreut aber auch die Nase.

Wohlriechende Kräuter

Kräuter sind in puncto Wohlgeruch gewiss die Spitzenreiter in der Hitliste der Aromapflanzen. Ganz oben im Ranking steht im Sommer der Lavendel. Der Duft seiner Blüten erinnert zwar manche an Omas Wäscheschrank, weil mit Lavendelblüten gefüllte Duftsäckchen Kleidermotten fernhalten. Aber das herb-würzige Aroma lässt auch an Sommer in der Provence denken, wo die lilablauen Lavendelblüten unbedingt zum Urlaubsgefühl dazugehören. Bei diesem mediterranen Gewächs riechen sowohl die Blüten als auch das Laub anregend. Bei anderen Kräutern hingegen duften vor allem die Blätter aromatisch, etwa bei Minze-Arten, Zitronen-Melisse, Rosmarin, Salbei, Thymian und Currykraut (Heli­chrysum italicum). Anfassen und Streicheln bringt das Odeur bei diesen Kräutern übrigens erst richtig zur Entfaltung!

Bei Sommerblumen, die als Einjährige kultiviert werden, gehört die Vanilleblume, auch Heliotrop genannt (Heliotropium arborescens), in puncto Wohl­-
geruch sicher zu den Favoriten. Ebenso wie Duftgeranien (Pelargonium), deren Blätter, je nach Sorte, beispielsweise nach Rosen, Zimt, Minze oder Bergamotte riechen. Aber auch die altbewährten Reseden, Duft-Wicken und Levkojen verwöhnen die Sinne sowohl mit schönen Blüten als auch mit köstlichen Aromen. Wirklich „dufte“ sind viele Lilien-Arten, die neben prächtigen Blüten zudem mit ihrem Parfüm nicht geizen. Am meisten betört wohl der Duft der Königs-Lilie (Lilium regale). Die weißen, rosa getönten, trompetenförmigen Blüten verströmen jedoch erst in der Abenddämmerung ihren Wohlgeruch, genauso wie die Orientalischen Hybriden dieser Pflanzengattung.

Pelargonium-graveolens,-Duftgeranie

Am besten pflanzt man Duftgeranien so, dass man oft an ihnen entlangstreift. Es sind die Blätter und nicht die adretten Blüten, die ihren angenehmen Geruch freisetzen.

Der Duft der Nacht

Für Nachtschwärmer und alle, die ihren Garten nur am Feierabend nutzen können, sind erst nach Sonnenuntergang duftende Pflanzen wie Lilien übrigens besondere Schätze. Weitere Duftwunder für die Abendstunden sind Ziertabak (Nicotiana suaveolens), Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis), der als Heckenpflanze beliebte Liguster, sowie die aus den Tropen stammende
und als Kübelpflanze kulti­vierte Engelstrompete (Brugmansia suaveolens). Sie alle duften erst spät­abends, um nachtaktive Insekten zur Bestäubung anzulocken. Damit ihre Aromen unsere Nasen auch wirklich erreichen und nicht einfach in der Nachtluft verfliegen, sollten die betreffenden Pflanzen möglichst in Sitzplatznähe positioniert werden. Und statt Duftpflanzen in Beeten zu kultvieren, können die meisten genauso gut in Töpfe oder Balkonkästen gepflanzt werden. Auf diese Weise kann sogar auf engstem Raum mit ein paar aromatischen Kräutern und Sommerblumen ein kleiner, aber feiner Duftgarten verwirklicht werden!

Engelstrompete-(Brugmansia)

Nasenvergnügen für Nachtschwärmer: Die Engelstrompete (Brugmansia) verströmt ihren Duft erst am späten Abend.

Fotos: © Frank von Berger