Bewusster einkaufen: Abokisten, Cowfunding & Co. STADTGEPLAUDER | 04.03.2021 | Liliane Herzberg

Kistentraeger

Nachhaltig, regional, saisonal: Immer mehr Menschen wollen ihre Ernährung bewusst gestalten. In der REGIO gibt es verschiedene Konzepte, die es ermöglichen, Herkunft, Herstellung und Transportwege der Lebensmittel genau nachzuvollziehen. Ein Überblick.

Marktschwärmer

Marktschwärmer gibt es in vielen Städten Europas – überall dort, wo jemand motiviert ist, etwas zu verändern. In Freiburg war das Barbara Schneider: „Ich wollte vom Reden ins Tun kommen“, erzählt die 45-Jährige. So hat sie sich im Mai 2017 aufgemacht, Landwirte zu suchen und ihr Projekt zu starten. Mittlerweile verkaufen die Landwirte ihre Erzeugnisse jeden Donnerstag von 17.30 bis 19 Uhr im „Hier und Jetzt im Turmcafé“ in der Zähringerstraße. Das Konzept: Einfach von zu Hause aus online Lebensmittel aus der Angebotsliste aussuchen, in den Warenkorb legen und den individuellen Preis direkt bezahlen.

Ohne Corona: Donnerstags dann in die Schwärmerei gehen und die Produkte an den Ständen der Händler persönlich abholen. „,Gib dem Landwirt die Hand‘ ist unser Motto, da können die Leute dann auch ins Gespräch kommen“, so Schneider.
Mit Corona: Bei der Bestellung wird eine Nummer vergeben. Mit dieser zur Schwärmerei gehen und die bereits fertig zusammengestellte Kiste kontaktlos abholen. Für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, bieten die Schwärmer aktuell außerdem einen Lieferservice an.

www.marktschwaermer.de

Cowfunding

Fairer, nachhaltiger Fleischkonsum? Ja, das geht – „bei Cowfunding ist das Tierwohl großgeschrieben“, erklärt Barbara Schneider, Marketing-Expertin des Projekts. Unter dem Hashtag #essenstattvergessen können Kunden online Fleisch- oder Grillpakete eines Tieres kaufen. Die Besonderheit: Es handelt sich um Alte Nutztierrassen. „Vorder- oder Hinterwälderrinder zum Beispiel, die gehören in den Schwarzwald“, findet Schneider. Außerdem werden die Landwirte fair bezahlt, die Tiere genießen zu Lebzeiten Auslauf auf der Weide und werden erst dann geschlachtet, wenn sie vollständig verkauft sind.

Wissen, wo’s herkommt – wer auf der Homepage von Cowfunding stöbert, findet Informationen zu Landwirten, Höfen und Tieren. Beim Einkauf füttert die Seite die Kunden erneut mit detaillierten Beschreibungen zur Herkunft des spezifischen Fleischpaketes. Einmal bestellt und bezahlt, gilt es nur noch, den Freitag abzuwarten, dann liegt das Paket ab 10 Uhr in der Wiehre-Filiale von Metzger Schmidt in Freiburg bereit. Für alle Nicht-Freiburger: Per Post zuschicken lassen geht auch.

www.cow-funding.de

Frischekiste

Die Regionalwert Frischekiste liefert direkt zu den Kunden nach Hause. „Bei uns gibt es quasi alles, wir sind ein Bioladen auf Rädern. Wenn möglich, sind die Produkte Verbandsware, sonst Bio, aber es gibt keine konventionellen Artikel“, schwärmt Geschäftsführer Valentin Oswald. Beim Bestellvorgang können Kunden spannende Informationen über die Produkte lesen, etwa über Herkunftsort, geschichtliche oder botanische Fakten. Hauptlieferant ist die Gärtnerei Querbeet in Eichstetten, ergänzt von weiteren Lieferanten aus der Region und dem Sortiment des Großhandels.
www.regionalwert-frischekiste.de

Gemüsekiste

Piluweri

Säen, ziehen, ernten: Wer bei der Demeter-Gärtnerei Piluweri bestellt, bekommt hochwertiges biodynamisches Obst und Gemüse nach Hause geliefert. Die Gärtnerei aus dem Markgräflerland steht für Qualität und Demeter-Produkte: „Wir bauen nur so viel an, wie wir auch brauchen, wir haben einen eigenen Kompost und Mist, den wir verwerten. Der Grundgedanke ist, dass alles in einem geschlossenen System bleibt, ohne chemische Pflanzenmittel“, erklärt Sarah Bernhard aus dem Piluweri-Team.
www.piluweri.de

Obstkiste Freiburg

Vom Großmarkt direkt zum Kunden nach Hause, ohne Zwischenstopp im Supermarkt und lange Lieferwege: dafür steht die Obstkiste. Georg Obermaier ist einer der Betreiber des Großmarktes. Als wegen der Pandemie 65 Prozent seines Umsatzes wegfielen, hat er kurzerhand die Obstkiste ins Leben gerufen: „Das ist ein Kampf ums Überleben, auch wenn die Kisten natürlich nicht das Kerngeschäft ersetzen.“ Obermaier steht für Abwechslung: „Dort, wo es möglich ist, lege ich Wert auf regionale Bio-Produkte. Aber ich möchte eine vielfältige Kiste anbieten, deshalb gibt es bei mir im Winter nicht nur Lauch, Rote Beete und Weißkraut. Das unterscheidet mich von den anderen Anbietern.“

Im Angebot sind Obst-, Gemüse- und Mixkisten. Wer eine bestellt, kann beliebig Produkte hinzufügen – oder rausnehmen. Das Liefergebiet ist der Website zu entnehmen. Ganz neu im Sortiment: vegetarische Koch-Kisten mit Rezepten vom Koch des Freiburger Restaurants Herrmann. Zutaten für vier Personen, Anleitung, fertige Gewürzmischung – da ist alles drin. 

www.obstkiste-freiburg.de

Fotos: © Silvia Wolf, Sarah Bernhard