Es herrscht Wohnungsnot: Das sagt Freiburg vor dem Dietenbach-Votum STADTGEPLAUDER | 18.02.2019 | chilli

Die Freiburger entscheiden am Sonntag, 24. Februar, über den Bau des neuen Stadtteils Dietenbach. Die Frage lautet: „Soll das Dietenbachgebiet unbebaut bleiben?“ Abgestimmt wird mit „Ja“ oder „Nein“. Wer gegen den Bau ist, muss also „Ja“ ankreuzen.

6500 Wohnungen für rund 15.000 Personen sollen entstehen. Das Areal umfasst 110 Hektar, also etwa elf Mal den Flückiger See am Seepark. Das Gebiet liegt zwischen Lehen, dem Rieselfeld und Betzenhausen. Erste Wohnungen könnten frühestens 2026 bezogen werden. Den Bürgerentscheid herbeigeführt haben die Gegner des Neubaus mit einem Bürgerbegehren. Sie sammelten deutlich mehr als die nötigen 12.000 Stimmen.

Umfrage in Freiburg

Peter Mauser, 55 Jahre, Koch

Ich kann sowohl die Pro- als auch die Contra-Seite verstehen. Natürlich ist Naturschutz wichtig, aber die Eigentümer werden mit den Mieten immer frecher. Ich wohne außerhalb und suche schon seit fünf Jahren eine Wohnung in Freiburg, aber das ist nicht bezahlbar. Platz für 15.000 Menschen würde Freiburg auf jeden Fall entlasten. Heute sind doch auch alle froh, dass es Vauban und Rieselfeld gibt.

Maria Müller, 24 Jahre, Lehramtsstudentin

Ich habe bereits per Briefwahl für den Bau gestimmt. Ich wohne im Mooswald, da wollen die Anwohner auch keine Baustelle vor der eigenen Haustür. Natürlich ist eine Wiese immer schöner, aber irgendwo müssen die Leute schließlich wohnen.

Tobias Hertrich, 28 Jahre, Lehramtsstudent

Ich denke, ich werde für den Umbau stimmen. Natürlich geht dadurch der Charme von Freiburg etwas verloren, aber das ist ein Luxus­problem. Wir haben das Image einer jungen Stadt, das führt eben zu einer immer stärkeren Nachfrage nach Bauflächen. Ob der Standort Dietenbach dafür der richtige ist, wird man sehen. Zwar werden in Freiburg bereits Flächen verdichtet und Lücken geschlossen, aber das ist kein Ausgleich. Die Frage ist eben auch, ob es etwas Besseres gibt.

Corinna Dallmann, 53 Jahre, Verkaufsangestellte

Ich bin für den landwirtschaftlichen Erhalt des Geländes und werde mit ‚Ja’ stimmen. In Freiburg wird bereits ausreichend gebaut, aber eben nicht günstig genug. Ich glaube auch nicht an die Einhaltung der 50-Prozent-Quote, so etwas wurde im Rieselfeld schon nicht eingehalten. Dass sich durch den Bau von Dietenbach die Wohnungslage verbessert, ist ein Trugschluss.

Mathias Göbel, 31 Jahre, Entwicklungsingenieur

Wir sind im Sommer nach Freiburg gezogen. Die Situation war so schlimm, dass wir auf die Idee gekommen sind, zu kaufen statt zu mieten. Aber das kann nicht jeder. Der Wohnraum ist absolut nötig. Die Fläche ist hauptsächlich Acker und eine Aufstockung halte ich für nicht realistisch. Außerdem wird der Wohnungsbedarf weiter steigen.

Dr. Martin Klein, 69 Jahre, Mediziner

Ich bin für eine Bebauung von Dietenbach, es herrscht schließlich Wohnungsnot. Einer meiner Söhne sucht verzweifelt, das ist in Städten schwierig. Eine Aufstockung der aktuellen Gebäude halte ich juristisch für unrealistisch, da ist es besser neu zu bauen. Auch sozialer Wohnungsbau ist ein Muss. Wenn sich die aktuelle Generation trotz Verdienst keine drei Zimmer leisten kann, dann ist die Politik gefragt.

Fotos: © Philip Thomas / Visualisierung: © K9 Architekten

Dietenbach im Faktencheck: Elf Thesen zum Wahlkampf in der chilli-Analyse