Deutsche Aktien zum Schnäppchenpreis: Werner Krieger über lohnende Investments – Vortrag am 14. März Finanzwelt | 11.03.2024 | Werner Krieger

Werner Krieger Werner Krieger (60): Finanzmarkt­analyst, Gründer und Geschäftsführer der GFA Vermögensverwaltung GmbH

Das renommierte Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschafsforschung analysiert seit 2006 alle zwei Jahre die Attraktivität des deutschen Standortes und der wichtigsten Wettbewerbsländer im Hinblick auf große Familienunternehmen. Zuletzt wurde diese Studie für 2022 erstellt und das Ergebnis ist desaströs.

Während Deutschland vor 10 bis 15 Jahren noch im Mittelfeld platziert war, sind wir nun abgestürzt: auf Platz 18 von 21 untersuchten Standorten weltweit. Lediglich Ungarn, Spanien und Italien liegen hinter uns. Die Probleme sind schon lange bekannt: viel zu hohe Unternehmenssteuern, eine falsche Energiepolitik, Überregulierung und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.

Leider werden durch die immer offensichtlicheren Probleme unserer Wirtschaft alle deutschen Unternehmen oft über einen Kamm geschert. Aus Analystensicht gibt es aber viele, die mit der Situation gut zurechtkommen und deren Aktien inzwischen zum Schnäppchenpreis zu haben sind. Bei genauerer Analyse bilden sich fünf Gruppen heraus:

1. Deutsche Gesellschaften mit geringen EXIT-Barrieren

Pharmaunternehmen oder Gesundheitsdienstleister wie Merck, Fresenius, Qiagen oder auch Morphosys erledigen im Schnitt nicht einmal zehn Prozent ihres Geschäfts in Deutschland und sind somit mehr von der weltweiten Konjunktur abhängig. Ähnliches gilt für SAP im IT-Bereich. Sehr viel schwerer tun sich da schon Automobilhersteller: Sie hängen stark von eingespielten Lieferketten und damit vom Standort Deutschland ab. Generell aber sollten Investoren wissen, dass der Absatz der 40 DAX-Unternehmen in Deutschland nur noch etwa 15 Prozent ausmacht und auch nur noch zu 29 Prozent hierzulande produziert wird. Für Investoren eine gute Nachricht.

2. International ausgerichtete große Konzerne

Weltweit tätige Konzerne wie die Deutsche Telekom, Continental oder auch Siemens produzieren nur zu 10 bis 20 Prozent in Deutschland und sind international bei ihren Kunden vor Ort tätig.

3. Spezialanbieter mit Alleinstellungsmerkmal

Manche Unternehmen haben zwar eine hohe Produktionsquote in Deutschland, sind aber durch ihre Spezialisierung von den hiesigen Problemen weniger betroffen und zudem recht günstig bewertet. Das trifft etwa auf Adesso zu, einen Anbieter von Softwarelösungen im Versicherungsbereich, oder Eckert & Ziegler, einen Hersteller radioaktiver Komponenten für die Strahlen- und Medizintechnik, oder auch auf Elmos, der Halbleiter für die Automobilsicherheit produziert. Gerade diese Unternehmen kann man aktuell als Value-Titel günstig erwerben.

4. Weltweit tätige kleine Spezialisten

Befesa, Symrise oder Pfeiffer Vacuum sind zwar relativ kleine Unternehmen, aber hoch spezialisiert und weltweit aufgestellt. Egal, was wir schmecken oder riechen: Symrise hat als Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen wahrscheinlich seine Aktien mit drin. Der Vakuumpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum dürfte bekannter sein; Befesa, ein auf die Beseitigung gefährlicher Abfälle spezialisiertes Unternehmen, eher weniger. Auch sie werden wenig von deutschen Standortproblemen tangiert.

5. Unterbewertete Titel

Durch die Standort-Deutschland-Problematik sind inzwischen einige deutsche Aktiengesellschaften zu Unrecht über Gebühr abgewertet worden. Rein analytisch betrachtet zählen dazu Titel wie Fuchs Petrolub, Dt. Rohstoff AG, Mutares oder auch die erwähnten Titel Adesso und Eckert & Ziegler.

Sollte man nun die genannten Aktien einfach kaufen? Nein. Ein Aktiendepot muss gut strukturiert und richtig diversifiziert werden. Zudem ist es wichtig, Aktien aufgrund verschiedener Kennzahlen erfolgreicher Strategien diszipliniert auszuwählen. Außerdem müssen die Aktien im Depot immer wieder durchleuchtet werden, um keine Nieten mitzuschleppen. Auch Crashs sollten abgefedert werden – und zwar ohne Renditechancen zu verpassen. Es ist bekanntlich keine gute Idee, immer voll investiert zu bleiben.

Info
GFA-Analyst Werner Krieger hält am Donnerstag, 14. März, ab 19 Uhr im Ettenheimer Rathaus den Vortrag „Erfolgreich in Aktien investieren“. Für ihre Aktienstrategie wurde die GFA unlängst vom Wirtschaftsmagazin Capital ausgezeichnet. Anmeldung unter vhs-ettenheim@lahr.de oder direkt an der Abendkasse.

Foto: © GFA