Wenn die Zinswende zwei Mal klingelt: Sparkasse steigert Ertrag und erlebt Einbruch bei neuen Krediten Finanzwelt | 19.03.2024 | Lars Bargmann

Ein Gruppenfoto mit den Personen Lars Hopp, Bernd Rigl und Daniel Zeiler Lars Hopp, Bernd Rigl und Daniel Zeiler (v.l.)

Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau hat ihr operatives Ergebnis im vergangenen Jahr um 46 auf 123 Millionen Euro gesteigert.  Weil der Zinsüberschuss wegen der historischen Leitzinserhöhung um 52 Millionen auf 170 Millionen Euro zulegte.

Die Bilanzsumme stieg um 110 Millionen auf 8,3 Milliarden Euro, das betreute Kundenvolumen kletterte – dank eines starken Wertpapiergeschäfts – erstmals auf mehr als 15 Milliarden Euro (siehe Bilanzbox). Das Volumen neuer Kredite sackte indes um fast eine halbe Milliarde auf 975 Millionen Euro ab. Die Zinswende hat damit zwei Mal in der Bilanz geklingelt. Aber auch die höhere Inflation, konjunkturelle Sorgen und die Herausforderungen in der Bau- und Immobilienwirtschaft bremsten die Nachfrage. Hatte die Sparkasse 2022 noch für 492 Millionen Euro Kredite für Kauf, Bau oder Modernisierung von Wohnungen bewilligt, waren es im vergangenen Jahr nur noch 282 Millionen.

Gegen den Trend entwickelten sich indes die vermittelten Förderkredite: 210 Millionen Euro bedeuten hier einen Zuwachs um 18 Prozent oder 32 Millionen Euro und zugleich das beste Ergebnis überhaupt – außerhalb der Corona-Jahre 2020 und 2021. Mehr als zwei Drittel der Förderkredite flossen an gewerbliche Kunden und stärkten damit die regionale Wirtschaft, die sich trotz geo- und innenpolitischer Unsicherheiten robust zeigt. „Es gibt derzeit keine Anzeichen für eine auffällige Insolvenzwelle“, sagte der Vorstandsvorsitzende Daniel Zeiler. Auch nicht bei den Bauträgern, so Vizevorstand Bernd Rigl.

Sehr wohl auffällig war dagegen das Wertpapiergeschäft: Der Gesamtbestand stieg um 17,4 Prozent oder 446 Millionen Euro und überschritt damit erstmals die Drei-Milliarden-Grenze. Erwartbar hingegen war der steigende Zins­ertrag, wenngleich das Plus von 52 auf 170 Millionen Euro überraschend hoch ist. „Die Zinsen sind zurück und damit auch unser bewährtes Geschäftsmodell. Wir sammeln Geld in der Region ein und geben es als Kredite wieder raus“, so Zeiler.

Die zweite Erlösquelle, das Provisionsergebnis, blieb mit 56 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Zwar sind auch Personalkosten (um 5 auf 65 Mio.) und Sachaufwendungen (um 2 auf 39 Mio.) gestiegen, dem kräftigen Plus im operativen Ergebnis fügten sie aber nur kleine Kratzer zu. Durchaus bemerkenswert ist die Cost-Income-Ratio: Die Bank gab nur noch 45 Cent aus, um einen Euro zu verdienen (Vorjahr: 54,9 Cent).

27 Millionen verdiente Euros wird das Kreditinstitut an Steuern bezahlen (2022: 10 Mio.). 13 Millionen davon allein als Gewerbesteuer, die den Kommunen im Geschäftsbereich zugutekommen. „Wir wirtschaften zum Wohle der Region“, betonte Zeiler. Die Sparkasse stärkt aus dem Ergebnis ihr Eigenkapital, in dem nun 772 Millionen Euro zu finden sind. „Wir können Reserven bilden und damit unseren Auftrag erfüllen, den Mittelstand mit Krediten zu versorgen“, so Zeiler. Einen Erfolg verbuchte die Sparkasse auch beim eigenen Nachwuchs: In sehr schwierigen Zeiten konnte die Zahl der Azubis um 14 auf 86 gesteigert werden. Keine Randnotiz.

Bilanzbox der Sparkasse Freiburg

* nach Reservenbildung und Bewertungen / ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

 

Foto: © Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau