Gute Erträge, wenig Risiken: Die Freiburger Volksbank stärkt massiv ihr Eigenkapital Finanzwelt | 18.03.2024 | Lars Bargmann

Ein Gruppenfoto von den Personen Volker Spietenborg, Uwe Barth, Stephan Heinisch Volker Spietenborg, Uwe Barth, Stephan Heinisch (v. l.)

Es ist seine letzte Bilanz, die Uwe Barth, der Vorstandsvorsitzende der Freiburger Volksbank, unlängst vor Journalisten präsentierte. Der 60-Jährige geht Ende 2024 in Ruhestand. Das vergangene Jahr indes war von viel Unruhe geprägt. Unterm Strich stand ein operativer Gewinn von 37,6 Millionen Euro. Und eine Rekordzuführung in die Reserven. 11,6 Millionen zahlt die Volksbank an Steuern. Mit fünf Millionen Euro profitieren die Kommunen im Geschäftsgebiet über die Gewerbesteuer.

„Geld hat wieder einen Preis, das Geschäftsmodell unserer Volksbank ist stabil“, sagte Barth. Die Erlöse der Genossen speisen sich aus zwei Quellen: dem Zinsergebnis, das um 6 auf 66,6 Millionen Euro zulegte, und dem Provisionsergebnis, das unverändert bei 27,8 Millionen Euro lag. Auf der anderen Seite stiegen Personal- und Sachkosten um 4,8 auf 56,8 Millionen Euro.

Vom operativen Ergebnis steckten das Vorstandstrio um Barth, Volker Spietenborg und Stephan Heinisch 16,1 Millionen ins Eigenkapital, das nun erstmals mehr als 400 Millionen Euro beträgt (siehe Bilanzbox). Mit einer Quote von 17,5 Prozent, gefordert sind 12, sei die Bank „überdurchschnittlich kapitalisiert“ und habe ausreichend Mittel, um die Kundschaft mit Krediten zu versorgen. Das Volumen dieser Kredite gab 2023 Jahr deutlich nach: Statt 770 waren es noch 490 Millionen Euro. Weil das Bauträgergeschäft und die Baufinanzierungen starke Rückgänge verzeichnen. „Das ist schon eine Besonderheit der Bilanz“, hob Barth hervor. Der Markt für neue Immobilien sei derzeit „mausetot“, sagte Heinisch. Bemerkenswert: Die gewerblichen Kredite ohne die Bauwirtschaft legten um sieben Prozent zu.

Bei den Provisionen gab es ebenfalls weniger durch die Immobilienvermittler, das Delta glichen aber Bausparverträge wieder aus, die „sehr stark“ zulegten, wie Spietenborg berichtete.  Insgesamt hat die Volksbank 2,98 Milliarden Euro an Krediten und 2,99 Milliarden an Kundeneinlagen – eine Bilanz in Balance. Das betreute Kundenvolumen ist um 4,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro angestiegen, die Bilanzsumme um 120 Millionen auf 3,96 Milliarden.

Die Bewertungseffekte (vor allem Wertberichtigungen für Kredite) fielen für 2023 deutlich geringer aus als 2022. „Unsere Risikolage ist überschaubar und stabil“, betonte Barth. Das insgesamt anziehende Insolvenzgeschehen in Deutschland und die veränderte Marktlage im Immobilienbereich zeige sich aber noch nicht in den Büchern.

Fürs laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem etwas schwächeren Ergebnis. Das werden dann Heinisch und Spietenborg präsentieren. Nach Barths Ausscheiden werden die beiden 57-Jährigen die Volksbank als Doppelspitze weiterführen. Barth, gebürtiger Freiburger, kam vor 31 Jahren zur Volksbank. Seit 2007 ist er im Vorstand, seit 2009 dessen Sprecher. Zwei Dinge seien in dieser Zeit besonders prägend gewesen: die weltweite Finanzkrise und die lange Niedrigzinsphase. Die erste habe die Bankenlandschaft grundlegend verändert, die zweite habe den Kern des Geschäftsmodells einer Volksbank angegriffen. „Dass eine Volksbank mal Strafzinsen verlangen musste“, schüttelt Barth den Kopf, „das hätte ich mir nicht vorstellen können.“

Ein Foto der Bilanzen von der Volksbank Freiburg

* nach Reservenbildung und Bewertungen / ** So viel Cent gibt die Bank für 1 Euro Ertrag aus

 

Foto: © Volksbank Freiburg