Megachance an Aktienmärkten – Analyst Werner Krieger über Reaktionen der Märkte auf Rezessionen Finanzwelt | 20.07.2023

Werner Krieger Werner Krieger (60): Finanzmarkt­analyst, Gründer und Geschäftsführer der GFA Vermögensverwaltung GmbH.

Kommt eine weltweite Rezession? Das ist die Frage, die sich in diesem Jahr alle stellen. Für die deutsche Wirtschaft können wir diese Frage seit dem 25. Mai mit „Ja“ beantworten. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent zurück und bereits zwischen Oktober und Dezember 2022 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent.

Und auch in den USA deutet alles darauf hin, dass sich die US-Wirtschaft entweder bereits in einer Rezession befindet oder darauf zusteuert. Drei bedeutende Merkmale, die auf eine Rezession hindeuten:

· Der Leading Economic Index (LEI): Der Indikator für die US-Konjunkturentwicklung steht seit Dezember 2022 klar auf Rezession und ist im Mai nun bereits den 13. Monat in Folge gesunken.

· Die Zins(struktur)kurve: Immer, wenn die Differenz zwischen den zehnjährigen und dreimonatigen Zinsen länger als drei Monate negativ war, folgte in der Vergangenheit eine Rezession.

· Die Notenbankpolitik: Im März 2022 fand die erste Zinserhöhung durch die amerikanische Notenbank Fed statt. Erfahrungsgemäß startet eine Rezession rund 12 bis 18 Monate danach.

Wie reagiert der Aktienmarkt bei einer Rezession? Noch überdecken die beeindruckenden Unternehmensgewinne der US-Techriesen und der Luxusgüterhersteller in Europa die Gesamtsituation – auch an den Börsen. Die Gewinne dieser großen Unternehmen lagen circa 13 Prozent über den Erwartungen. Da sie hoch gewichtet sind, zogen diese wenigen Schwergewichte die Indizes nach oben. Aktuell werden die geballten Hinweise auf eine Rezession unserer Meinung nach noch nicht vollständig in den Finanzmärkten eingepreist.

Die gesamte Gemengelage weltweit – Ukrainekrieg, Inflation, Wahlen, US-Schuldenobergrenze – führte dazu, dass die Stimmung unter den Anlegern schon jetzt alles andere als euphorisch ist. So gehen wir davon aus, dass die Kurse am Aktienmarkt in diesem Jahr noch weiter fallen. Unsere Prognose sieht nach einem Korrekturbedarf in den Sommermonaten jedoch eine antizyklische Megachance an den Aktienmärkten im Herbst – und zwar über mehrere Jahre.

Der beste Zeitpunkt, um in den Aktienmarkt einzusteigen, ist, wenn die Rezession ihren Tiefpunkt erreicht hat. Aktienmärkte preisen die Zukunft ein und reflektieren nicht die aktuelle Situation. Betrachtet man rein statistisch die Phasen der US-Konjunktur seit den 1960er-Jahren, so begannen die Aktienkurse bereits wenige Monate vor dem Rezessionsende sehr stark zu steigen. Anleger, die drauf warteten, bis es der Wirtschaft wieder spürbar besser ging, waren mit ihren Investitionen stets viel zu spät dran.

Unsere Empfehlung für Sie als Anleger ist, verfügbare Investitionssummen nun nicht sofort zu 100 Prozent in den Aktienmarkt zu investieren. Das Problem, das sich an der Börse so oft zeigt, ist, dass keiner mit Sicherheit sagen kann, wann der Tiefpunkt der Rezession erreicht ist.

Anhand der oben genannten Merkmale gehen wir davon aus, dass für die Aktienmärkte nach einer Sommerkorrektur im Herbst ein belastbarer Boden gefunden sein könnte. Sie sollten Ihr anzulegendes Geld daher bis in den Herbst hinein aufteilen und in mehreren Tranchen investieren. Im Oktober allerdings sollte die letzte Position investiert sein. So können Sie davon ausgehen, die Tiefphase der Rezession mitgenommen und viele Titel zu günstigen Kursen erworben zu haben, um gute Renditechancen zu eröffnen.

Als Vermögensverwalter arbeiten wir mit verschiedenen Modellen, in deren Rahmen Aktienquoten je nach Marktsituation reduziert und wieder erhöht werden. So sind unsere Kunden derzeit bereits nicht mehr zu 100 Prozent über die jeweilige Strategie in Aktien investiert. Die Aktienquote in den Strategien wird jedoch sukzessive erhöht, sobald wir die richtigen Signale dafür bekommen.

Dass uns das bislang sehr gut gelingt, wurde nun vom angesehenen Wirtschaftsmagazin Capital honoriert. Dies kürt uns im aktuellen Heft mit vier Sternen zum Top-Vermögensverwalter in der Kategorie „ausgewogen“.

Foto: © GFA