Ärger um IHK-Baustelle – Massive Verzögerungen und massive Kostensteigerung Handwerk | 21.08.2024 | Lars Bargmann

Sanierung des IHK-Stammsitzes Kostentreiber: Die Sanierung des IHK-Stammsitzes wird mittlerweile auf 21 Millionen Euro taxiert.

Eigentlich wollte die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) schon Ende vergangenen Jahres in ihre frisch sanierte Hauptgeschäftsstelle an der Schnewlinstraße zurückziehen. Jetzt aber sucht Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon sogar noch ein zweites Ausweichquartier. Bei dem von der Vollack-Gruppe gesteuerten Projekt gibt es massive Verzögerungen. „Sehr ärgerlich“, sei das, so Salomon. Auf der anderen Seite gibt es erhebliche Kostensteigerungen: Aktuell ist der Umbau auf 21 Millionen Euro taxiert.

Das mit OSB-Platten vernagelte Foyer hinter dem Bauzaun am Stammsitz der IHK gibt den Blick ins Innere nicht frei. Von hektischer Betriebsamkeit kann aber bei der Dauerbaustelle auch keine Rede sein. Auf der Seite hin zum Crash ist ein Kran zu sehen. Schwer abzuschätzen, wann der zuletzt Lasten durch die Luft gehievt hat. „Ja, wir haben massive Verzögerungen“, bestätigt Salomon am Telefon. Auch im Urlaub hat ihn die Anfrage der Redaktion nicht kalt gelassen.

Erst war das Finale der Sanierung und des eingeschossigen Neubaus im Innenhof auf Ende 2023 geplant. Dann sollten auch die Beschäftigten aus dem alten Hochhaus an der Bismarckallee 18-20 wieder ausziehen, wo sie seit Anfang November 2021 arbeiten. Dann stand Ende 2024 im Plan. Ein ganzes Jahr später. Nun aber, so viel ist heute schon klar, kann auch dieser Termin nicht gehalten werden. Vielleicht wird es auch Ende 2025 – oder gar noch später.

Selbst wenn das Stammhaus bis Ende 2025 saniert wäre, würde der Neubau im Innenhof weiter die baustellentypischen Begleitgeräusche von sich geben und auch die Tiefgarage wäre nicht nutzbar. „Wir können wirklich nicht sagen, dass wir mit dem Ablauf zufrieden sind. Aus unserer Sicht ist viel zu wenig Druck auf der Baustelle“, sagt Salomon.

Der Neubau auf der Tiefgarage wird übrigens auf Mikropfählen gegründet, durchaus ähnlich den berühmten Pfahlbauten in Unteruhldingen. 42 Stück werden dazu bis zu 8 Meter in den dann tragfähigen Grund versenkt, erzählt der beauftragte Statiker Martin Mohnke.

Weil die Technik im alten Hochhaus an der Ecke Bismarckallee und Friedrichring – etwa die Klimatisierung – nicht anständig funktioniert und insgesamt die Arbeitsumgebung dort bei der Belegschaft keine Begeisterungsstürme auslöst, sucht die IHK derzeit für mindestens 18 weitere Monate ein neues Interimszuhause. Mit bis zu 2500 Quadratmetern. „Wir mussten Mitarbeitende nach Lahr und Offenburg oder ins Home-Office schicken, das ist nicht optimal“, so der Hauptgeschäftsführer. Zudem hat die IHK an mehreren Standorten Räume für die hauseigene Akademie angemietet.

Angefangen hat alles mit dem fehlenden Platzangebot für die Kammer. Zunächst hatte man das benachbarte Flurstück 277 mit dem Crash als Erweiterung ins Auge gefasst (wir berichteten). Dagegen gab es deutlichen Widerstand vonseiten der Politik. Sodann kam auf der anderen Seite die Parkgarage im Faulerpark in den Fokus. Auch dort gab es Kritik. Schließlich überraschten der damalige IHK-Präsident Steffen Auer und Salomon mit der Idee, den Innenhof mit dem Tagungsraum zu überbauen und oben stattdessen neue Büroflächen zu realisieren. „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, ließe sich Goethe zitieren.

Aber das Gute war bei näherem Hinsehen doch nicht so gut: Je genauer die Fachleute, nicht zuletzt die Statiker, hinschauten, umso mehr trat zutage, dass in dem 1991 bezogenen Gebäude vieles vielmehr gar nicht gut ist: Das statische System ist mangelhaft, es liegt an bestimmten Stellen schlicht zu wenig Stahl im Beton. Der große Tagungsraum im vierten Obergeschoss hat keinen zweiten Fluchtweg. Es gibt für die 180 Fenster keine Ersatzteile mehr. Es muss brandschutztechnisch nachgerüstet werden. 

So wurde aus der anfänglichen Sanierung nur des Foyers für 500.000 Euro im Prinzip eine Kernsanierung, von der nicht zuletzt auch die Böden und die Heizungsanlage betroffen sind. Nun soll das Grundstück gleich ans Fernwärmenetz angeschlossen werden.

Im April 2020 hatte die Kammer die Kosten auf 10 Millionen Euro taxiert, im Herbst 2021 war von 14 Millionen die Rede, jetzt sind es 21 Millionen Euro. Für am Ende knapp 5100 Quadratmeter, mithin gut 4100 Euro für jeden Quadratmeter. Dafür hätte die Kammer – auch wenn die Baugrube auf dem zu allen Seiten engen Grundstück eine Herausforderung gewesen wäre – auch neu bauen können. 

Foto: © Lars Bargmann