Polizei empfiehlt Messerverbotszonen Kriminalität | 19.04.2025 | Philip Thomas

Polizei Trotz roter Laterne insgesamt zufrieden: (v.l.n.r) Kripo-Chef Armin Bohnert, Präsident Franz Semling und Sprecherin Laura Riske

Freiburg ist erneut der am stärksten von Kriminalität betroffene Stadtkreis im Land. Das geht aus der aktuellen Kriminalitätsstatistik hervor. Besondere Sorgen bereiten der Polizei nicht nur Gewaltdelikte wie Raub, Körperverletzung und Bedrohung – sondern auch Messerangriffe. Aktuell prüft das Präsidium drei Verbotszonen im Stadtgebiet.

„Wir hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr über eine andere Platzierung unterhalten können“, sagt Freiburgs Polizeipräsident Franz Semling angesichts 24.592 erfassten Straftaten im Stadtkreis Freiburg. Gemessen an der Einwohnerzahl war Freiburg (10.336 Delikte pro 100.000 Einwohner) damit im vergangenen Jahr die am meisten von Kriminalität geplagte Stadt in Baden-Württemberg. Dahinter liegen Mannheim (9954) und Ulm (9461).

Insgesamt gehen die Delikte im Bereich des für Freiburg, Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald sowie Lörrach und Waldshut zuständigen Präsidiums um 2,2 Prozent auf 77.698 zurück. Aber auch die Aufklärungsquote sinkt auf einen 10-Jahres-Tiefstand.

Bei knapp einem Drittel (29,2 Prozent) aller im Zuständigkeitsbereich des Freiburger Präsidiums erfassten Delikte handelt es sich um Diebstahl. Danach folgen ausländerrechtliche Verstöße (15,9 Prozent), also etwa unerlaubter Aufenthalt. Betrug liegt bei 11,6 Prozent, danach folgen Körperverletzung mit 10,3 Prozent und Sachbeschädigung mit 8,4 Prozent.

Drei von vier Tatverdächtigen (76 Prozent) waren männlich. Die Polizei beobachtet außerdem, dass Tatverdächtige zunehmend nicht deutsch sind, also keinen deutschen Pass haben. Laut Semling lag die Quote im vergangenen Jahr im Präsidiumsbereich bei 45 Prozent. „Das ist eine Trendzunahme“, sagt er. Im Jahr 2004 waren es knapp 25 Prozent.

2315 geklaute Räder

Insgesamt 41 Straftaten gegen das Leben wie Totschlag (20 Fälle), fahrlässige Tötung (11) und Mord (10) verbuchte das gesamte Präsidium. In den Vorjahreszeitraum fielen 49 solcher Ermittlungen. „Aus der Statistik lassen sich keine Zusammenhänge herauslesen, Hintergründe sind Familiendramen, psychische Störungen oder der klassische Mord“, so Armin Bohnert, Leiter der Kriminalpolizeidirektion.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung notierten die Beamten in 1440 Fällen. Darunter 111 Vergewaltigungen, 226 Fälle von sexueller Belästigung und 187 Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs. 657 Delikte wegen der sogenannten Verbreitung pornografischer Schriften sind aktenkundig. „Davon sind wir in Südbaden stark betroffen“, kommentiert Bohnert. Nicht jeder Fall könne sofort verfolgt werden, die Beamten konzentrieren sich laut Kripo-Chef auf Fälle, in denen Täter unmittelbar beruflich oder privat mit Kindern zu tun haben.

Die Teillegalisierung von Cannabis habe laut Polizei „nicht dazu geführt, dass weniger Rauschgift konsumiert wird“. In den Büchern gingen diese Delikte jedoch um 40 Prozent zurück. Ebenfalls statistisch signifikant ist der Bereich Cybercrime: Mehr als 1,3 Millionen Euro konnten Täter in 1439 Fällen im Netz erbeuten. „Online ist es professioneller geworden“, sagt Bohnert. Betrugsmails sehen zunehmend echter aus. Betroffene haben nur geringe Chancen, ihr Geld zurückzubekommen.

Und die Breisgaumetropole ist eine Hochburg für Fahrraddiebe: 2315 Räder wurden in Freiburg im vergangenen Jahr gestohlen. Mannheim kommt auf 1469 entwendete Drahtesel, Karlsruhe auf 1291 und Stuttgart auf 1052. Auch der Freiburger Polizei wurde ein Dienstrad am Bahnhof geklaut. Zurück blieb den Beamten nur ein durchtrenntes Schloss.

Besondere Sorgen bereitet Semling der Anstieg von Gewaltdelikten wie Raub, Körperverletzung und Bedrohung. „Einem bestimmten Anteil von Menschen fällt es schwerer, Konflikte mit Kommunikation zu lösen“, sagt er. 5882 solcher Fälle nahmen die Beamten im vergangenen Jahr auf – der höchste Wert seit zehn Jahren.

Auch Messerangriffe hat der Polizeipräsident im Visier. 138 Mal wurde in Freiburg entweder mit einer Klinge gedroht oder zugestochen. Hotspots sind der Europaplatz (13 Angriffe), der Stühlinger Kirchplatz und die Landeserstaufnahmestelle mit jeweils 11 Fällen. „Wir sind mit der Stadt im Austausch und klären die rechtliche Situation für Messerverbotszonen.“ 

Foto: © pt