Bunt & kreativ: Kreidefarbenmanufaktur in Riegel und Berlin Land & Leute | 22.12.2023 | Dorothea Wenninger

Andrea Schultz und zwei ihrer Kuckusuhren

„Color your Kuckuck“ heißt das jüngste Projekt von Andrea Schultz (o.). Nach Herzenslust kann man mit ihrer ökologischen Kreidefarbe im Atelier in Riegel Kuckucksuhr-Rohlinge bemalen und das Unikat mit nach Hause nehmen.

In der Werkstatt von Andrea Schultz im Hinterhof der Riegeler Hauptstraße stehen neben allerlei Pinseln und Farbtöpfen gedrechselte Kerzenständer, Bilderrahmen, beschriftete Schilder und alte Möbel – alles hat durch Farbe ein neues Gesicht erhalten. Die aus Freiamt stammende gelernte Malerin und Lackiererin „hat sich schon immer wohl gefühlt mit Farben“.

Nach der Ausbildung zur Bautechnikerin im Hochbau machte sie sich als Bauleiterin selbst­ständig und arbeitete auch als Sachverständige für Schimmelpilze in Innenräumen. Es war vor allem dieses Thema, das sie dazu bewegte, eine Farbe zu entwickeln, die die Wände atmen lässt. Heraus kam yellow-chair®, die Produktlinie der matten Kreidefarben auf Wasserbasis mit mineralischen Pigmenten und einem hohen pH-Wert, der Schimmelpilze fernhält. Weder Lösemittel noch gesundheitsschädigende flüchtige organische Verbindungen noch konservierende Stoffe, die Allergien auslösen können, sind enthalten. Das überzeugte auch das „Öko-Test“-Magazin, das sie als einzige von zwölf Farben mit „Sehr gut“ bewertete. „Ich wollte selbst mit Farben arbeiten, bei denen ich wusste, was drin ist.“

Mineralische Farben sorgen für ein gesundes Raumklima und verbreiten durch die stumpfmatte Optik Behaglichkeit. Wer die eigenen vier Wände mit echten Kreidefarben streichen möchte, bringt sie am besten direkt auf den Putz auf. Die Farbe wird mit einer Bürste aufgebracht, gewalzt werden höchstens mal die Decken. Kunstvoller gestalten lässt sich eine Wand mithilfe der Wall-Art-Technik, die Andrea Schultz gerne in Workshops weitergibt. Es wird Farbe aufgespachtelt, mit Musterwalzen und Schablonen gearbeitet, gebürstet und gepinselt.

In die meisten Workshops bringen die Teilnehmerinnen – es sind zu 95 Prozent Frauen – alte Möbelstücke mit. Mit der yellowchair-­Farbe peppen sie ihre Lieblings­stücke im Shabby-Chic-Look auf, wo Kratzer und Macken nicht stören. Die Farbe verleiht den alten Stücken einen neuen Akzent. Ihre Kurse hält die Mittfünzigerin mit fünf Teilnehmerinnen bewusst klein, damit eine offene, vertrauensvolle Atmosphäre entstehen kann. Wenn am Nachmittag schließlich alle mit Farbe werkeln, wird es still im Raum: „Wenn ich kreativ bin, schalte ich den Kopf aus, das bringt mich runter. Vor dem Kurs sagen so viele: ‚Das kann ich nicht.’ Und am Ende des Tages stehen sie mit leuchtenden Augen da und sind wahnsinnig stolz auf sich. Das ist mein Anliegen, diese Botschaft in die Welt zu tragen: ‚Jeder Mensch ist kreativ.’“

Ihr jüngstes Projekt heißt „Color your Kuckuck“: Die Idee zur individuellen farbigen Gestaltung von Kuckucksuhren war ihr in einem Schwarzwaldrestaurant in Berlin zugeflogen, wo sie seit Neuestem eine Dependance hat. Ihre hölzernen Rohlinge bezieht sie aus der traditionsreichen Uhrenfabrik Trenkle in Simonswald. Inzwischen sind mit Hilfe von Pinsel und Schab­lonen zahlreiche ausdrucksvolle Unikate entstanden. Viele davon wurden vorausschauend und mit Herzblut als Weihnachtsgeschenke gefertigt und einstweilen gut versteckt, andere ticken sogar in Wohnzimmern in Übersee und ­wecken die Sehnsucht nach dem nächsten Schwarzwald-Besuch.

Info

diekreidefarbe.de

Foto: © Andrea Schultz