Kultur ohne Grenzen: Kulturinsel Art’Rhena Land & Leute | 22.01.2022 | Kornelia Stinn

Art Rhena

Auf einer Insel mitten im Rhein, zwischen Breisach und Neuf-Brisach, liegt das deutsch-französische Kulturzentrum Art’Rhena. Im vergangenen Herbst ist das länderübergreifende Projekt in seine erste Saison gestartet. Die ersten Veranstaltungen haben gezeigt: Gemeinsam lernen, lachen, lauschen und staunen kann Brücken bauen zwischen Sprachen und Nationen.

„Worum trennt uns e Rhi? Àss mìr zeige chenne, wia me Brucke bäut.“ Mit diesem Ausspruch nahm die elsässische Schriftstellerin Lina Ritter (1888–1981) die Philosophie der Art’Rhena vorweg. Der Standort des Kulturzentrums könnte nicht besser gewählt sein: Auf der Rheininsel, genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, soll die Art’Rhena Brücken schlagen zwischen zwei Nationen, zwischen Ländern und Sprachen. Initiiert haben das Projekt die Communauté de Communes Pays Rhin-Brisach und die Stadt Breisach. Nach zehn Jahren Planung und drei Jahren Bauzeit konnte im letzten Herbst endlich die Einweihung gefeiert werden. Sogar die Außenhülle inszeniert die völkerverbindende Grundidee: Das auf französischer Seite gelegene Bauwerk spiegelt in seinen Frontscheiben den Breisacher Münsterberg mit dem Stephansmünster auf deutscher Seite. Über eine seitlich hochführende Rampe ist eine Aussichtsterrasse zu erreichen, von der aus der Blick über beide Seiten des Rheins schweift, über die Grenze hinweg.

ArtRhena

Verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Art’Rhena ist Yasmin Ulrich. Die ersten Monate sieht sie als Testphase. Aktuell stehen Kabarett, Theater, Marionettenspiel, Zirkus oder Artistik auf dem Programm. Ulrich betont, dass für Groß und Klein und für jeden Geschmack etwas dabei ist. Es bestehe die wunderbare Möglichkeit, die Kultur des anderen zu entdecken. Und das nahezu ohne Sprachbarrieren, wie bei der Eröffnungsveranstaltung „Concerto pour deux clowns“ der Compagnie Les Rois Vagabondes, die mit einer Mischung aus Musik, Tanz und Akrobatik im ausverkauften Saal bei rund 400 Besuchern für Begeisterung sorgten.

Mehr als tausend Worte

Zwei Drittel der vorgesehenen Veranstaltungen, so Ulrich, seien sprachenübergreifend. Klänge und Bilder könnten manchmal mehr erzählen als tausend Worte. Die Atmosphäre der Nähe sei wichtig. So können die Besucher, wenn der Saal nicht gefüllt ist, einfach ganz nah an die Bühne heranrücken. Dann ist es nur ein kleiner Schritt, nach der Vorstellung einfach mal mit den Künstlern zu reden. Diese Nähe sei Teil des Konzepts, sagt Ulrich. Das Miteinander-ins-Gespräch-Kommen soll bei allen Aufführungen möglich sein, für Groß und Klein, ob im Saal oder bei für die wärmere Jahreszeit geplanten Aufführungen im großzügigen Außengelände.

ArtRhena

Programmdirektor Jérémy Goltzene ist voller Vorfreude: „Ich finde es spannend, dass wir endlich beginnen können. Wir haben lange gewartet und sind nun sehr froh, dass wir so gute Rückmeldungen über die ersten Aufführungen erhalten.“

Fotos: © Winfried Stinn