Zum Greifen nah: Falkner und Stadtjäger Axel Haas Land & Leute | 22.05.2024 | Reinhold Wagner
Sakerfalke Mala sitzt ruhig auf der Hand von Axel Haas. So friedlich, wie er dreinschaut, so resolut geht der Vogel vor, wenn der Falkner ihn losschickt, lästige Krähen oder Tauben zu vergrämen.
Der Freiburger Axel Haas ist ausgebildeter Jäger und Falkner, dazu Fallensteller und – noch spezieller – Bisamfallensteller. Der Stadtjäger besitzt neben dem normalen Jagdschein auch einen fürs Bogenschießen. Derart ausgestattet und spezialisiert nimmt er Aufträge von Stadt und Gemeinde, aber auch von Firmen und Privat an, wann immer es darum geht, nervige oder Schäden verursachende Wildtiere in ihre Schranken zu weisen. So zum Beispiel Stadttauben, die Gebäude verschmutzen und deren ätzender Kot Grünpflanzen, Balkonen, Solardächern und Hausfassaden zusetzt. Oder etwa Saatkrähen, die im Schwarm landwirtschaftliche Flächen, Weinreben und Obstbäume heimsuchen und kahl zu fressen drohen, wenn ihnen niemand Einhalt gebietet.
Auch gegen überhandnehmende Eindringlinge wie die Ägyptische Nilgans, Grau- oder Kanadagans, Bisam, Nutria oder Marder geht er vor. Und wenn es nötig ist oder die Jagdsaison es vorschreibt, rückt Axel Haas auch aus, um Rehe, Wildschweine, Füchse, Dachse, Kaninchen oder Hasen zu jagen. Das dazu jeweils erforderliche Wissen und die Erfahrung hat sich der leidenschaftliche Falkner, Jäger und Fallensteller im Laufe der vergangenen rund 25 Jahre nach und nach angeeignet und in der langjährigen Praxis erworben. Bekannt wurde er vor allem durch seine jahrelangen Vorführungen in der eigenen Event-Falknerei, zunächst in Freiburg, später in Rust, und nicht zuletzt durch zahlreiche Besuche an Kindergärten und Schulen. Nun aber sei Schluss damit. Er wolle endlich mehr Zeit für seine Familie und die vier eigenen Kinder haben. Und so stellte der zuvor umtriebige Event-Falkner 2023 seine nebenberuflichen Tätigkeitsfelder um auf gebuchte Aufträge als Stadtjäger im nahen Umfeld seiner Heimatstadt Freiburg.
Von dem anfangs und zwischenzeitig noch recht umfangreichen Tierbestand, zu dem auch einmal Hund Odin, Uhu Embla, ein Turm- und mehrere Wanderfalken, zwei Habichte, ein winziger Sperlingskauz und ein Rudel Frettchen zählten, sind ihm aktuell nur noch das Saker- oder Würgefalkenweibchen Mala geblieben und die beiden Wüstenbussarde Baldur und Frick. Daneben nennt er einen Steinkauz und eine Schleiereule sein Eigen, die er noch für den einen oder anderen seltenen Auftritt an Schulen oder Kindergärten hält. Ansonsten hat er sich und seine Leidenschaft ganz der Jagd und dem Vergrämen verschrieben.
Wildtiere können unberechenbar sein
Dabei ist es meist mit einem Ortsbesuch nicht abgetan. „Nur durch ständiges Stören und regelmäßige Präsenz meiner Greifvögel lassen sich Krähen und Tauben auf Dauer vertreiben“, erzählt der Jagdtrainer. Dabei geht er stets individuell nach Situation, Anforderung, Tierart, Einsatzgebiet und Saison vor. Ist gerade Brutzeit und haben die Wildtiere Nachwuchs, können sie unberechenbar sein und auch die Jäger oder unbeteiligte Spaziergänger angreifen. Liegen aber Sondergenehmigung und Auftrag vor, hat der Jäger das Recht, frei nach seinen und den Erfordernissen der Greifvögel zu handeln, um der Plage Herr zu werden. Auch wenn es sich dabei um geschützte Arten wie die Saatkrähe – einen Singvogel – handelt. Und so lernen beide Seiten aus Erfahrung, Erfolg und Misserfolg, wo welche Strategie zum besten Ziel führt: Sowohl die Angegriffenen als auch der Stadtjäger und sein Greif, deren bloße Anwesenheit im Revier bei den Wildtieren für Unruhe und letztendlich Wegzug sorgt, weil das regelmäßige Auftauchen der beiden stets von Neuem mit dem Tod und Verlust eines Artgenossen in Verbindung gebracht wird.
„Du musst ein Feindbild schaffen, das immer wieder auf dem Plan steht, um einen dauerhaften Effekt zu erreichen“, weiß Axel Haas. Und wenn er solch ausgefallene Ideen anwendet, wie das Tragen einer leuchtend orangefarbenen Arbeitskleidung beim gleichzeitigen Einsatz von Schusswaffen oder Greifvögeln. Die so vergrämten Störenfriede werden künftig die regelmäßig auftauchenden Arbeiter der Müllabfuhr stets mit Gefahr verbinden – und entsprechende Orte meiden.
Info
Stadtjäger Axel Haas
Mobil: 0171-8209126
falknereiaxelhaas@gmail.com
www.falknereiaxelhaas.de
Fotos: © Reinhold Wagner