Mickey Mouse und Darth Vader singen im Duett: Die Physik-Weihnachtsvorlesung an der Uni Freiburg STADTGEPLAUDER | 16.12.2022 | Pascal Lienhard

Physik-Weihnachtsvorlesung

Physiker Horst Fischer rauscht in einem Gefährt durch den Hörsaal. Hinten an seinem an eine Seifenkiste erinnernden Vehikel entweicht ein Gas. Der Wissenschaftler dreht mehrere Runden, ehe er in Gewinnerpose die Arme in die Höhe reckt. Hat Fischer die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn überschritten? Nein, er hat vor dem vollen Großen Hörsaal der Physik nach zwei Jahren Zwangspause die erste Physik-Weihnachtsvorlesung gehalten.

„Meine eigentlichen Versuche wären für Sie heute zu gigantisch und zu langweilig“, sagt Fischer, der sich sonst mit Themen wie Dunkler Materie beschäftigt. „Außerdem müssten wir 20 Jahre auf Ergebnisse warten.“ An diesem Nachmittag soll es bei der Physik-Weihnachtsvorlesung im Institutsviertel aber um den Spaß an der Wissenschaft gehen. Die mehr als 20 Experimente von Fischer und seinen beiden Kollegen sind mal witzig und mal adrenalingeladen, aber stets informativ.

Physik-Weihnachtsvorlesung

Physik ist keine Magie

Los geht es mit einer Täuschung. Fischer bittet seine Zuhörer·innen, eine sich bewegende Drehscheibe für 20 Sekunden zu fixieren. Und siehe da: Wer den Blick danach direkt auf den Physiker richtet, sieht ihn mit vergrößertem Kopf.

Groß und Klein hat es in den Hörsaal gezogen. Die Besucher·innen werden auch selbst ins Geschehen eingebunden. Vier Versuchskaninchen sitzen auf Hockern und lehnen sich so zurück, dass je eine Person den Kopf auf den Oberschenkeln der anderen Person hat. Und was machen Fischer und Kollegen? Sie ziehen die Hocker weg. Die Freiwilligen kippen aber nicht um, sondern verharren in stabiler Position. Klingt nach Magie, ist aber Physik.

Versuch bei Physik-Vorlesung

Musikalische Naturwissenschaftler

Bei einer Weihnachtsvorlesung darf die festliche Gesangseinlage nicht fehlen. Wer Helium einatmet, dessen Stimme wird höher. Diesen Effekt nutzt Fischers Kollege Helmut Wentsch. Der Zeremonienmeister selbst atmet das schwerere Gas Schwefelhexafluorid ein, seine Stimme wird tiefer. Im Duett bieten Wentsch und Fischer „Leise rieselt der Schnee“ dar. Das führt zu vielen Lachern. „Der Kollege klingt wie Micky Maus, ich wie Darth Vader“, witzelt Fischer.

Wentsch ist ohnehin musikalisch veranlagt. Das beweist seine Performance am Theremin, einem Instrument, das ohne Berührung gespielt wird. Wentsch bewegt seine Hände entlang zweier Antennen – und schon erklingt die Melodie des Filmklassikers „Spiel mir das Lied vom Tod“. Mit einer Hand steuert der Forscher die Lautstärke, mit der anderen die Tonhöhe.

Physik-Weihnachtsvorlesung

Nach der Corona-Pause sind alle drei Vorlesungstermine restlos ausverkauft. Zwei Jahre mussten Fans auf das beliebte Format warten. Das Fazit der Premiere: Der Großteil der Experimente ist geglückt. Eine Glühbirne ist Opfer einer fliegenden Flasche geworden, auch eine Steckdose hat den Nachmittag nicht überstanden. Solche Kollateralschäden sind zu verkraften und bleiben als skurrile Erfahrung im Gedächtnis. Ebenso wie das Bild des Physik-Professors, der mit Helm und Schutzbrille auf seinem Gefährt durch die Uni rauscht.

Fotos: © Pascal Lienhard