„Ohne geht es nicht“ – Seit mehr als 20 Jahren gibt’s in Kappel Weihnachtsbäume zum Selberschlagen STADTGEPLAUDER | 20.12.2024 | Philip Thomas

Tannenbäume mit Schnee

Der erste Weihnachtsbaum der Geschichte wurde möglicherweise im Jahr 1419 in Freiburg geschmückt. Rund 600 Jahre später sind die immergrünen Pflanzen als Zeichen für Lebenserhalt und Frühling nicht mehr aus weihnachtlichen Wohnzimmern wegzudenken. In Kappel können Besucher die Bäume selbst schlagen.

Der Südwesten und die Nadelbäume. Das gehört zusammen wie Heiligabend und Christstollen. Trotzdem importierte Baden-Württemberg 2022 fast zehnmal so viele Weihnachtsbäume wie es ausfuhr: 203.400 geschlagene Bäumchen im Wert von fast 2,3 Millionen Euro fanden ihren Weg – überwiegend aus Dänemark – in die hiesigen Wohnzimmer, so das Statistische Landesamt.

Denn längst nicht jedes Nadelgewächs taugt zum Christbaum. Von insgesamt 1,3 Millionen Hektar Wald im Land sind bloß 2537 Hektar „Weihnachtsbaumkultur“. Das entspricht einer Fläche von knapp 3500 Fußballfeldern. Knapp zwei solcher Felder – also rund 1,5 Hektar – mit rund 9000 Bäumen liegen hoch über Freiburg-Kappel.

Zum zweiten Advent wird der kleine Forst um knapp 500 Tannen und Fichten gelichtet. „Das ist hier immer ein großes Event“, sagt Eigentümer Hugo Bernauer auf dem Weg zu seinen Bäumen. Seit mehr als 20 Jahren können Besucher dort ihren eigenen Weihnachtsbaum sägen oder schlagen. „Die Kinder suchen ihn aus“, sagt der 73-Jährige. Das ändere sich nie. Schon sein Vater habe Weihnachtsbäume in Freiburg verkauft.

Hugo Bernauer mit Weihnachtsbäumen

Hält an Weihnachtsbäumen fest: Hugo Bernauer aus Kappel

Grosses Event

90 Prozent des Umsatzes macht Bernauer mit Nordmanntannen. Die Art wächst buschig und dicht, seine weichen Nadeln hält der Baum vergleichsweise lange. Ein Meter kostet bei Bernauer 22 Euro. Bei Schönheitsfehlern gibt’s Rabatt. „Es wachsen nicht nur Hübsche“, sagt er. Aber auch Fichten sowie Weiß- und Kolorado-Tannen bedecken den Kappler Hang. Knapp zehn Jahre benötigt ein Baum, um auf eine Größe von zwei Metern heranzuwachsen.

Die vergangenen drei Jahre seien zu trocken gewesen. Da habe nicht jeder im März gesetzte Baum überlebt. „Dieses Jahr war es besser, da konnten sie kräftig wachsen“, sagt der Forstwirt. Sein Tipp: Wie auch Schnittblumen benötigen Weihnachtsbäume viel Wasser. Nach dem Schlagen sollten sie in einen entsprechenden Eimer gestellt werden.

Der Weihnachtsbaum hat in Freiburg eine lange Tradition. Möglicherweise sogar die längste: Der erste historisch beschriebene Weihnachtsbaum der Geschichte wurde 1419 auf einem öffentlichen Platz in Freiburg aufgestellt, so das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Bäckerknechte sollen damals einen Tannenbaum mit Obst, Nüssen und Lebkuchen behängt haben.

Auch Bernauer pflegt eine besondere Beziehung zu Weihnachten: „Meine Eltern heißen Maria und Josef. Ich selber bin am 24. Dezember geboren“, erzählt er. Vormittags werde noch der Geburtstag gefeiert. „Aber abends muss dann einfach ein Baum im Haus sein. Ohne den geht es nicht.“

Fotos: © privat; pt