Badenova mit Kehrtwende, Ökostrom-Gruppe gibt Bauantrag für Windräder in Kappel ab Politik & Wirtschaft | 29.12.2020 | Lars Bargmann

Kambacher Eck Windpark Kambacher Eck: Jahresziel schon Mitte November erfüllt.

Der Energieversorger Badenova AG legt offenbar einen Salto in Sachen Windkraft hin. „Wir werden die Projektentwicklung zur Windkraft einstellen“, hatte der Vorstandsvorsitzende Thorsten Radensleben vor einem Jahr gesagt. Grund, so der damalige Finanzvorstand Maik Wassmer: „Jedes Windkraft-Projekt kostet ­mittlerweile eine halbe Million Euro an Vorlaufkosten. Und wenn es dann scheitert, verlieren wir dieses Geld.“ Ein Jahr später feiert die Konzerntochter Wärmeplus ein Rekordjahr am Kambacher Eck, gehen demnächst auf dem Hohenlochen vier Anlagen ans Netz und stehen in Seelbach sowie in Bräunlingen weitere Windräder in den Startlöchern.

„Die Meldung von damals bildet nicht die Wirklichkeit ab“, sagt Badenova-Sprecherin Yvonne Schweickhardt auf ­chilli- Anfrage. Wo die rechtlichen Bedingungen vorliegen, das Ganze wirtschaftlich abzubilden und die Kommunen die Projekte vorantreiben, „sind wir nach wie vor aktiv im Windgeschäft“. Wenn auch nicht überall im Eiltempo: Auch ein Jahr nach der Ankündigung hat der Einstieg in ein großes Freiland-Solarprojekt in Mecklenburg-Vorpommern immer noch nicht geklappt. Im Januar 2021 gebe es dazu Neuigkeiten.

2020 war ein ertragreiches Windjahr in der Region. Der Windpark Kambacher Eck, seit Herbst 2016 am Netz, hatte schon Mitte November 26,98 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt und damit sein Jahressoll erfüllt. „Windkraft im Schwarzwald ist entgegen manchen immer noch vorgetragenen Behauptungen ökologisch und ökonomisch sinnvoll und leistet einen großen Beitrag zur regionalen Energiewende“, sagt Wärmeplus-Geschäftsführer Michael Klein. Die Bürger, die sich beteiligt hatten, bekommen zur Fix-Verzinsung von 2,5 Prozent nun noch ein halbes Prozent obendrauf.

Auch der zweite große Projektentwickler, die Freiburger Ökostrom-Gruppe, macht viel Wind: Ende Oktober nahm sie den elf Millionen Euro teuren Windpark Biederbach in Betrieb. Die drei Anlagen, aktuell die leistungsstärksten im Land, sollen jährlich 15 bis 20 Millionen kWh einspielen. Ende November hat Geschäftsführer Andreas Markowsky zudem den Bauantrag für zwei – mit Rotoren 246 Meter hohe – Windräder auf dem Taubenkopf oberhalb des Freiburger Stadtteils Kappel eingereicht. Auch sie sollen rund 20 Millionen kWh bringen. Mit der Genehmigung rechnet Markowsky im Sommerhalbjahr 2021. Zudem plant die Gruppe, die beiden bestehenden Anlagen auf der Holzschlägermatte durch ein Windrad zu ersetzen, das allein mit zehn Millionen kWh den doppelten Ertrag erzeugen soll. „Alle relevanten Untersuchungen sind weitestgehend abgeschlossen und lassen eine Genehmigung erwarten“, so Markowsky.

Die Ökostrom-Windräder in Freiamt hatten schon Anfang Dezember den Zielwert von 9,65 Millionen kWh um 700.000 überschritten, die Anlagen in St. Peter werden ebenfalls besser abschneiden als geplant (14,9 Mio. kWh), die sechs in Freiburg und Gundelfingen werden ihr Soll (13,75 Mio.) wohl knapp verfehlen, aber nur, weil zwei Windräder im sehr windhöffigen Februar wegen Generatorschäden wochenlang stillstanden.

1000 neue Windräder hatte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller nach der grün-schwarzen Machtübernahme 2011 in Stuttgart als Zielmarke ausgegeben. Damals liefen 378 Anlagen im Ländle. Ende 2019 waren es 730. Im laufenden Jahr waren es nur ein Dutzend mehr. Ein Navi würde ihm sagen: „Sie haben Ihr Ziel nicht erreicht.“

 

Foto: © Badenova