Blendende Konjunktur: Badens Mittelstand fürchtet den Handels­krieg Politik & Wirtschaft | 24.08.2018 | Philip Thomas

Der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB) präsentiert zur Jahres­mitte sonnige Zahlen, rechnet ökonomisch aber mit Regen. Neben dem chronisch leeren Arbeitsmarkt und Versorgungsengpässen beunruhigt vor allem die politische Großwetterlage viele Unternehmen.

„Die Konjunktur ist heiß“, sagte Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer der WVIB auf der Sommer-Pressekonferenz. Er präsentierte Zahlen mit Hochdruck-Charakter: Durchschnittlich 10,2 Prozent mehr Umsatz konnten die knapp 1000 Mitgliedsunternehmen der „Schwarzwald AG“ im ersten Halbjahr 2018 verbuchen. Damit wurde der Wert der Vorjahresperiode mit 7,4 Prozent übertroffen. Wirtschaftshemmer seien der chronisch leere Arbeitsmarkt und Versorgungsengpässe bei Stahl, Kunststoffen und Elektronikbauteilen.

Besonders aber die Abschottung Amerikas sorgt im Verband für Kopfschütteln: „Trump ist zu allem in der Lage und verkehrt die freie Marktwirtschaft ins Gegenteil“, schimpfte Münzer. Ein Handelskrieg wäre für den promovierten Volkswirt ein Rückfall in die Steinzeit. Und nicht nur Trump wirft dunkle Wolken auf den Schwarzwald: Auch Erdo˘gan und die aufstrebende chinesische Wirtschaft beunruhigen den WVIB.

„Die Lage ist gut, aber die Verunsicherung ist hoch“, bestätigte Bernd Neugart, Geschäftsführer einer Getriebeproduktion aus Kippenheim: „Es braut sich ein Gewitter zusammen.“ Die Verunsicherung lässt sich in einer verbandsinternen Befragung genau ablesen: Gingen 2017 noch 38 Prozent der befragten Unternehmen von steigenden Aufträgen aus, ist es ein Jahr später nur noch rund ein Viertel.

Auch der Brexit trübt das Klima. „Es herrscht Ungewissheit. Wir würden gerne verhandeln, aber dazu fehlt uns die Grundlage“, sagte Wilhelm Hahn, Technischer Geschäftsführer eines Werkzeugfabrikanten aus Schonach, „die Ignoranz, mit der hier mit der Wirtschaft gespielt wird, ist enorm.“ Ein offener Handelskrieg würde den WVIB wie ein Blitz treffen: 70 Prozent aller in der AG produzierten Güter sind für den Export bestimmt.

„Handelskriege kennen nur Verlierer“, so WVIB-Präsident Thomas Burger, „die Opfer sind Industriearbeitsplätze, Konsumenten und Steuerzahler und die unternehmerische Freiheit.“

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