David Rösch hat einen Outdoor-Büroraum entworfen Politik & Wirtschaft | 30.10.2020 | Christian Engel

David Rösch Innovativ: David Rösch in seinem Cube.

Vom Timing her könnte es nicht besser sein: David Rösch, 31, hat zum Gespräch in seine neueste Erfindung eingeladen, den „Cube“. Das Outdoor-Büro steht auf dem Firmenparkplatz der P3-Werkstatt in der Unterwiehre – unter freiem Himmel.

Dieser zeigt sich kurz nach Interviewbeginn von seiner grauesten und rauesten Seite, lässt es schütten und stürmen. Und der „Cube“, der genau dafür gemacht wurde, bei jeder Wetterlage im Freien sitzen zu können und doch drinnen zu sein? Der steckt das locker weg: wackelt nicht, bleibt innen trocken, außen knallhart.

Drei Wände, ein Boden, ein Dach – mehr braucht der „Cube“ nicht. Gut, er hat noch einen Tisch bekommen, zwei Sitzbänke und ein Solarpanel, das Lampen und Steckdosen mit Strom versorgt. Ansonsten kommt der Büroraum aber sehr schlicht daher – und für 2000 Euro recht kostengünstig. „Den Prototypen“, sagt Rösch, „haben wir aus Restmaterialien hergestellt.“ Mit „wir“ meint er sich und seine neun Mitarbeiter. Erst vor zwei Jahren hat der gebürtige Singener die Firma gegründet, um junge Geflüchtete zum Schreiner auszubilden oder auf eine Ausbildung vorzubereiten.

Ein erstes großes Projekt war der Bau einer Hydroponik-Anlage, wo Salatköpfe an einer Styroporwand ganz ohne Erde gedeihen. Das zweite entstand im Frühsommer, als Rösch darüber sinnierte, wie die Zukunft der Büroarbeit aussehen werde. Seine Antwort: Menschen wollten immer flexibler sein, ungebunden von statischen Räumen, am liebsten noch an der frischen Luft, dennoch geschützt. So entstand der „Cube“.

Auch Corona spielte in den Prozess hinein: Der Holzraum ermöglicht es, sich abzuschotten, in einer kleinen Gruppe zu arbeiten, ohne mit anderen in Kontakt zu treten. Rösch stellt sich etwa vor, dass Gastronomen einen „Cube“ in ihren Außenbereich stellen, der Gast zahlt pro Stunde einen kleinen Betrag für die Raummiete und bestellt zusätzlich Getränke und Speisen. „Davon hätte er mehr als von einem Gast, der drei Stunden einen Tisch zum Arbeiten besetzt und währenddessen einen Latte Macchiato trinkt.“ Auch für Arbeitgeber könnte es interessant sein, einen „Cube“ auf die Firmenterrasse zu stellen, um einen kreativen Ausweichraum zu haben. Angestellte könnten ihn als Homeoffice nutzen, im eigenen Garten etwa. An der frischen Luft seien Menschen doch meist produktiver.

Drei weitere „Cubes“ hat P3 bisher gebaut. Bald sollen Modelle Fenster bekommen, Glastüren, vielleicht auch gepolsterte Möbel. „Das Entwicklungspotenzial ist groß“, blickt Rösch in die Zukunft. In der Gegenwart geht’s darum, die Kästen in der Praxis zu testen. Dank einer Förderung der EWS Schönau kann Rösch sie günstig vermieten, für 25 Euro monatlich bis Ende März: pünktlich zum Start der Wintermonate, wenn Menschen drin verschwinden, sich wegen Corona aber auch gern an der frischen Luft aufhalten. 

Foto: © Christian Engel