Die Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft hat eine neue Führungscrew Politik & Wirtschaft | 15.11.2021 | Lars Bargmann

Staffelübergabe: Bernd Rigl, Hermann Dittmers, Nicolai Gerig und Markus Hildmann (v.l.) bei der letzten Pressekonferenz mit dem langjährigen Geschäftsführer.

Bei der Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft (SBG) ist der langjährige Kapitän Hermann Dittmers von Bord gegangen. Sparkassen-Vorstand Bernd Rigl würdigte den scheidenden Geschäftsführer als „Vater des Erfolges“. Im Schnitt 25,7 Prozent Rendite, bezogen aufs Konzernergebnis, sprechen für sich. Neue Geschäftsführer sind Nicolai ­Gerig, langjähriger Prokurist bei der SBG, und Markus Hildmann, Vize-Vorstandsmitglied bei der Bank.

Da standen sie nun, eine Handvoll Kartons mit Ordnern, in der alten Geschäftsstelle der Sparkasse in Littenweiler. Und da standen Dittmers und seine Mitarbeiterin Maria Denda. Zu zweit. Als Dittmers, zuvor Verbandsoberprüfer beim Badischen Sparkassen- und Giroverband, zum 1. April 2001 Geschäftsführer der SBG wurde, hielt die hundertprozentige Tochter der Freiburger Sparkasse sechs Beteiligungen mit einem Volumen von 2,9 Millionen Euro. Heute sind es 44 Firmen, an denen die SBG mit 41,1 Millionen Euro Wagniskapital Anteile hält – als stiller Gesellschafter. „Von den ersten sechs Beteiligungen sind vier pleite gegangen“, erinnert sich Dittmers. Seit der Gründung der SBG hat diese 160 Investments getätigt. Fast immer erfolgreiche. Davon profitiert auch die Mutter, die jedes Jahr nicht nur die Gewinne aufs Konto überwiesen bekommt (im Schnitt rund 820.000 Euro in den vergangenen drei Jahren), sondern auch noch die Zinsen (rund 500.000 Euro), die die „schöne Tochter“ (Rigl) der Sparkasse fürs geliehene Geld zahlt.

Die SBG finanziert Wachstum von arrivierten Unternehmen, stellt Eigenkapital bei Unternehmensübernahmen oder Nachfolgelösungen zur Verfügung, beteiligt sich an Spin-offs und Start-ups. Im laufenden Jahr hat sie eine 180 Millionen Euro schwere Beteiligung mit sechs anderen südbadischen Sparkassen auf die Beine gestellt. Deswegen – und weil noch eine Beteiligung verkauft wurde – werden Dittmers und seine Crew in dessen letztem Jahr auch noch einen Rekordgewinn verbuchen.

Seit der Gründung 160 Investments

„Wir sind personell und wirtschaftlich super aufgestellt“, sagt Gerig, der seit 2007 bei der SBG arbeitet und nun Hauptgeschäftsführer ist. Gemeinsam mit Hildmann, der nebenamtlich tätig ist, will er das Eigenkapital-Konsortialgeschäft weiter ausbauen, noch mehr regionale Start-ups finanzieren und das große Thema Nachfolgeregelungen intensivieren. „Früher hatten wir in 80 Prozent dieser Fälle interne Lösungen, heute sind es zu 80 Prozent Externe, die bestehende Betriebe von der älteren Generation übernehmen“, erzählt Hildmann.

130.000 Betriebsübergaben wird es in der Republik im Zeitraum 2018 bis 2022 geben. Aktuell hat die SBG 18 Mandate von Menschen, die Betriebe suchen und solchen, die für ihre Betriebe jemanden suchen. Eher Parship als Tinder. In zwei Fällen hat die SBG im laufenden Jahr solche Paare zusammengebracht und finanziert. Ein Verkäufer aus Staufen kam so mit einem Käufer aus Pforzheim zusammen.

„Ich habe hier 20 Jahre mit Begeisterung gearbeitet“, resümiert Dittmers, der vielen auch als ehrenamtlicher Ortsvorsteher von Kappel (2009 bis 2019) bekannt ist. Der heute 62-Jährige war immer ehrgeizig, zuletzt hatte er sich vor zwei Jahren – vergeblich – um das Amt des Bürgermeisters in seiner Heimatstadt Verden beworben. Er wird trotzdem zurück zu seinen Wurzeln in Norddeutschland gehen. Von der Dreisam an die Aller. Hermann Dittmers hinterlässt ein gut bestelltes Haus.

Foto: © bar