„Die wissen, wie wir ticken“: Wenn der Unternehmer Knoll mit seinem Banker spricht Politik & Wirtschaft | 25.07.2019 | Lars Bargmann

Die Knoll-Gruppe in Umkirch beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter und setzt mit diesen rund 25 Millionen Euro um. Jahr für Jahr steckt Firmenchef Gerhard Knoll auch deutlich über eine Million in die Weiterbildung der Belegschaft, in neue Produkte, Maschinen und Märkte – und hin und wieder auch in Immobilien.

Dazu braucht er eine Bank. Bei der Volksbank Freiburg leitet Alexander Vogel seit Jahresbeginn das Firmenkundengeschäft. Chefredakteur Lars Bargmann hat sich mit dem Unternehmer und dem Banker an einen Tisch gesetzt.

Schon als Gerhards Vater Ernst Knoll 1956 das auf Automatisierungslösungen in der Medizintechnik spezialisierte Unternehmen gegründet hatte, war die Volksbank sein Partner. „Die verstehen unser Geschäft seit Jahrzehnten, die wissen, wie Familienunternehmen ticken, wie der Mittelstand tickt, für uns ist das einer der entscheidenden Faktoren“, sagt Knoll. Natürlich müssten aber auch die Kreditkonditionen der Genossen stimmen.

Eine richtige Krise habe es in all der Zeit nicht gegeben, auch nicht im Umfeld der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. „Das Unternehmen ist sehr breit aufgestellt“, sagt Vogel. Knolls Vater musste in den Anfängen schon auch mal beim Banker anrufen, weil er die Löhne nicht zeitnah bezahlen konnte. Die Bank half. Heute, so Knoll, ist die Abhängigkeit nicht mehr so groß. Aber wer weiß schon, wie sich die Märkte entwickeln. „Am meisten kann man sich immer auf die Kosten verlassen“, sagt Knoll und schmunzelt.

Die größte Einzelinvestition mit rund sechs Millionen Euro war die Sanierung und Erweiterung einer Immobilie unweit der Unternehmenszentrale in Umkirch. Auch da war die Volksbank als Finanzierer mit an Bord. „Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden immer handlungsfähig bleiben“, sagt Vogel. Knoll sehe oft Marktchancen, wo andere diese noch nicht sehen. Bei Knoll ist unternehmerisch Druck auf dem Kessel. Und zwar buchstäblich: Der Feinwerktechnik-Ingenieur hat eine Maschine entwickelt, die mit einem Wasserstrahl unterschiedlichste Materialien schneidet: mit 3600 Bar.

uKnoll entwickelte auch eine Maschine zum effizienten Löten von Solarmodulen. Daraus entstand die Firma Somont, die er vor der europäischen Solarkrise noch gut verkaufte und heute Teil der Schweizer Firmengruppe Meyer-Burger ist. „Manchmal braucht man auch ein Quäntchen Glück“, sagt der 63-Jährige.

Der Unternehmer beeindruckt den Banker durch seine Vielfalt. Zur Knoll-Gruppe gehören neben dem Schwergewicht Ernst Knoll Feinmechanik GmbH mit allein 110 Mitarbeitern die ASD Automatic Storage Device GmbH (Steuerung von Solarstromspeichern), die Montana Sport Deutschland GmbH – die weltweit in zig Skigebieten mit Ski- und Board-Schleif- und Wachsmaschinen vor Ort und 2017 zu einem von „100 Orten für Industrie 4.0 in Baden-Württemberg“ ernannt worden ist –, die Vacura GmbH, die Vektor Engineering GmbH oder auch die Medireha GmbH, die Geräte für Rehabilitationen nach Operationen produziert.

„Mein Vater hatte selber ein Hüftleiden und weil er ein Tüftler war, hat er selber angefangen, was zu bauen“, erzählt Gerhard Knoll, der 1980 in die Firma einstieg. Er erinnert sich noch, wie Vater und Sohn im noblen Basler Hilton einen Prototypen einem global agierenden Medizintechniker vorstellten. „Das braucht kein Mensch“, habe ein Vertreter abgewinkt. Der Jahresüberschuss der Medireha lag 2017 bei 1,4 Millionen Euro. Die Produkte werden weltweit eingesetzt.

Foto: © Martin Lorenz/ Volksbank Freiburg