Ende mit Schrecken: Paul Busse gibt Waldkurbad auf – und wettert gegens Rathaus Politik & Wirtschaft | 08.01.2019 | Till Neumann

Nach mehr als 40 Jahren als Leiter des „Waldkurbads am Möslepark“ geht Paul Busse in Rente. Der 69-Jährige tut das mit viel Frust über die „Willkür der Behörden“. Vor allem die Freiburger Bettensteuer erbost ihn. Sein Waldkurbad wird ab Januar nur noch für Gäste des anliegenden Hostels verfügbar sein.

„Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, sagt Paul Busse. Er schließt sein Waldkurbad nahe dem Waldsee zu Weihnachten. Zu viele Vorschriften machten ihm das Leben schwer. „Das Gastgewerbe wird mit Auflagen drangsaliert“, wettert er. Werden sie nicht erfüllt, gebe es Strafen.

Seine Kritik richtet sich an die Bundespolitik, aber auch ans Rathaus Freiburg. „Die Bettensteuer ist auf Betrug konzipiert“, sagt Busse. Als Unternehmer sei man Scherge des Systems und müsse mitmachen. Seine Begründung: Das Buchungsportal der Stadt differenziere nicht bei den Preisen. Jugendliche oder Geschäftskunden könnten beispielsweise von der Bettensteuer befreit werden. Das sei auf dem Freiburger Portal jedoch nicht möglich. Die Freiburg Wirtschaft Tourismus und Messe GmbH (FWTM) weist den Vorwurf zurück: Die Regelung auf dem Portal sei transparent und von allen akzeptiert, heißt es in der Pressestelle.

Die Bettensteuer gilt in Freiburg seit 2014, für Privatübernachtungen müssen Gäste fünf Prozent Aufschlag auf den Nettoübernachtungspreis zahlen. Hoteliers klagen dagegen. Das Bundesverfassungsgericht wird im kommenden Jahr darüber entscheiden. Auch Städte wie Hamburg oder Bremen erheben die Gebühr.

Busse missfällt auch das neue Tourismuskonzept der Stadt. Bei der dazugehörigen Hotelbedarfsanalyse seien Jugendherbergen, Campingplätze oder Hostels außer Acht gelassen worden. Dabei generiere man hohe Übernachtungszahlen, sagt Busse. Auch da hält die FWTM dagegen: Das Konzept sei mit Branchenvertretern erarbeitet worden und solle nicht einzelne Beherbungssegmente fördern, sondern Infrastruktur- und Kommunikationsmaßnahmen.

Busse erzählt auch vom Zwang zur elektronischen Steuererklärung, von Betriebsprüfungen, bei denen Unternehmer behandelt würden wie Kriminelle, von der komplizierten Datenschutzverordnung und fehlender Wertschätzung. Der Lärmpegel des benachbarten SC-­Nachwuchsleistungszentrums habe zudem die Kunden vertrieben. Heute sagt er: „Ich hätte vor 20 Jahren in die Politik gehen sollen.“ Fortan wird er sich nur noch um seine mobile Sauna kümmern – und damit deutlich weniger Behördenkontakt haben. Campingplatz, Gasthaus und Waldcafé der Familie Busse bleiben unverändert in Betrieb.

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