Europäische Universität soll Studenten und Forscher aus aller Welt anziehen Politik & Wirtschaft | 28.05.2018 | Tanja Senn & Lars Bargmann

Die Universitäten in Basel, Freiburg, Mulhouse, Karlsruhe und Straßburg wollen als Europäische Uni noch enger zusammenarbeiten. Für Freiburg könnte das ein weiterer Schritt in Richtung Exzellenzuniversität sein – was auch finanziell attraktiv wäre.

Im Bereich Lehre sind die Vorteile des 2015 gegründeten European Campus am sichtbarsten: Studierende können bi- oder trinationale Studiengänge belegen oder auch einzelne Kurse an jeder der fünf Mitgliedsuniversitäten besuchen. Dozenten können grenzüberschreitend arbeiten. Neben der Lehre profitiert aber auch die Forschung von dem Verbund: In vier thematischen Schwerpunktbereichen arbeiten die Wissenschaftler schon heute interdisziplinär und grenzüberschreitend zusammen. Für solch innovative Projekte zahlen die fünf Lehranstalten jährlich 300.000 Euro in einen gemeinsamen Topf ein.

Diese Kooperationen könnten durch die Weiterentwicklung des European Campus zu einer Europäischen Universität noch verstärkt werden: Eine Absichtserklärung haben der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Rectrice der Académie de Strasbourg, Sophie Béjean, und der Präsident der Region Grand Est, Jean Rottner, unlängst unterzeichnet.

Selbst Angela Merkel würdigte die Unterzeichnung als wegweisend. „Ich unterstütze den Vorschlag von Präsident Macron, europäische Universitäten zu schaffen, um die Bildungs- und Forschungslandschaft in Europa voranzubringen“, sagte die Kanzlerin bei der Verleihung des Internationalen Karlspreises in Aachen. „Damit werden die fünf regionalen Universitäten am Oberrhein zu einer beispielhaften ­Wissenschaftsregion zusammengeführt. Dies brauchen wir dringend.“

Ziel der Hochschulen ist es, etwa Studienordnungen und Lehrpläne zu harmonisieren, gemeinsame Professuren zu berufen oder ein Semesterticket für den gesamten Campus einzuführen. Auch Forschungsbereiche abseits der vier Schwerpunkte könnten profitieren. So sind etwa die Physik-Institute der Unis momentan zu klein, um große Forschungsaufträge zu bekommen oder bestimmte Professuren zu bezahlen. Im Verbund soll an der Europäischen Universität aber ein Forschungsschwerpunkt Physik etabliert werden. Unter anderem mit 50 Promotionsstipendien.

„Das ist eine Riesenchance am Oberrhein“, freut sich Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, es sei „ein historischer Zufall“, dass hier 4 der besten 150 Unis der Welt säßen. „Eine Europäische Universität würde uns noch attraktiver machen und weltweit voranbringen.“ Er hofft, dass über die herausragende Qualität des Verbunds Studenten und Wissenschaftler aus aller Welt angezogen werden. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs sei ein Studieren à la Carte das Ziel.

»Eine sehr gute Ausgangslage«

Bisher wird der European Campus auf drei Jahre mit zwei Millionen Euro von der EU gefördert. Weitere Mittel könnten folgen, denn die Universitäten am Oberrhein hätten „eine sehr gute Ausgangslage und große Chancen, bereits in der Pilotphase gefördert zu werden“, heißt es in einer Mitteilung der Uni Freiburg.

Hier erhofft man sich durch die Signalwirkung der Europäischen Universität sicherlich auch einen zusätzlichen Anschub der Exzellenzstrategie. Denn das Ziel ist klar vorgegeben: Freiburg will 2019 wieder Exzellenzuni werden.

Damit das gelingen kann, müssen zunächst die beiden Anträge auf Exzellenzcluster erfolgreich sein. Im Februar hat die Uni die Förderung von zwei Forschungsprojekten beantragt, im September fällt der Wissenschaftsrat seine Entscheidung. Die beiden Cluster – ein Projekt zur biologischen Signalforschung, eines zu bioinspirierten Materialsystemen – könnten dann mit drei bis zehn Millionen Euro pro Jahr gefördert werden. „Es gibt keinen Standort weltweit, der bei der Signalforschung so gut ist wie Freiburg“, sagt Schiewer.

Diese beiden Förderungen sind die ersten Schritte hin zu einer dauerhaften Stärkung der Uni als Exzellenzuniversität. Hier stellen Bund und Länder für die erste Förderphase von 2019 bis 2025 rund 148 Millionen Euro für höchstens elf dieser Leuchtturm-Universitäten bereit. Eine weitere Chance, trinational, europäisch und global zu strahlen.

Foto: © Jean-Luc Stadler – Region Grand Est