Fachkräftemangel: IHK-Präsident Auer kritisiert Politik Politik & Wirtschaft | 01.07.2019 | Lars Bargmann

Martin Horn im Bagger

Erstmals hat die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK) mit ihrer Konjunkturumfrage im Frühsommer jetzt auch eine Analyse zu den Wertschöpfungsverlusten vorgelegt, die durch den Fachkräftemangel im Kammerbezirk entstehen: 1,6 Milliarden Euro allein im laufenden Jahr.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 2009 um 83.000 oder 23 Prozent gestiegen, zudem sank die Arbeitslosenzahl um 6700. „Ohne den Zuzug von Fachkräften in die Region wäre das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre nicht machbar gewesen“, sagte IHK-Präsident Steffen Auer. Dass sich die Zahl der ausländischen Fachkräfte seit 2009 auf 64.600 fast verdoppelt hat, hätte dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Dennoch: Unbesetzte Stellen lähmen die Wirtschaftskraft: Allein in diesem Jahr gehen den Unternehmen 1,6 Milliarden Euro an möglichem Umsatz verloren, 2030 werden es bereits 2,7 Milliarden sein, kumuliert gar 17,3 Milliarden, berichtete IHK-Referent Norbert Uphues.

Der Präsident nahm kein Blatt vor den Mund: „Mit unseren Schulabgängern können wir diese Lücke aufgrund des demografischen Wandels gar nicht füllen, wir benötigen die Zuwanderung. Ob das vom Bundestag nun beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz dabei signifikant helfen könne? „Ich hoffe, dass es am Ende nicht zu kompliziert wird und damit letztendlich nur zu Frust bei allen Beteiligten führt.“

Auer fordert deutlich mehr Einsatz von der Politik: Im Bereich Bildung, bei der Modernisierung der Gewerbeschulen – die angesichts der Sanierung von Gymnasien oft vergessen würden, wie der kommissarische Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner kritisierte –, beim Breitbandausbau, beim Abbau von Vorschriften, die einen „zum Wahnsinn treiben“. So müsse er in seinem Betrieb Mitarbeiter über die Gefahren des Autofahrens aufklären oder dass sich diese beim Treppengehen am Handlauf festhalten sollten. Auf der anderen Seite befasst sich die Politik jahrelang intensiv mit anderen Themen: „Die Mütterrente ist aber nicht die entscheidende Größe, um die Wirtschaft voranzubringen.“

Die Kernbotschaft der Umfrage: Die Konjunktur trübt sich weiter ein. Vor allem in der Industrie. Handel, Dienstleister und Bauwirtschaft sind deutlich weniger betroffen. Auer: „Noch zehren die Unternehmen von der langen positiven wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, die Trendumkehr ist aber unübersehbar.“

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