Nachbarschaftshilfe per App: imachs soll Freiburg zum Skill-Sharing bringen Politik & Wirtschaft | 01.12.2018 | Till Neumann

Mit einer App will ein Team aus Freiburg und Colmar das Sharing aufs nächste Level bringen: „imachs“ soll Menschen vernetzen, die sich helfen. Reparierst du mein Fahrrad? Dann lade ich dich zum Essen ein. So könnte die Nachbarschaftshilfe 2.0 aussehen. Startschuss soll in diesen Tagen sein.

Sich gegenseitig helfen – schnell und unkompliziert. Die Idee hat Dominic Lammert seit drei Jahren im Kopf. Damals war der 27-Jährige als Student in Aix-en-Provence. Um sein Französisch aufzupolieren, suchte er einen Muttersprachler für regelmäßige Treffen. Doch ein Sprachtandem fand er nicht. „Also habe ich bei der Suche EDV-Kenntnisse und Klavierspielen angeboten“, erzählt Lammert. So klappte es.

Die Idee, Leute mit dem Ansatz „Geben und Nehmen“ digital zu vernetzen, ließ den Freiburger Medieninformatiker nicht mehr los. Zurück in Freiburg lernte er zwei Programmierer aus Colmar kennen: Rachid Mahdi und Amine Cherrered. Mit den beiden arbeitet er neben einem Vollzeitjob seit rund einem Jahr an der Skill-Sharing-App. Sie gibt es zum kostenlosen Download im Android- und iOS-Store.

Dem business im Breisgau hat das Trio vorab einen Test-Zugang ermöglicht: 15 MB braucht es für den Download, nach einer Registrierung erstellt der User ein Profil: Aus 28 Rubriken kann er seine Fähigkeiten auswählen: Fremdsprachen, Haustiere, Autobesitzer …

Wer Unterstützung braucht, kann einen „Hilferuf“ senden: Dort gibt er an, in welcher Kategorie Support benötigt wird und wo sein Standort ist. Auch ein Zeitfenster kann gesetzt werden. Zudem eine Belohnung. Schickt er den Hilferuf raus, bekommen ihn User im Umfeld von zehn Kilometern als Push aufs Smartphone.

Lammert erklärt ein Beispiel: „Stell dir vor, du willst ein gebrauchtes Auto kaufen, kennst dich aber nicht damit aus. Wenn du keinen in deinem Bekanntenkreis findest, der helfen kann, hast du ein Problem. Denn einfach fremde Leute auf der Straße fragen, geht nicht.“ Finde er dafür jemanden über imachs, würde er ihn gerne zum Pizzaessen einladen oder 15 Euro zahlen.

Knackpunkt ist, zum Start genügend User zu gewinnen. Die App funktioniert schließlich nur, wenn Hilferufe beantwortet werden. „Das wird das Schwierige“, weiß Lammert. Zum Start wollen sie deswegen Mann und Maus informieren. „500 User wären ein Minimum“, schätzt das imachs-Team. 5000 dafür genial. Lammert ist optimistisch: „Wir wollen uns erst mal auf Freiburg
konzentrieren und lernen.“ Mit einem großen Netzwerk soll das Vorhaben gelingen.

Kürzlich sind sie auf die „Nachbarschaftsbörse“ im Freiburger Osten gestoßen. „Die machen etwas Ähnliches wie wir, aber mit Zetteln“, sagt Lammert. Ob Zettelschreiber auch eine App nutzen würden? „Ja“, sagt Lammert. Fast die Hälfte der über 65-Jährigen habe heute ein Smartphone.

Im Netz: imachs.net

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