USA und China treiben Geschäft an: Warum die Sick AG robust bilanziert Politik & Wirtschaft | 21.05.2021 | business im Breisgau

Robert Bauer Robert Bauer: Der Vorstandsvorsitzende setzt auf sensorbasierte digitale Transformation

Im Corona-Krisenjahr konnte der Waldkircher Sensorhersteller Sick AG seine Erlöse fast auf Vorjahresniveau halten: Der Umsatz gab um 2,9 Prozent oder 50 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro nach. Der Rückgang liegt meilenweit unter dem bundesweiten Schnitt, den der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf minus 14 Prozent prognostiziert.

Auch die Auftragsbücher sind weiter prall gefüllt: 2020 bestellte die Kundschaft Waren im Wert von knapp 1,73 Milliarden Euro (2019: 1,77). „Den Auswirkungen der Pandemie zum Trotz haben wir ein stabiles Ergebnis erreicht, das wir vor allem dem besonderen Einsatz unserer Beschäftigten verdanken“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Robert Bauer. Dem Auftragsrückgang in der ersten Jahreshälfte sei man mit schnellen Anpassungen von Kosten und Investitionen begegnet: „Zugleich haben wir uns auf wesentliche Zukunftsthemen für die sensorbasierte digitale Transformation fokussiert und hier unseren Technologievorsprung ausgebaut.“

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent und liegt nun bei 140,6 Millionen Euro. Die breite Branchenaufstellung des Konzerns hat konjunkturelle Schwächen einzelner Zielbranchen ausgeglichen und sich im Krisenjahr bewährt. Zudem ermöglichte die internationale Ausrichtung, Lockdowns in einzelnen Regionen zu überbrücken und den Umsatz durch Vertriebsaktivitäten in Wachstumsregionen annähernd auf Vorjahresniveau zu halten.

In Deutschland beeinflusste aber insbesondere die Investitionszurückhaltung der Unternehmen im Bereich der Fabrikautomation die Entwicklung, wodurch der Umsatz mit 283,9 Millionen Euro 10,1 Prozent unter dem Vorjahr blieb. Die Vertriebsregion Europa, Mittlerer Osten und Afrika war ebenfalls stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen und erreichte mit einem Umsatz von 601,4 Millionen Euro nicht die Prognose. Der Umsatzrückgang von 6,7 Prozent ergab sich insbesondere in Italien, Frankreich und Tschechien. 

Deutlich stabiler verlief das Geschäft in Nord-, Mittel- und Südamerika. Mit 387,3 Millionen Euro betrug das Umsatzwachstum dort 1,9 Prozent und war insbesondere durch eine hohe Nachfrage im Bereich der Logistikautomation in Nordamerika geprägt. Ebenfalls positiv war die Region Asien-Pazifik, wo mit 427,6 Millionen Euro ein Umsatzplus von 4,3 Prozent erreicht wurde. Insbesondere auf dem chinesischen Markt habe das Geschäft deutlich an Dynamik gewonnen. So treiben die USA und China das Geschäft in Waldkirch an.

»Der Einstieg in die Quantensensorik«

Mit dem Einstieg in die Quantensensorik (wir berichteten) hat Sick im vergangenen Jahr zudem eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft erschlossen. Gemeinsam mit der Trumpf-Tochtergesellschaft Q.ANT hat Sick den ersten industriellen Quantensensor entwickelt, der im laufenden Jahr bei Pilotkunden eingesetzt werden soll. 11,8 Prozent des Umsatzes oder mehr als 200 Millionen Euro steckten die Waldkircher 2020 insgesamt in Forschung und Entwicklung.

Statt Mitarbeitende in Kurzarbeit zu schicken, hat der Konzern, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, zudem mehr als 200 neue Leute eingestellt. Insgesamt arbeiten nun 10.433 Menschen für das Traditionsunternehmen, darunter sind 384 Auszubildende und DH-Studierende. An den südbadischen Standorten Waldkirch, Buchholz, Reute, Sexau, Denzlingen und Freiburg arbeiten 4284 Beschäftigte. 

Die Prognose für 2021 werde „erheblich durch die noch anhaltende Corona-Pandemie und Störfaktoren in der Weltwirtschaft erschwert“. Es sei jedoch in den kommenden Jahren mit Nachholeffekten zu rechnen, die sich bereits in erfreulichen Auftragseingängen im ersten Quartal bemerkbar machten.

Ebenfalls erfreulich: Am 5. Mai zeichnete das Great Place to Work®- Institut Sick bereits zum 19. Mal als „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ aus. In Baden-Württemberg gab es zudem die Silbermedaille im Wettbewerb „Beste Arbeitgeber Baden-Württemberg 2021“.

Foto: © SICK AG