Achtung, Frisbee: bis Sonntag steigt in Freiburg die Deutsche Meisterschaft im Disc Golf Sport | 10.09.2021 | David Baldysiak

Geschafft: Die Elite der deutschen Disc Golfer wirft Scheiben in die Körbe im Dietenbachpark.

Die Disc-Golf-Elite tummelt sich seit Donnerstag im Dietenbachpark . Für die 36. Deutsche Meisterschaft reisen Spieler·innen aus ganz Deutschland an. 144 Teilnehmer·innen spielen dabei in sieben Divisionen um den Titel. Die 21 Bahnen haben es in sich.

Ein Ordner in neongelber Weste hebt eine rote Flagge: Achtung Passanten. Erst kurz später zeigt er mit grün an, dass weitergespielt werden kann. Schon fliegen die Scheiben wieder durch die Luft. Es ist viel Betrieb an diesem Donnerstagvormittag im Dietenbachpark. Zum ersten Mal sind hier Deutsche Meisterschaften im Disc Golf.  Spieler aus ganz Deutschland treffen sich vier Tage lang zum Kräftemessen.

Disc Golf ist eine Sportart, die ähnlich funktioniert wie Golf. Statt Schläger und Ball kommen allerdings Frisbees als Spielgerät zum Einsatz. Ziel ist es, die Scheibe mit so wenigen Würfen wie möglich in einen Fangkorb zu befördern. Der Meisterschafts-Parcours besteht aus 21 Flights (Bahnen). Jonathan Maas, Hauptorganisator des Turniers und Mitglied von Heads Up Freiburg, schätzt ihn als „relativ anspruchsvoll“ ein. Tatsächlich sieht man immer wieder Spieler·innen auf der Suche nach Frisbees durchs Gebüsch steigen. Das bringe der Austragungsort so mit sich, meint Maas: „Es ist halt ein öffentlicher Park, da können wir nicht alles freischneiden.“

„Super Wetter, super Bahnen“

Hauptorganisator: Jonathan Maas

Das trübt die allgemeine Stimmung allerdings in keiner Weise. Benjamin, Sven und Merlin (eigentlich auch Sven) kommen von der holländischen Grenze und sind vom Parcours wie vom Standort begeistert: „Super Wetter, super Bahnen und toll, dass es einen See gibt, wo man auch mal rein kann“, freut sich Benjamin. Mit seiner Runde ist er dagegen nicht ganz zufrieden. Auch er ist vom Fairway (Spielbahn) abgekommen. Generell hat man nicht den Eindruck, dass der sportliche Erfolg hier für die Spieler·innen über allem steht.

Vielmehr bieten Turniere wie die Deutsche Meisterschaft Gelegenheit, sich wiederzusehen oder neue Spieler·innen kennenzulernen. Die Szene ist gut vernetzt. Allerorten gibt es Handschläge, kurze Gespräche, man tauscht sich über die eigene Runde aus, scherzt zusammen. „Wenn ich auf Turniere fahre, dann brauche ich selten ein Hotel, weil ich bei einem anderen Spieler, mit dem ich mich gut verstehe, unterkomme“, sagt Maas.

Auch Ann-Katrin, die aus Herne angereist ist, schätzt die Gemeinschaft beim Disc Golf. Man treffe die verschiedensten Menschen und könne „mit dem Doktor reden wie mit sonst wem“. Seit fünf Jahren ist sie dabei, anderthalb Jahre musste sie pausieren. In Nordrhein-Westfalen waren die Plätze während der Pandemie gesperrt. Mit ihrer Runde ist sie zufrieden. Nach dem ersten Tag ist sie geteilte Dritte bei den Damen. Den Parcours findet sie „fordernd“, aber meistens lerne man die Bahnen ohnehin erst während des Turniers kennen.

„Dramatisches Wachstum“

Die Zahl der Disc-Golf-Spieler·innen steigt rasant, auch in Freiburg. Ende 2019 hatte der Verein Heads Up laut Maas noch 19 Mitglieder, inzwischen sind es 52. Insbesondere in den letzten anderthalb Jahren konnte man ein „dramatisches Wachstum“ verzeichnen. Grund dafür war auch die Corona-Pandemie. „Disc Golf konnte man immer spielen, wenn auch nur zu zweit. Man kann problemlos den Abstand einhalten, man hat seine eigenen Scheiben, muss nichts vom Mitspieler berühren“, sagt Maas.

Abgesehen davon hat Disc Golf auch weitere Reize: „Man muss nicht so wahnsinnig sportlich sein, um gut zu spielen.“ Statt im Team spiele man immer gegen den Kurs, also sich selbst. Es sei auch sehr cool, wenn eine Scheibe 100 Meter weit fliege, „am besten noch in einer S-Kurve um zwei Bäume herum, das sieht grandios geil aus“. Außerdem sei man immer in der Natur. Die Niedrigschwelligkeit zeige sich auch in der Altersspanne der Disc Golfer·innen: Vom 9-Jährigen bis zum 70-Jährigen sei alles mit dabei. „Ich weiß auch von mindestens zwei 80-Jährigen, die noch aktiv Disc Golf spielen“, erzählt Maas. Insgesamt sei Disc Golf ein Sport für Freidenker·innen.

Aufwendige Organisation

Dass die Deutsche Meisterschaft nun in Freiburg stattfindet, davon erhofft sich Maas Verschiedenes: „Wir machen das hauptsächlich, um Disc Golf ein bisschen bekannter zu machen, vielleicht auch um einige neue Spieler zu gewinnen.“ Außerdem sei der Parcours im Vertrag mit der Stadt auf neun Bahnen begrenzt, wenn die Sache gut anlaufe, könne man sich auf Seiten der Verwaltung aber vorstellen eine Erweiterung in die neue Planung einzubringen.

Dafür haben Maas und seine Kolleg·innen viel Arbeit investiert: „Bei der Vorbereitung in den letzten anderthalb Jahren hatten wir ein Orga-Team von acht Leuten und jetzt beim Turnier haben wir am Tag zwischen 20 und 50 Helfer vor Ort und vom Verein selber noch mal 15 weitere.“

Neben dem Turnierzentrum vor dem Clubhaus des FC Freiburg gibt es einen Probeparcours. Hier können sich auch Laien im Disc Golf ausprobieren. Schnell wird dabei klar, dass hinter den weiten und präzisen Würfen der Teilnehmer·innen eine ganze Menge Übung steckt.

Deutsche Meisterschaften

Freitag und Samstag von 8 Uhr bis 18 Uhr werden die 2. und die 3. Runde der 36. Deutschen Disc Golf Meisterschaft ausgespielt. Die Hälfte des Teilnehmerfeldes spielt dann am Sonntag von 8 Uhr bis um 14.30 Uhr das Finale. Die Siegerehrung ist für Sonntag um 15.30 Uhr angesetzt. Insgesamt werden 2000 Euro Preisgeld ausgeschüttet.

Fotos: © David Baldysiak

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