Frei wie ein Vogel: Mit AcroYoga loslassen, abheben und kopfüber ins Glück Sport | 22.03.2019 | Isabel Barquero

AcroYoga

Acro was?! Nein, nicht Aggro von Aggressivität, sondern Acro von Akrobatik. AcroYoga ist eine spezielle Yoga-Variante und derzeit in Deutschland voll im Trend. Es braucht Spielfreude, hohe Konzentration und Körperspannung. chilli-Volontärin Isabel Barquero hat sich an sämtliche Hebefiguren gewagt.

Freitagabend: In dem großen, lichten Loftraum „Yolaya“ an der Sautierstraße liegt Kerzengeruch in der Luft. Acht Frauen und drei Männer platzieren sich vor lila Gummimatten. Wir starten mit dem herabblickenden Hund. „Wir legen die Sorgen und den Stress des heutigen Tages ab“, ruft die Studioinhaberin Julia Deka.

Seit elf Jahren unterrichtet die 38-Jährige sämtliche Varianten von Yoga, darunter auch AcroYoga – eine Bewegungskunst, die Elemente aus Yoga, Akrobatik und Heilkunst verknüpft. Initiiert wurde es von zwei jungen Leuten in den USA und findet seither weltweit großen Zuspruch. „Die Szene in Deutschland ist in den letzten Jahren gewachsen. Auch in Freiburg kommt AcroYoga super an. Momentan biete ich fünf Kurse in der Woche an. Gelegentlich gibt es auch Wochenend-Workshops“, erzählt Deka.

Wer denkt, AcroYoga sei nur etwas für Artisten und erfahrene Yogis, liegt falsch. Egal ob klein, dick, alt oder unbeweglich – jeder kann AcroYoga praktizieren. „Es eignet sich für jeden, man muss es nur entsprechend anpassen“, so die ausgebildete Yogalehrerin.

Therapeutisches Fliegen: Yoga-Lehrerin Julia Deka und Isabel Barquero machen den High-Flying-Whale (s.o.).

Nun wagen wir uns an den Handstand. Noch fühle ich mich nicht bereit dafür. „Der Gehirnmuskel wird am meisten beansprucht. Jeder hat ein bestimmtes Bild von sich im Kopf, was er kann und was nicht“, meint Deka. Diese eigene Vorstellung abzulegen sei die größte Herausforderung. „Alles ist möglich, wenn wir es für möglich halten. Unsere Fähigkeiten fangen immer im Geist an.“ Ich folge ihrem Rat und werde mit zahlreichen Glücksgefühlen belohnt.

Obwohl mir alle Teilnehmer fremd sind, vertraue ich ihnen sofort. „Diese Verbundenheit, die beim AcroYoga entsteht, macht das Ganze so besonders. Es ist in unserem heutigen Umfeld eher selten, dass sich Fremde so schnell nahe kommen und vertrauen“, sagt Deka. AcroYoga sei sehr gemeinschaftsorientiert. „In erster Linie geht es nicht darum, coole Tricks zu erlernen, sondern Werte wie Achtsamkeit, Teilen und gegenseitige Unterstützung zu kultivieren.“ Allein komme man hier nicht weit.

»Allein geht’s nicht«

Zu dritt wagen wir den akrobatischen Flieger. Stephen übernimmt die „Base“ und hält die Balance am Boden, während Eleonora als „Spotter“ agiert, sie gibt mir Hilfestellung. Ich lege mich mit meiner Hüfte auf seine Füße und werde behutsam in Position gebracht. Die Übung erinnert mich an meine Kindheit. Als ich meine Hände löse, fühle ich mich frei wie ein Vogel.

Das Ganze ist auch umgekehrt möglich: Die Knöchel werden von Stephens Händen gehalten, während meine Schulterblätter auf seinen Füßen liegen – High-Flying-Whale. Diese Figur dient nicht nur akrobatischen Zwecken, sondern hat auch therapeutische Ansätze: Mein Körper wird gedehnt, dabei renke ich mir sogar einige Wirbel ein.

Den Abschluss bildet die Thai-Massage. Ich dehne und massiere meinen Partner an Beinen, Rücken und Hüfte, ehe er das Gleiche bei mir macht. „Mit diesen Elementen kommen wir noch mal achtsam in Berührung. Es dient auch zu Rehabilitationszwecken und hilft, die beanspruchte Muskulatur und die Gelenke zu entspannen“, sagt Deka.

Muskelkater habe ich kaum, was aber bleibt, sind die Freude und die Erkenntnis, dass AcroYoga verbindet. Es schafft Nähe und Vertrauen, schult Kraft, Balance – und macht glücklich.

Infos

Offene Stunden finden immer montags ab 20 Uhr statt. Mehr unter: www.yolaya.de

Fotos: © Eleonora Hutter; Yolaya