In Birkenstocks durch die Sahara: „Ich fahre los, um wiederzukommen“ Sport | 02.12.2024 | David Pister

Mehr als 20.000 Kilometer wird die Freiburgerin am Ende ihrer Reise auf dem Fahrrad gefahren sein.

Wiebke Lühmann fährt mit dem Fahrrad von Freiburg nach Südafrika. 18.000 Kilometer hat die 30-Jährige auf dem Tacho. Die Sahara hat sie schon hinter sich gelassen. Kurz vor Weihnachten wird sie in Cape Town ankommen. Warum sie die Wanderstiefel gegen Birkenstocks getauscht hat, verrät sie chilli-Redakteur David Pister im Interview.

chilli: Frau Lühmann, wo stecken Sie gerade?

Lühmann: Ich bin in Uis, in Namibia. Um das kleine Dorf herum ist steppenähnliche Landschaft: Hügel, Berge und viel nichts. Jetzt bin ich gerade auf einem Campingplatz, eine kleine Oase, um einen Tag Pause zu machen.

chilli: Sie sind länger als ein Jahr unterwegs. Haben Sie es je bereut, losgefahren zu sein?

Lühmann: Nein. Es gab Phasen, die nicht leicht waren. Aber gerade das Losfahren war der kraftvollste Moment. Das war der Dominostein und von da ging es immer weiter. Losfahren lohnt sich immer.

chilli: Für welche Momente machen Sie diese Reise?

Lühmann: Ich kann mich unterwegs frei fühlen. Ich entscheide, wo ich hinfahre, wie lange ich fahre, wo ich übernachte, wo ich anhalte. Wenn ich auf mich selbst gestellt bin, wird mir bewusst, dass ich alles aus eigener Kraft schaffe.

chilli: Auf was könnten Sie verzichten?

Lühmann: Ständiger Begleiter ist die Hitze. Darauf könnte ich verzichten. Meine Haut ist einfach nicht für diese krasse Sonneneinstrahlung gemacht. Ich habe ein Käppi unter dem Helm und eine dicke Sonnenbrille und meistens noch mein Bandana im Gesicht. Das ist schon anstrengend mit so viel Zeug im Gesicht und auf dem Kopf. Auf den Gegenwind könnte ich auch verzichten. Ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Namibia ist traumhaft zum Reisen. Die Schönheit der Landschaft, die wilden Tiere und die Infrastruktur für Touristen.

chilli: Alles, was Sie brauchen, ist an Ihrem Rad verstaut. Wenn Sie keine Gewichts- oder Größenbeschränkung hätten, was hätten Sie dann zusätzlich eingepackt?

Lühmann: Mehr Essen und einen Kühlschrank. Schokolade oder Butter mitzunehmen ist einfach unmöglich. Den Luxus, gewisse Lebensmittel zu haben, vermisse ich sehr unterwegs.

chilli: Ein Gegenstand, der Sie begleitet, repräsentiert den Freiburger Lifestyle: die Birkenstock Sandalen.

Lühmann: Ich bin mit zwei Paar Schuhen gestartet: wasserfeste Wanderstiefel und die Birkenstocks. Ich wollte auch was Bequemes dabeihaben, was ich anziehen kann, wenn ich abends ankomme. Ich dachte, dass ich hauptsächlich in den Wanderstiefeln radele, wegen der festen Sohle. Dann war es ab Marokko aber schon so heiß, dass ich die Wanderstiefel gar nicht mehr anziehen wollte. Ich bin dann immer öfter in Birkenstocks gefahren und nach drei oder vier Monaten in Afrika habe ich die Wanderstiefel aussortiert.

chilli: Warum fahren Sie nicht mit Klickschuhen?

Lühmann: Für mich ist das vor allem eine Reise und kein Rennen. Wenn ich auf Reisen bin, dann will ich mich nicht unter Druck setzen, zu performen. Diese Sandalen geben mir ein entspanntes Urlaubsgefühl. Ich muss nicht jeden Tag super viel Fahrrad fahren. Für mich ist das gerade einfach mein Leben.

chilli: Wann werden Sie Ihr Ziel Cape Town voraussichtlich erreichen?

Lühmann: Wahrscheinlich so um den 10. Dezember. Es sind jetzt noch 2500 Kilometer und etwa sechs Wochen.

chilli: Haben Sie Angst davor, ins normale Leben zurückzukehren?

Lühmann: Nee. Ich freue mich auf zu Hause. Ich fahre los, um wiederzukommen. Ich kann nur unterwegs sein, wenn ich weiß, wohin ich zurückkomme. Zu Hause kann ich dann auch wieder Dinge machen, die ich unterwegs nicht machen konnte: mit meinen Nichten und Neffen spielen, aber auch eigene Ideen und Projekte umsetzen. Ich freue mich darauf, wieder an einem Ort zu sein, um dann aber auch in fünf oder zehn Jahren wieder loszufahren. Mir ist die Balance zwischen Ankommen und Losfahren sehr wichtig.

Fotos: © Julien Soleil und Wiebke Lühmann