Käfig, Klassik, Karriere: MMA-Profi Philipp Haarburger will an die Weltspitze Sport | 28.11.2018 | Till Neumann

Aus Freiburg über Kanada in die USA. Das ist der Plan von Philipp Haarburger. Der 23-Jährige ist mehrfacher Kickboxweltmeister und mittlerweile MMA-Kämpfer. Beim Mixed Marshall Arts stehen sich die Gegner in einem achteckigen Käfig (Octagon) gegenüber, alle Kampfstile sind erlaubt. Gerade hatte Haarburger seinen ersten internationalen Fight. In drei Jahren will er in der amerikanischen UFC kämpfen.

Schlagen, ringen, treten, werfen – die 20 Kämpfer der „Fight Bros“ im Industriegebiet Haid hecheln um die Wette. Schweißtreibend ist das MMA-Training an diesem Dienstagabend. Muskelbepackte Kerle üben Schläge, Würfe und Bodenkampf. Die Luft ist testosteron-geschwängert. Trainer Gregor Herb gibt klare Kommandos, es wird aber auch gelacht und gescherzt.

Mittendrin steht Philipp Haarburger. 1,80 Meter groß, 70 Kilo schwer, schwarz-weißer Kampfanzug. „Ich habe richtig Bewegungsdrang nach einer Woche Pause“, sagt der 23-Jährige. Eine Erkältung hatte ihn lahmgelegt. Gleich zwei Kämpfe innerhalb weniger Tage hatte er zuvor: Erst bei den „Cage Bros“ in Freiburg, dann sein erster internationaler Kampf in Tschechien. Dort musste er Lehrgeld zahlen, verlor, weil er zu defensiv blieb.

Knallharte Vorbereitung: Philipp Haarburger (links) trainiert bei den Fight Bros in Freiburg.

„Ab einem bestimmten Level ist es ein anderes Kaliber“, sagt Haarburger. Sein Gegner sei ein massiver Kerl gewesen, der trotzdem nur 70 Kilo wog. „Ich weiß jetzt, an welchen Schrauben ich drehen muss“, sagt der VWL-Student. Offensiver müsse er werden, nicht immer nur auf Fehler der Gegner warten. „Dann kommt zum Yin das Yang hinzu.“

Der Mann mit der grauen Kappe trinkt Kaffee, spricht überlegt. Er war zwar Türsteher, entspricht aber kaum den MMA-Klischees: „Ich stehe gerne früh auf, gehe gerne spazieren, lese was oder höre ein Hörbuch“, erzählt Haarburger. Vor Kämpfen höre er manchmal Klassik. „Es ist wichtig, in Ausnahmesituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.“

Stark im Bodenkampf

Sein Trainer Gregor Herb war selbst MMA-Kämpfer und hält große Stücke auf ihn: „Philipp kommt zwar vom Kickboxen, gewinnt aber viele Kämpfe mit neuen Techniken.“ Er verbessere sich schnell, sei stark im Bodenkampf. Rufe er zum richtigen Zeitpunkt seine Leistung ab, sei ein Wechsel in die amerikanische Profi-Szene durchaus möglich.

Genau da möchte Haarburger in den nächsten drei Jahren hin. Acht bis zwölf Mal die Woche trainiert er für seinen Traum. Um sich darauf zu konzentrieren, hat er neuerdings einen Manager, der eigentlich nur UFC-Profis unter Vertrag nimmt. Doch für Haarburger macht Tim Leidecker eine Ausnahme: „Wir trauen Philipp zu, sich innerhalb der nächsten zwei Jahre zu einem der besten deutschen Kampfsportler in seiner Gewichtsklasse zu entwickeln.“ Seine Stärken seien Einstellung, Arbeitsmoral und Lernbereitschaft.

Im Frühjahr will Haarburger nach Kanada ziehen. Um noch besser zu trainieren und Kontakte zu knüpfen. Knallharte Arbeit sei sein Sport. Aber weniger brutal als oft dargestellt. „Fünf Prozent der Zuschauer kommen, um Blut zu sehen“, sagt Haarburger. MMA ist für ihn die Kunst, Stile intelligent zu kombinieren. Nur mit Köpfchen könne man gewinnen. Das merkt er auch im Training: „MMA ist eine Art Statussymbol, das wollen viele machen.“ Wer nur zum Köpfeeinhauen komme, bleibe meist nicht lange.

Den Skandalkampf zwischen Conor Mc Gregor und Khabib Nurmagomedov im Oktober hat er live gesehen. Dass es danach zur Massenschlägerei kam, hat dem Freiburger nicht gefallen. Er will Vorbild sein und wirbt für sauberes MMA. Die große Klappe eines ­McGregor sei nicht seins: „Wenn ich gewinne, bin ich ruhig, wenn ich verliere erst recht.“

Fotos: © Till Neumann