Vision: Neue Sportspange am Flugplatz Sport | 17.10.2020 | Lars Bargmann

Laufbahn

Der Freiburger Gemeinderat hat in seiner Sitzung Ende September die Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans (FNP) 2040 beschlossen. Die Wählervereinigung Bürger für Freiburg (BfF) – mit einem Sitz auch in der Gemeinderatsfraktion FDP/BfF vertreten – überrascht exklusiv im chilli nun mit einer bemerkenswerten Idee – einer neuen Sportspange auf dem Freiburger Flugplatz.

Wie wird, wie kann und wie will sich Freiburg in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickeln? Auf diese Fragen muss der FNP 2040 eine Antwort finden. Der aktuelle FNP 2020 hat viele Entwicklungen – vor allem das starke Bevölkerungswachstum – deutlich unterschätzt. So steht es frank und frei auch in der Drucksache G-20/182 für den Gemeinderat. Die Kämpfe um die zu knappen Flächen sind deswegen immer intensiver geworden: Wohnen, Gewerbe, Industrie, Verkehrswege, öffentliche Einrichtungen, Schulen, Kitas, Land- und Forstwirtschaft, Sport- und Freizeitflächen – sie alle stehen Schlange vor den Toren, hinter denen sich mit dem FNP 2040 neue Flächen öffnen müssen. Die wohl wichtigste Zutat für einen besseren Flächennutzungsplan als den 2020er wird eine realistischere Bevölkerungsprognose sein.

Das chilli hatte bereits Ende 2018 geschrieben, dass dabei auch der Flugplatz – nach dem Bürgerentscheid 1995 lange politisch unantastbar – aufs Tapet kommen werde. Nun machen BfF-Vertreter beim Redaktionsbesuch einen ersten Vorstoß: „Der Flugplatz hat seinen Charakter schon verändert, der SC und die Uni sind schon da, wenn es nach uns geht, wird dort auch eine zweite Sportspange im Westen geplant“, sagt Uwe Stasch. Die bestehenden Miet- und Pachtverträge auf dem Flugplatzareal laufen aktuell längstens bis 2031.

Aber schon „jetzt geht es um die Weichenstellung am Flugplatz. Dort gibt es den ÖPNV und Parkplätze, Freiburg braucht eine Multifunktionshalle, eine Festhalle für Vereine und bürgerschaftliches Engagement, hier könnte ein neues Uni-Stadion gebaut werden, ein Sportinternat, auch der Olympiastützpunkt (OSP) sollte ein Teil der neuen Sportspange werden“, so Achim Wiehle. Heute sind Uni-Stadion nebst Sporthalle sowie der OSP an der Sportspange Ost an der Schwarzwaldstraße in nicht mehr ganz taufrischen Einrichtungen untergebracht.

Das gilt in extremer Weise auch für den Eissport in Freiburg. Einen geplanten Neubau für eine neue Eishalle (wir berichteten) hat die Stadtspitze aus finanziellen Gründen unlängst auf Eis gelegt. Auch die Eisvögel – Stasch ist Zweiter Vorsitzender des Frauenbasketball-Bundesligisten – bräuchten dringend eine Spielstätte, in der sie regelmäßig trainieren und spielen können.

Lageplan Freiburg

So stellen sich die Bürger für Freiburg die Zukunft auf dem Flugplatz vor: Östlich des neuen SC-Stadions dominieren Grünflächen mit Kleingärten und ein neues Uni-Stadion. Dort, wo jetzt die Hangars stehen, reihen sie einen neuen Olympiastützpunkt, ein Sportinternat, eine Sport- und eine Festhalle auf.

Wenn die Sportflächen der Uni und des OSP tatsächlich irgendwann in den Westen wandern würden, so das Kalkül, wäre im Osten Raum für den Wohnungsbau. Die Vermarktung solcher Flächen könnte einen Millionenbeitrag zur Finanzierung der Sportspange West leisten.

„Der Nutzen für die Allgemeinheit ist bei unserer Vision für die Zukunft des Flugplatzareals viel größer, als das jetzt der Fall ist“, sagt Stadtrat Franco Orlando. Diese Vision hört auf den Namen „Greencampus Flugplatz“. Und grün ist die Idee, weil die BfF bestimmte Flächen als Parkflächen sehen, weil sie eine große Kleingartenanlage aufs Rollfeld bringen wollen. Den Initiatoren ist die wichtige klimatische Wirkung des großen Areals bekannt.

Für eine neue Sportspange-West müsste der Standort des Rettungshubschraubers Christoph 54 der Deutschen Rettungsflugwacht verlegt werden, die renommierte Flugschule Harter müsste weichen, zudem viele Vereine und Firmen. In einer Pressemeldung der Freien Wähler hieß es indes jüngst erst, dass Freiburg den Flugplatz „nicht aufgeben darf“, man werde sich „weiterhin mit Engagement“ für den Erhalt einsetzen. „Wir sprechen jetzt sicher noch nicht über bestimmte Flächen und deren zukünftige Nutzung“, sagt Baubürgermeister Martin Haag auf chilli-Anfrage, „aber wir werden uns alle Flächen und alle Ideen sorgfältig anschauen.“

Anfang Februar hatte eine 24:17-Mehrheit im Freiburger Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, welche finanziellen Auswirkungen eine Schließung des Flugplatzes 2031 oder auch früher haben würde. Spätestens im nächsten Beteiligungsbericht des Konzerns Stadt Freiburg müssen dort, bei der betreibenden Flugplatz Freiburg-Breisgau GmbH, Zahlen stehen. Die FFB erwartet für 2019 und 2020 jeweils rund 300.000 Euro Verlust.

Der Flugplatz sollte schon einmal geschlossen werden. Im April 1995 hatte der Gemeinderat, damals mit rot-grüner Mehrheit, das Ende bereits beschlossen, bevor ein Bürgerentscheid den Wind drehte. Damals hatten 71 Prozent der Wähler für den Erhalt votiert. Ob die Unterstützung heute noch so groß wäre? 

Foto: © anncapictures/pixabay.com, Collage: © chilli Freiburg GmbH; Quellen: Bürger  für Freiburg, Stadt Freiburg