Das „bierernste“ chilli-Horoskop in der Oktoberfest-Edition Szene | 17.10.2019 | pt

Horoskop

Vor lauter Oktoberfest sieht chilli-Okral Philip Thomas schon Sterne. Nach genauem Studium dieser Himmelskörper durch ein Fernrohr aus Maßkrügen verrät er, was die Zukunft geschlagen hat und was das Oktoberfest dieses Jahr so gebracht hat.

           

Es gibt Dinge auf der Wiesn, die gehören einfach zusammen: Weißwurst und Brezel, Dirndl und Lederhose und natürlich die „unschlagbare Kombination“ aus Achterbahn und Alkohol.  Letztere wird dir ausgerechnet im Looping der Olympia-Bahn zum Verhängnis. So viel Bier kannst du dem Wagon hinter dir gar nicht ausgeben….

 

Bayrische Behörden registrierten 2018 mehr als 1000 Straftaten, darunter 62 Sexualdelikte, 36 Anzeigen wegen Körperverletzung – inklusive Maßkrugschlägereien sowie mehr als 200 Taschendiebstähle und 15 verletzte Polizisten. Die Münchener Polizei resümierte entsprechend eine „ruhige und im wesentlichen friedliche Wiesn“. Kein Witz.

 

Alkohol soll auf dem größten Volksfest zuweilen nicht die einzige Droge sein, die im Umlauf ist. Gerüchten zufolge wird hinter so manchem Zelt klammheimlich Gras geraucht. Erwischen lassen sollte man sich dabei nicht: 12 Liter Gerstensaft in der bayrischen Blutbahn sind gern gesehen. Ein halbes Gramm Grünes nicht. Da versteht der Freistaat keinen Spaß.

 

Seit Jahren steigen die Maß-Preise. Mittlerweile kann man sich sogar in der Tankstelle günstiger betrinken, als in einem Festzelt auf der Wiesn. Nächstes Jahr soll der Preis für einen Krug die 12-Euro-Mark knacken. Das geht vielen zu weit.  Sogar Umweltschützer schlagen jetzt Alarm. Immerhin kostet der Liter Bier dann mehr als eine Tonne Co2.

 

Es gibt gewisse Dinge auf dem Oktoberfest, die gehören sich einfach nicht: Frauen belästigen, Zeche prellen, Kölsch bestellen. Auch den Namen Marc-André ter Stegen sollte man sich auf diesem Volksfest gründlich verkneifen. Alles aber Kinkerlitzchen im Vergleich zum größten Wiesn-Fauxpas: Im Dortmund-Trikot ins Bayernzelt.

 

Das Oktoberfest hat überall auf der Welt seine Nachahmer. Sogar in Japan feiern Menschen mit Brezeln und Maßkrug. Die bayrische Kultur kommt aber nicht überall gut an. Auch auf der Stuttgarter Wasen gibt es Zweifler: Zwar zwängt man sich auch dort in Dirndl und Lederhose, bei 12 Euro für einen Liter Bier wird der Schwabe allerdings skeptisch.

 

Belästigte Bedienungen auf dem Oktoberfest sind ein altbekanntes Problem. Jedes Jahr hagelt es von Halbstarken ungewünscht Bussis und Avancen à la „I mog di so“. Wiesn-Profis hingegen wissen: Mit jemandem, der 18 Liter Bier in dicken Glaskrügen vor sich herschleppen kann, sollte man sich besser nicht anlegen.

 

Auch dieses Jahr werden auf dem Oktoberfest wieder Promis aus aller Welt erwartet. Von denen geht nur leider niemand für Tradition und bayrische Hausmannskost auf das Fest. Denn darum geht’s auf dem trendigen Flohzirkus wirklich: Selfies machen, Profile verlinken, Net Worth pushen, #ozapftis. Das lässt tiefer blicken als so manches gesponsertes Dirndl.

 

Ei der Daus! Statt deutsche Leitkultur zu zelebrieren, wird auf der Wiesn jedes Jahr weniger Bier getrunken: 2000 waren es noch 99 Millionen Hektoliter, 2018 lächerliche 78. Diese Statistik wollen du und deine Kumpels (Lieblingstier Zapfhahn!) alleine wieder ins Lot rücken: Ein Alkoholproblem entsteht schließlich erst, wenn kein Alkohol da ist.

 

Hüte aus Filz, Hosen aus Leder, Fingerhakeln, dazu Musik aus komischen Instrumenten und ein Dialekt, wie mit vier Tischtennisbällen im Mund. Wie gut, dass man an der tschechischen Universität Pilsen ab diesem Semester Bayernstudien belegen kann. Einige wussten es schon immer: Um die Bayern zu verstehen, braucht es ein ganzes Studium.

 

Auf dem Oktoberfest verrät die Dirndlschleife, ob die Trägerin single ist oder nicht – je nach dem, auf welcher Seite sie sitzt. Rechts heißt vergeben, links bedeutet single, in der Mitte meint Finger weg und hinten handelt es sich um eine Kellnerin oder Witwe. Oder war’s genau andersherum? Man wird‘s dich schon wissen lassen. Egal, wo die Schleife sitzt.

 

Johlende Menschenmassen, schiefe Blasmusik, übergelaufene Toiletten, blaue Karos bis zum Abwinken, bimmelnde Kuhglocken, steinharte Lebkuchenherzen, Schießbudenfiguren, angriffslustige Alkoholiker und leere Liebesschwüre in einem großen Durcheinander: Der Bayrische Landtag ist eben eine Gaudi für sich.