Freiburgs Planetarium-Leiter Thomas Presper:„Wir sind relativ puristisch“ Szene | 30.10.2024 | Philip Thomas

Seit 2016 leitet Thomas Presper (61) das Freiburger Planetarium. Unter der 13 Meter durchmessenden Kuppel in der Bahnhofszeile finden längst nicht mehr nur Kurztrips ins All statt. Auch Konzerte oder Lesungen stehen mittlerweile auf dem Programm.
„Sternegucken ist der Blick ins Ungreifbare. Das hat Menschen schon immer fasziniert, weil man die Gedanken dabei gut schweifen lassen kann. Im Planetarium können wir das gesamte Universum – soweit bekannt – darstellen und damit gedanklich viele Milliarden Lichtjahre weit reisen. Seit 2016 haben wir nach und nach Dinge geändert, etwa das Angebot für Schulen überarbeitet und an die Bildungspläne angepasst. Wir zeigen zum Teil eingekaufte Produktionen, im Herbst haben wir etwa eine Premiere, die wir aus Bochum übernommen haben. Wir produzieren aber auch viel selbst.
Diese Inhalte verändern sich. Auch wenn Titel gleich bleiben, aktualisieren wir Programme regelmäßig. Wie etwa das über den Mond. Darin eingearbeitet haben wir zum Beispiel chinesische und indische Missionen sowie Zuschauerreaktionen. Das ist heute ein anderes Programm als noch vor fünf Jahren. „Faszination Mars“ haben wir ebenfalls aktualisiert. Astronomische Inhalte sind darin stellenweise kulturhistorisch aufgezogen. Das ist für ein Planetarium eher untypisch.
Und wir zeigen auch fast monatlich Konzerte, Lesungen oder Figurentheater. Das dient der Arrondierung des Programms und dem Hinweis, dass das Planetarium auch für andere Dinge genutzt werden kann als der Darstellung von astronomischen Inhalten. Mit der digitalen Projektion haben wir die Möglichkeit, alles in die Kuppel zu projizieren. Darunter kann man in immersive Erlebnisse eintauchen, natürlich in den Sternenhimmel, aber eben auch in Bildwelten.
Im Januar hatten wir zwei Schweizer Künstler, die unter verlaufenden Ölbildern aufgetreten sind. Diese Live-Musik wird von Animationen „übermalt“, wenn man so will. „Fulldome“ ist eine Kunstform, die das Medium Planetariumskuppel nutzt. Es findet zunehmend mehr Anklang. Mitte Oktober haben wir ein Hip-Hop-Konzert, das wird lebhafter. Im Vergleich zu anderen Planetarien sind wir allerdings noch relativ dezent und puristisch.
Vergangenes Jahr hatten wir knapp 70.000 Besucher und 800 Veranstaltungen. Nach dem Umzug 2002 in die Bahnhofszeile waren das die meisten. Es gab einen Run von Schulkassen, das konnten wir gar nicht alles bedienen. Dieses Jahr kommen wir wahrscheinlich wieder über die 60.000. Damit bin ich sehr zufrieden.
Sie können diese Zahlen aber nur bedingt mit Programm und Angebot beeinflussen, es gibt immer säkulare Schwankungen: Jahre, in denen es unglaublich gut läuft und dann es gibt Jahre, da können Sie machen, was sie wollen, da läuft es nicht. Das Publikum verhält sich letztendlich, wie Temperatur oder Luftdruck – genauso, wie es ihm passt.
Die größte Herausforderung besteht darin, das Interesse aufrecht zu halten. Früher hat man gesagt, dass die Leute zweimal ins Planetarium gehen: einmal als Kind in der Schule und dann als Großelternteil mit den Enkeln. So soll es natürlich nicht sein. Und deswegen variieren wir den Spielplan. Ich schaue, dass wir in jedem Trimester mindestens eine Neubearbeitung und etwas ganz Neues drin haben. Das verändert den Spielplan nach und nach und so entwickelt sich das Programm weiter. Im Theater wird auch mit neuen Darstellungsformen experimentiert. Manchmal kommt es gut an und manchmal nicht. Das gehört dazu.“
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