Heimlichkeiten hinterm Herd: Freiburger Hygiene-Daten ­unter Verschluss Szene | 24.05.2019 | Philip Thomas

Sebastian Müller isst nur selten auswärts. Trotzdem will der 36-jährige Freiburger wissen, wie hygienisch Dönerbude, Bäcker und der Italiener um die Ecke eigentlich sind. Er fordert deswegen Einsicht in die Hygiene-Daten der Betriebe.

Zwar lässt das städtische Veterinäramt alle Gastronomien prüfen, sich in die Töpfe gucken lassen und die Berichte herausrücken, will das Rathaus allerdings nicht. „Für Geschmack gibt es überall Bewertungssysteme, nie aber für die Umstände, unter denen die Gerichte entstehen“, sagt Müller. Das bereitet dem ehemaligen Stadtrat Bauchschmerzen, schließlich hat das Verwaltungsgericht eine Veröffentlichung untersagt. „Das Amt versucht, Daten, auf die ich als Verbraucher ein Recht habe, zurückzuhalten und zu mauern. Das erweckt den Anschein, es solle etwas vertuscht werden.“

Daniel Ohl, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Baden-Württemberg, findet die Informationssperre indes sinnvoll. Ein einziger negativer Hygienebescheid in der Öffentlichkeit sei für einen Gastronomiebetrieb bereits existenzgefährdend. „Deswegen hat der Gesetzgeber auch Hürden angelegt. Das halten wir für sinnvoll und lehnen eine Veröffentlichung von allen Berichten ab“, sagt der 52-Jährige. Es sei gut, dass kleinere Mängel nicht direkt publiziert würden. Da Betriebe oft den Betreiber wechselten, könnten laut Ohl auch die falschen Leute an den Pranger gestellt werden.

Eine engmaschige Prüfung aller 30.100 Betriebe in Baden-Württemberg sei kaum zu leisten. „Es gibt nicht viele Kontrolleure. Die Überprüfungen sind deswegen risikoorientiert und konzentrieren sich auf Faktoren wie Fisch oder Fleisch“, sagt er. Auch in Freiburg scheint diese Methode zum Einsatz zu kommen: Laut Martina Schickle vom Pressereferat gibt es im Stadtgebiet rund 1450 Gaststätten und Betriebe, die gesetzlich als solche gelten, sowie 150 weitere Kioske und Imbisse. Die Anzahl der dafür zuständigen Kontrolleure beläuft sich auf sieben.

Foto: @ unsplash.com/nick-karvounis