„Mittler zwischen zwei Kulturen“: Freiburger Dolmetscher erzählt Szene | 13.06.2019 | Kornelia Stinn

Seit 1986 lebt der Senegalese Ababacar Kébé in Freiburg. Die positiven Erfahrungen, die der 53-Jährige hier macht, gibt er an gambische Flüchtlinge weiter. Diese jungen Männer sind auf lebensbedrohlichen Wegen hierher gekommen.

Auf ihnen ruht die Hoffnung vieler Angehöriger, die wie sie im eigenen Land keine Existenzgrundlage haben. Ein solch ungewisses Schicksal will Kébé Jugendlichen im Senegal jetzt ersparen.

„Ich arbeite im Dolmetscherpool der Stadt Freiburg und mache hauptsächlich Übersetzungen fürs Jugendamt, Landratsamt und bei Arztbesuchen. Es gibt hier keine weiteren Dolmetscher für die Sprache Wolof, die in Gambia und dem Senegal gesprochen wird. Außerdem arbeite ich in Schulen und Flüchtlingsunterkünften für die Aidshilfe.
Die gambischen Flüchtlinge stehen meinem Kulturkreis nahe. Gambia und Senegal liegen direkt beieinander. Ich weiß, was es heißt, alleine in einem fremden Land seinen Weg zu finden. Aber ich habe es geschafft. Nun möchte ich etwas zurückgeben.

Viele der Gambier können nicht lesen und schreiben. Zweimal in der Woche treffe ich mich privat mit ihnen und helfe ihnen, wenn sie Post von Ämtern bekommen. Ich erkläre ihnen auch, wie sie sich in Deutschland benehmen sollten, zum Beispiel, wie man mit Leuten redet und dass hier ein „Nein“ ein „Nein“ ist. Sie leben in einer wunderschönen Stadt, die mir und meiner Familie alles gegeben hat. Nun will ich ihnen helfen, dass auch sie alles erreichen können.

Die meisten haben eine zwei bis drei Jahre dauernde Reise von Gambia durch Mali, den Niger und die Wüste hinter sich, wurden in libyschen Gefängnissen gefoltert, gelangten in Schlauchbooten nach Lampedusa und mit dem Zug nach Deutschland. Dabei hat jeder mehrere Freunde verloren. Ihr Vertrauen muss neu wachsen. Viele sind schwer krank, aber sie möchten gerne arbeiten und haben keine Genehmigung. So haben sie das Gefühl, nicht richtig angekommen zu sein.

Gefreut habe ich mich, dass Maren Moormann vom Verein Schwere(s) Los mit den jungen Männern ein kulturelles Projekt nach deren Wünschen begonnen hat. Meine Aufgabe ist dabei, Vertrauen aufzubauen zwischen den Gambiern und den Deutschen. Sie bereiten das Fest des Kankurang vor. Damit wird jedes Jahr in Gambia und Senegal das Erwachsenwerden von jungen Männern gefeiert. Es ist das erste Mal, dass ich dieses Fest hier in Deutschland erleben werde.

Obwohl ich im Gegensatz zu den gambischen Männern die Sicherheit hätte, in diesem Land zu bleiben, möchte ich zurückkehren in meine Heimat. Ich weiß, dass dort viele Jugendliche keine Eltern haben und auf der Straße leben. Manche möchten auch diese schwierige Reise nach Europa auf sich zu nehmen. Ich wünsche mir, dass ich es schaffe, wenigstens zehn von ihnen im Senegal eine Chance zu geben. Ich werde eine Farm bauen, wo sie leben können. Sie können dort Hühner züchten und Gemüse anbauen, das sie an Hotels und Restaurants verkaufen.Bereits von hier aus möchte ich außerdem Rollstühle sammeln für eine Gruppe beinamputierter Frauen.

Mit Hilfe von gespendeten Nähmaschinen könnten diese dann auch arbeiten und Geld verdienen. Für ein Krankenhaus hoffe ich auf die Spende eines Ultraschallgerätes. Gerne möchte ich helfen, wo es mir möglich ist, und freue mich über jede Unterstützung aus Freiburg. Die Stadt ist übrigens berühmt im ganzen Senegal, seit Papiss Cisse´ und Falou Diagne beim SC Freiburg mitgespielt haben.

Foto: © Kornelia Stinn