»Nicht einsatzbereit«: Bund prüft Schlossbergbunker, Reaktivierung unwahrscheinlich Szene | 06.09.2022 | Till Neumann

Schimmlig, aber unter der Lupe: Der Schlossbergbunker in Freiburg könnte im Zuge des Russlandkriegs wieder nutzbar gemacht werden.

Könnte der Schlossbergbunker ein Comeback feiern? Im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und einer drohenden Ausweitung hat der Bund die stillgelegte Anlage geprüft. Auf chilli-Anfrage heißt es: Der Bunker ist nicht einsatzbereit. Vom Tisch ist eine Reaktivierung dennoch nicht.

Seit Jahren ist der Schlossbergbunker in Freiburg gesperrt. Grund ist heftiger Schimmelbefall. Eine Begehung ist gefährlich. Der ehemalige Atomschutzbunker ist ein nie genutztes Relikt des Kalten Krieges. Doch Putins Krieg hat die Lage geändert: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Bonn hat rund 600 Schutzräume in Deutschland geprüft. Auch den Schlossbergbunker haben Fachleute Ende Juni in Schutzanzügen unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis: „Die Anlage ist nicht einsatzbereit.“ Wie auch alle weiteren 600 Räume. So teilt es die BImA mit. 2007 wurde die „funktionale Erhaltung“ der Zivilschutzanlagen flächendeckend eingestellt. Grund: „Die geänderte Sicherheitslage nach Ende des Kalten Krieges.“ So seien zum Beispiel Wartungsverträge für die Lüftungsanlagen gekündigt worden. Bei unterirdischen Stollenanlangen wie in Freiburg bilde sich daher durch Kondenswasser Schimmel – sowohl an den Wänden als auch am Mobiliar. Zudem rosten die technischen Einbauten im Schlossbergbunker.

„Kann ich nicht empfehlen“

Weiter heißt es bei der BImA: „Die in den 1960er-Jahren eingebauten Wascheinrichtungen, Toiletten und die sonstigen technischen Einrichtungen sind nicht funktionsfähig.“ Von einem längeren Aufenthalt in der Anlage wird aufgrund des Schimmelbefalles abgeraten. Ob der Stollen dennoch zum Leben erweckt wird, bleibt aber offen: „Ob die Anlage wieder reaktiviert werden kann und ob dies insbesondere wirtschaftlich sinnvoll wäre, bleibt Entscheidung des Bundes.“ Mit einem solchen Entschluss sei erst in mehreren Monaten zu rechnen.

Platz finden könnten in der knapp zwei Kilometer langen Anlage unter dem Schlossberg 5000 Menschen. Die Luft in den Gängen ist mittlerweile so toxisch, dass Armin Mörder vom Freiburger Amt für Brand- und Katastrophenschutz (ABK) sogar im Kriegsfall davon abrät, sie zu betreten: „Das kann ich guten Gewissens nicht empfehlen.“

Auch zwei weitere Anlagen in Freiburg sollen geprüft werden, teilt die BImA mit. Laut dem Amt für Brand und Katastrophenschutz sind das Räume unter dem Stühlinger Kirchplatz und eine Tiefgarage an der Adresse Im Grün 10.

Foto: © Lars Bargmann