„Wollen eine WM“: Freiburger Windhunde starten international durch Szene | 07.09.2018 | Till Neumann

Bis zu 80 Stundenkilometer schnell können Windhunde rennen. Beste Bedingungen dafür gibt’s neuerdings in Freiburg. Die Rennbahn in Waltershofen ist für 80.000 Euro renoviert worden – und damit laut Betreibern eine der modernsten Europas. Ihr Ziel: ein großes Turnier nach Freiburg holen.

Man kennt sie von Gemälden und aus Filmen. Schlanke Körper, lange Beine, eleganter Gang. Noch heute sind Windhunde gefragt. In Deutschland jagen sie keine echten Hasen, sondern Attrappen auf der Rennbahn. In Freiburg auf der Anlage des Windhundrennvereins Breisgau-Hochschwarzwald.

Etwas versteckt hinter Feldern liegt die ovale Bahn kurz vor Waltershofen. Im Frühjahr wurde sie auf europäische Spitzenklasse getrimmt. „Wir haben sie für 80.000 Euro auf den neuesten Stand gebracht“, sagt Thomas Kempf. Der 54-Jährige ist Vereinsvorsitzender und passionierter Windhundbesitzer. Höchstpersönlich hat er die „elektropneumatische Startbox“ gebaut. Deren sechs Tore öffnen sich auf Knopfdruck.

Wenn die heißblütigen Hunde aus dieser Box schießen, jagen sie in Freiburg nicht mehr über eine Grasbahn, sondern über Sand. „Die Hunde werden immer schneller. Auf Sand gibt es weniger Verletzungen“, erklärt Kempf. Mit der neuen Bahn wollen er und die rund 60 Vereinsmitglieder ein internationales Turnier in den Breisgau holen. „Wir sind fokussiert“, sagt Kempf.

Passioniert: Carmen Block-Kempf und Thomas Kempf vor der neuen Startbox.

Während er und seine Frau Carmen Block-Kempf erzählen, sind ihre vier Hunde entspannt unterwegs. Sie schnuppern, lassen sich kraulen, bewegen sich leichtfüßig durch die Gegend. Damit ist es vorbei, wenn sie ein Objekt ihrer Begierde sehen. Das muss kein echter Hase sein, zeigt die Rennbahn: Dort ist ein „Hetzobjekt“ installiert, ein Kunsthase. Auf einer Schiene fährt er die Bahn entlang. Schon knurren die Hunde, bellen, reißen an der Leine. Jede Sehne ist angespannt, jeder Muskel aktiviert.

Wie die Hunde sich verausgaben, zeigt das Training einige Tage später: Rund 30 Besucher sind gekommen. Alleine oder zu zweit jagen die Vierbeiner dem Hetzobjekt hinterher. Am athletischsten sind die Greyhounds. „Die Usain Bolts der Windhunde“, erklärt Nicole Manger. Sie ist mit ihrem Hund zum Training gekommen und kennt sich aus. Greyhounds seien Kurzstreckensprinter, darauf gepolt, ihre Beute schnell zu erlegen. Anders als die langhaarigen afghanischen Windhunde. „Sie rennen der Beute so lange hinterher, bis sie nicht mehr kann“, sagt Manger.

Die Usain Bolts der Windhunde: zwei Greyhounds jagen über die neue Freiburger Sandbahn.

Auch auf der Rennbahn kriegen die Hunde ihre Belohnung. Nach den Distanzen 280, 350 oder 480 Meter hält das Hasen­imitat an. Ein kleiner brauner Windhund hat es besonders darauf abgesehen. Er schüttelt das Leder immer wieder durch die Luft. Selbst als die Besitzerin kommt, will er nicht lockerlassen. „Ein gutes Zeichen für einen Rennhund“, sagt Manger. Es gebe auch Exemplare, denen sei ein Hase total egal.

Auf Tierschutz wird großer Wert gelegt, betonen die Windhundehalter. Professionelle Rennen mit Wetten und Preisgeldern sind verboten. Windhunde, die im Rennen zur Konkurrenz rüberschauen, knurren oder angreifen, verlieren die Lizenz. Trotzdem geht’s um Spitzenleistungen: „Es geht zur Sache bei Wettkämpfen“, sagt Carmen Ohm. Ihre Hunde bekommen Sportlernahrung und werden intensiv trainiert. „Die wärmen sich auf wie Hochleistungssportler“, sagt Thomas Kempf. Am Ende entscheiden oft Hundertstel. 

Großer Preis vom Tuniberg

Das nächste international besetzte Windhundrennen steigt am Sonntag, 9. September. Der „Große Preis vom Tuniberg“ in Freiburg-Waltershofen startet um 10 Uhr. Besucher sind herzlich willkommen. Mehr auf: wrv-breisgau.com

Fotos: © karin kölsch/kk-pix.de & Till Neumann