Badenova trotzt Turbulenzen: Mehr als 60 Millionen Euro Gewinn – Rekordinvestitionen geplant Wirtschaft | 07.06.2023 | Lars Bargmann

Hans-Martin Hellebrand und Heinz-Werner Hölscher bei einer Präsentation Vorstandsduo mit großen Plänen: Hans-Martin Hellebrand (l.) und Heinz-Werner Hölscher stellen die Weichen für ein Gigawatt grünen Strom.

Das Jahr 2022 suchte im negativen Sinne seinesgleichen“, sagte Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand bei der Vorlage der Bilanz. Und dennoch schaffte der Energieversorger mit 60,4 Millionen Euro (Vorjahr: 53,7) einen beeindruckenden Gewinn. Fast sieben Millionen mehr als im Vorjahr. 6,5 Millionen bleiben im Konzern, von den 54 Millionen, die die Badenova an ihre 97 kommunalen Anteilseigner ausschüttet, geht etwa ein Drittel in die Kasse von Freiburgs Finanzbürgermeister Stefan Breiter.

Durch den brutalen Einmarsch der einstmals stolzen Nation Russland in die Ukraine waren die Strom- und Gaspreise zwischen Januar und August explodiert: 700 Prozent beim Strom, 650 Prozent beim Gas. „Extrem herausfordernd“, so Hellebrand. Die Turbulenzen hätten die Badenova aber nicht stark getroffen, weil man sich langfristig mit Gas und Strom eingedeckt hatte. Durch die Disziplin der Verbraucher und den milden Winter musste Gas auch nicht teuer eingekauft, es konnte vielmehr zu sehr guten Preisen verkauft werden. Der Umsatz kletterte um rund 200 Millionen auf 1,263 Milliarden Euro. Nennenswerte Kundenzuwächse oder Abgänge habe es nicht gegeben.

Extrem herausfordernd ist auch das Investitionsprogramm: 760 Millionen Euro will die Badenova allein bis Ende 2027 in Erneuerbare Energien, grünen Wasserstoff, neue Wärmequellen wie Geothermie und die Infrastruktur stecken – das größte Investitionspaket der Unternehmensgeschichte.

Bis 2035 will man klimaneutral sein – aktuell liegt der CO₂-Ausstoß bei rund 50.000 Tonnen – und jährlich ein Gigawatt grünen Strom produzieren. Das werde 1,5 Milliarden Euro kosten. Aktuell liefern die Erneuerbaren aus der Region 44 Megawatt.

Bis 2035 Klimaneutral

Mit einer Terawattstunde grüner Wärme, etwa die Hälfte geothermische, soll im gleichen Zeitraum auch die Heizversorgung klimaneutral werden. Badenova engagiert sich in der trinationalen Wasserstoffinitiative 3H₂ und positioniere sich mit ersten Projekten zu grünem Wasserstoff als Vorreiter in Südbaden. Etwa 90 Prozent des Gasnetzes seien schon „wasserstoffready“. Es ist ein energiegeladenes Programm, das Vorstand Heinz-Werner Hölscher vorstellte.

Parallel arbeitet die Badenova an einem plattformbasierten Baukastensystem, um die Menschen bei ihrer persönlichen Energiewende (eigene PV-Anlage, neue Wärmepumpe, E-Mobilität) zu begleiten. „Mit individuell zugeschnittenen Lösungen unterstützen wir bei der Gestaltung der ganz persönlichen Energie- und Wärmewende in den eigenen vier Wänden“, sagte Hölscher.

Wenige Tage zuvor hatte sich die Badenova dafür mit 25,1 Prozent an epilot beteiligt und die Anteile der enercity AG aus Hannover übernommen. „Gemeinsam mit epilot werden wir unser leistungsstarkes digitales Ökosystem weiter ausbauen, weshalb es ein logischer Schritt ist, uns an epilot zu beteiligen“, begründete Hellebrand die Investition. Was sie gekostet hat, ließ er offen. Vom ursprünglichen Ziel, ausgegeben Anfang des Jahrtausends, nachhaltig 60 Millionen Euro zu erwirtschaften, hatte sich Badenova schon mal verabschiedet und auf 50 korrigiert. Mehr Umsatz – bei leicht fallender Umsatzrendite – haben die 60 Millionen nun doch wieder möglich gemacht.

Foto: © Badenova