„Instagram für Musiker“ – Freiburger entwickeln App für faires Music-Networking Wirtschaft | 21.11.2022 | Till Neumann

Tobias Lygren und Philip Haberstroh Geben eine Idee auf, die ankam: Tobias Lygren (links) und Philip Haberstroh von Klaep.

Per Handy mit anderen Musikern jammen, connecten und dazu noch Geld verdienen. Das wollen zwei Freiburger mit einer App bieten. Ihr Start-up hat gerade „Klaep“ auf den Markt gebracht. Vor allem eine Funktion könnte die Social-Media-Anwendung für Kreative interessant machen.

„Warum gibt’s das nicht?“

Bei anderen Apps kann man liken. Hier wird geklatscht. Darum heißt die in Freiburg entwickelte App „Klaep“ (to clap, klatschen). Alles dreht sich hier um Musik, berichtet Gründer Philip Haberstroh. Der 34-Jährige sitzt im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle und erzählt mit Feuereifer von seiner Idee. Sie ist gerade mit dem baden-württembergischen „Ideenstark“-Preis ausgezeichnet worden. Im Dezember folgte die Würdigung als „Kultur- und Kreativpilot·innen Deutschlands“.

„Ein Instagram für Musiker, warum gibt’s das nicht?“, fragte er sich kurz vor der Pandemie. Wie wäre es, eine Plattform zu schaffen, auf der sich alles um Sound dreht? Auf der man mit Audiofiltern seine Aufnahmen pimpen kann wie anderswo Bilder? Wie wäre eine App, bei der ohne großen Aufwand miteinander gejammt wird?

Fairplay im Vordergrund

Mit diesen Ideen wandte sich der studierte Tontechniker an Tobias Lygren, einen Freund aus Kindertagen, der im Silicon Valley gearbeitet hat. Beide sind Hobbymusiker. Gemeinsam saßen sie backstage bei einem Konzert und waren sich einig: Das wird ihr Projekt.

klaep App Beispiel

Jamsession per Smartphone: Klaep will Musiker·innen digital vernetzen.

Wichtig ist ihnen, auf Datenschutz und Fairplay zu achten. Künstler sollen für ihre Musik Tantiemen von der Gema bekommen und nicht befürchten müssen, dass Schindluder getrieben wird. „Wir haben einen moralischen Kompass“, betont Haberstroh, „wir versprechen, keine Daten an Dritte weiterzugeben.“

400 zum Start angemeldet

Marktstart war nach eineinhalb Jahren Planung Ende Oktober. Musiker·innen können die kostenlose App jedoch schon länger ausprobieren. Sie können dort Content hochladen und zu Videos anderer etwas einspielen oder einsingen. Die erstellte Session lässt sich mit Filtern bearbeiten, Länge und Lautstärken sind anpassbar.

„Show your talent and get discovered“, wirbt die Plattform. Dafür braucht es Traffic: Bisher sind rund 400 Nutzer angemeldet. Rund 50.000 braucht es laut Haberstroh, um damit Geld zu verdienen. Für Nutzer soll die Anwendung kostenlos bleiben, Ertrag erzielen will er mit Werbung und Kooperationen. Beispielsweise mit einem Gitarrenhersteller.

User sollen Coins flippen

Von Musikern hat sich das Duo Feedback geholt. Ein Keyboarder von Jan Delay hat ebenso mitgewirkt wie ein Musiker der Band BAP. Auch die Freiburger Gruppe Fatcat hat das Klaep-Team beraten. Sänger Kenny Joyner: „Interessant ist der Fokus auf die Musik.“ Sie könnte sich als tolle Plattform zum Connecten, Austauschen und Inspirieren etablieren. Besonders findet er die Entlohnung von Komponist·innen durch Tantiemen. Die Macher möchten den Content der Verwertungsgesellschaft Gema melden. Dadurch kann Geld an die Urheber fließen.

Eine weitere Idee ist möglicherweise noch ertragreicher: Klaep plant, dass User nicht nur Beiträge beklatschen können, sondern auch „Coins flippen“. Jeder Nutzer kann einen bestimmten Betrag auf sein Konto laden und für Beiträge Münzen verteilen. Hat er im Monat ein Budget von fünf Euro und verteilt fünf Coins, bekommt jeder Empfänger einen Euro. „Digitalisierung der Straßenmusik“ nennt Haberstroh das Prinzip. Die Funktion soll ab 2023 zur Verfügung stehen.

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