»Skrupellose Sprenger« – Banken rüsten nach Attacken gegen Geldautomaten auf Wirtschaft | 16.06.2023 | Till Neumann
Gesprengt: Auch Banken in Freiburg rüsten sich gegen solche Attacken.Banküberfälle sind out. Kriminelle sprengen lieber Bankautomaten oder reißen sie gleich ganz aus der Wand. Freiburg ist bisher kein Brennpunkt, aber die Banken sind alarmiert. Auch eine Klebetechnik aus Holland dürfte zum Einsatz kommen.
„Ein ganz spezielles Thema“
Am 17. Mai knallte es zweimal in einer Bankfiliale in Sulz (Kreis Rottweil). Die Täter sprengten einen Geldautomaten und entkamen. Was dort in den frühen Morgenstunden passierte, kommt in vielen Teilen der Republik vor. Auch Baden-Württemberg ist im Fokus: In Filderstadt, Lörrach oder Pforzheim rumste es zuletzt.
Für Freiburg meldet das Polizeipräsidium dennoch: „Eine Zunahme lässt sich nicht erkennen.“ Die Fälle der vergangenen fünf Jahre liegen, so Sprecher Maximilian Gruber, im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich.
Doch die Banken im Breisgau sind alarmiert: „Das ist ein ganz spezielles Thema, in dem einige Dynamik steckt“, sagt Manfred Mayer. Der Pressesprecher der Freiburger Sparkasse berichtet von einer konkreten Gefährdungsanalyse, die gemacht werde. Dabei gelte es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen: „Von Automat zu Automat sind das ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Steht er zum Beispiel in einem Wohngebäude oder nicht?“ Als erste Maßnahme hat die Sparkasse die Automaten nachts ab 23 Uhr geschlossen.
„Nutzen neueste Technologien“
Andernorts werden Standorte komplett dichtgemacht. Die Kreissparkasse Vulkaneifel hat nach einer Sprengung gleich mehrere Automaten abgeriegelt. Das sorgt für verärgerte Kund·innen. Auch Mayer weiß um die Sorgen: „Die Einschränkungen sind schade für unsere Kunden.“
Bei der Volksbank Freiburg ist das explosive Thema ebenfalls auf dem Tisch: „Wir nutzen neueste Technologien und verwenden verschiedene Sicherheitsmaßnahmen“, erklärt Sonja Raspini von der Pressestelle. Details könne sie nicht nennen, „um potentiellen Tätern keine Anhaltspunkte zu geben“. Fakt ist: Die Öffnungszeiten von Automaten sind nachts schon länger eingeschränkt. Teilweise sind Standorte nachts ganz geschlossen.
Strobl macht Druck
Das hat seinen Grund: Laut Landeskriminalamt Baden-Württemberg waren Mitte Mai bereits zwölf Bankautomatensprengungen registriert. Nur jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden. Den Schaden schätzt das LKA auf rund 350.000 Euro. Für 2021 sind 25 Sprengungen bekannt. 2022 waren es 34.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat daher im Dezember Hersteller und Betreiber von Bankautomaten aufgefordert, Sicherheitsvorrichtungen wie Einfärbe- und Klebesysteme in den Automaten zu installieren. Im Handelsblatt erklärte er, notfalls Gesetze dazu zu erlassen.
Einfärben oder verkleben
Polizei und Banken intensivieren nun ihre Zusammenarbeit auf Landesebene. Sparkassen, Volksbanken und LKA ließen im April wissen: „Im Kampf gegen skrupellose Geldautomatensprenger müssen wir all unsere Kräfte bündeln.“ Sparkassen und Volksbanken gaben dabei Einblicke, wie sie sich schützen: Zum Einsatz kommen unter anderem Einfärbe-Systeme für Geldscheine.
Auch eine Verklebetechnik aus den Niederlanden wird wohl eingesetzt. Das sei „selbstverständlich“, sagte Joachim Schmalzl, Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), dem „Handelsblatt“. Automatensprenger in Freiburg dürfen sich also darauf einstellen. Ob es sie abschreckt, ist offen: Laut Handelsblatt nehmen Kriminelle auch bunte Scheine mit. Sie zu verkleben ist dann die nächste Stufe.
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