„Eines der schönsten Dinge“: Interview mit Katie Melua vor ihrem Auftritt auf dem ZMF 4Musik | 19.06.2023 | Pascal Lienhard

Katie Melua "Ich werde so lange Musik machen, bis man mir sagt, dass ich aufhören soll": Katie Melua ist Musikerin durch und durch.

Songs wie „The closest Thing to Crazy“ oder „Nine Million Bicycles“ haben sie zum Superstar gemacht. Die 38-jährige georgisch-britische Musikerin Katie Melua hat seit ihrem Debüt 2003 Millionen Tonträger verkauft. Im März ist die Platte „Love & Money“ erschienen. Vor ihrem Auftritt auf dem ZMF am 26. Juli hat chilli-Volontär Pascal Lienhard mit der Künstlerin telefoniert. In dem Ferngespräch nach London ging es um die neuen Songs, Meluas Liebe zur Musik, Erinnerungen an Freiburg – und um Peter Maffay.

chilli: Herzlichen Glückwunsch zu „Love & Money“. Auf der Platte klingen Sie glücklich und zufrieden. War das die Absicht?

Katie Melua: Danke schön! Ich wollte eine Platte machen, die meine vergangenen zwei Jahre widerspiegelt. Gefühlsmäßig habe ich das Leben zu Hause und das als Musikerin miteinander verbunden. Ich liebe es, Platten aufzunehmen, das macht aber auch süchtig. Ich habe gemerkt, dass mir zu Hause etwas fehlt. Inzwischen habe ich mich verliebt und eine neue Beziehung begonnen. Diese Erinnerungen spiegelt die Platte wider.

chilli: Mir gefällt der erste Song der Platte, „Golden Record“, sehr gut. Für mich spiegelt er den Kontrast wider, von dem Sie gerade gesprochen haben. Die Nummer enthält die Zeile „Old flames at the party have started leaving early, up before sunrise, looking after young lives“. Wie hat sich Ihr neues Leben als Mutter auf die Arbeit als Musikerin ausgewirkt?

Melua: Dazu kann ich noch nicht viel sagen, mein Sohn ist erst neun Monate alt. Wir waren im Frühling auf einer großen Tour. Mein Partner und mein Sohn waren mit dabei. Das hat die Erfahrung noch wertvoller gemacht. Ich bin sehr dankbar für das, was ich tue. Aber man kann auch zu viel machen. Als ich Mutter wurde, wurde mir klar, dass ich nicht alles als selbstverständlich ansehen kann. Die Dinge, die man tut, müssen einem etwas bedeuten. Ich möchte nicht die ganze Zeit weg sein. Deshalb war es fantastisch, dass mein Partner sich auf der Tour um unseren Sohn gekümmert hat.

chilli: „Love & Money“ ist Ihr 9. Album in 20 Jahren – Live-Platten und Kollaborationen nicht mitgerechnet. Wie schaffen Sie es, so produktiv zu bleiben?

Melua: Ich liebe es einfach, Platten zu machen. Ich finde es auch nicht einschüchternd, unter Druck zu arbeiten. Ich mag die Tatsache, dass Leute Geld auf den Tisch legen, damit ich Alben aufnehmen kann. Natürlich bringt das auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Aber es ist einfach toll, mit meiner Kunst Geld zu verdienen. Ich werde so lange Musik machen, bis man mir sagt, dass ich aufhören soll…

chilli:…das sehe ich nicht kommen…

Melua: Nun, die Szene verändert sich. Ich bin fasziniert von jüngeren Künstlerinnen wie Billie Eilish. Es gibt eine Menge wirklich großartiger neuer Musikerinnen.

chilli: Wie setzt sich das Publikum auf Ihren Konzerten zusammen? Kommen eher jüngere oder ältere Fans?

Melua: Ich würde sagen, es ist bunt gemischt. Als ich anfing, war das Publikum oft viel älter als ich. Allmählich wurde es jünger. Auf dieser Tour haben wir auch im Admiralspalast in Berlin gespielt. Dort waren die unterschiedlichsten Leute. Das ist eines der schönsten Dinge. Auf Social Media schreiben die Leute über die gute Stimmung im Publikum. Sie beschreiben es als eine entspannte und besondere Atmosphäre.

chilli: Sie haben bereits mit Peter Maffay und Philipp Poisel auf Deutsch gesungen. Wie ist es dazu gekommen?

Melua: Ich muss mich wirklich bei Peter bedanken. Er hat mich zu seinem MTV Unplugged-Konzert eingeladen. Dort habe ich viele andere Künstler getroffen, zum Beispiel Philipp. Ich liebe seine Musik. Er hat einen meiner Songs ins Deutsche übersetzt. Den haben wir dann im Duett gesungen. Leider kollidieren dieses Jahr unsere Zeitpläne auf Festivals. Ich würde den Song so gerne live mit ihm präsentieren.

chilli: Ihr Konzert auf dem ZMF wird Ihr viertes in Freiburg sein. Was verbinden Sie mit der Stadt?

Melua: Es ist eine so schöne und liebenswerte Stadt. In der Altstadt gibt es großartige Architektur. Ich fühle mich sehr geehrt, wieder hier spielen zu können.

chilli: Freiburg ist bekannt als eine Stadt der Fahrradfanatiker*innen. Sie werden hier also kaum auf „Nine Million Bicycles“ verzichten können. Sind Sie es manchmal leid, jeden Abend die älteren Songs zu spielen?

Melua: Nein, gar nicht. Songs wie „Nine Million Bicycles“ oder „The closest Thing to Crazy“ werden nicht langweilig. Wir spielen auch nicht so viele Shows. Es ist so besonders und schön, Paare im Publikum zu sehen oder Menschen, die sich bei den Songs umarmen.

chilli: Dieses Jahr jährt sich die Veröffentlichung Ihres Debüts „Call off the Search“ zum 20. Mal. Welchen Rat können Sie jungen Musiker*innen geben, die heute ihre Karriere beginnen?

Melua: Es ist nie einfach. Aber ich würde sagen, dass es wichtig ist, den Grund zu finden, warum man Musik machen will. Willst Du den Nervenkitzel, auf der Bühne zu stehen? Oder der Musik nahe sein, Ruhm und Reichtum haben? Oder willst Du ein sensationeller, bahnbrechender Musiker sein? Nur Du kannst diese Frage beantworten. Das wird viele andere Dinge erhellen und Du kannst dir die richtigen Leute für die Zusammenarbeit suchen.

Anm.: Das Gespräch wurde auf Englisch geführt.

Live

Katie Melua spielt am Mittwoch, 26. Juli, im Zirkuszelt auf dem ZMF. Start ist um 19.30 Uhr.

Foto: © RBK Fusion