Rauschende Blockparty in pink: Peter Fox begeistert auf dem Freiburger Münsterplatz 4Musik | 14.06.2023 | Till Neumann

Peter Fox auf dem Freiburger Münsterplatz Singt, tanzt, scherzt: Peter Fox auf dem Freiburger Münsterplatz

Premiere auf dem Münsterplatz: Das erste HipHop-Konzert aller Zeiten direkt neben dem Freiburger Münster ist am gestrigen Dienstag über die Bühne gegangen. Vor 6000 Leuten (ausverkauft) feierte der Berliner Rapper Peter Fox mit rekordverdächtig vielen Bühnenkolleg·innen eine große HipHop-Party. Die Stimmung war ausgelassen, doch nicht alle gingen happy nach Hause. Am Künstler hat es nicht gelegen.

Der Einlass

Hier klemmt es direkt. Zum Einlass ab 18 Uhr kommen so viele Menschen, dass sich eine mehrere hundert Meter lange Schlange durch die KaJo bildet. Eine Besucherin muss „mindestens eine Stunde“ anstehen. Ärgerlich dabei: Nicht alle reihen sich brav in die Schlange ein. Manche gehen einfach bis zum Münsterplatz und mogeln sich dort frech in die Menge. Wer es aufs Gelände schafft, dürfte ein Kribbeln spüren. Eine HipHop-Party in dem Ambiente? Wow.

Die Voracts

Ab 19.45 Uhr ist Action auf der gewaltigen Bühne an der Südseite des Münsterplatzes. Zwei Voracts hat Peter Fox mitgebracht: Die Rapper Olà und Willy Will sorgen für einen stabilen Auftakt mir Rap, Gesang und Afrobeats. Sie geben sich größte Mühe, das Publikum auf Temperatur zu bringen. Der ein oder andere Versuch weniger, die Fans zum Kreischen zu bringen, hätte es nicht schlechter gemacht. Willy Will hat bereits einen Gastauftritt im aktuellen Peter-Fox-Remix zu „Zukunft Pink“. Er kann damit auch später nochmal auf der Bühne performen.

Bevor endlich der Mainact seinen Premium-Backstage-Bereich im Historischen Kaufhaus verlässt, gibt’s eine Rede: Zwei der fünf Veranstalter des Freiburg Live Festivals – Bela Gurath und Marc Oßwald – begrüßen die Gäste und danken den Förderern und Sponsoren. Auch Oberbürgermeister Martin Horn ist mit dabei und feuert das Publikum an. Langsam wird die Menge ungeduldig.

Peter Fox Münsterplatz Publikum Freiburg

Hände hoch: 6000 Fans bejubeln Peter Fox, seine Band und die vielen Tänzer·innen

Peter Fox

Er kam, sah und spielte. Ohne großes Geplänkel betritt Peter mit seiner siebenköpfigen Band die Bühne. Der Sound drückt ordentlich (in den vorderen Reihen) und die Arme gehen hoch. Das Publikum muss nicht lange auf seine Single „Ein Auge blau“ warten. „Bin nicht defekt, nur ein bisschen kaputt“, rappt Peter lässig. Viele textsichere Fans singen mit. Überhaupt: Die neuen Tracks mit vielen Afroelementen gehen in die Beine, die Stimme des Sängers glasklar ins Ohr. Das klingt live kein bisschen schlechter als auf Platte.

Dazu gibt’s immer wieder dezente Choreos, auch von den zwei Background-Tänzerinnen und -Sängerinnen. Die beiden performen großartig und entsprechen erfrischenderweise gar nicht der 90-60-90-Topmodel-Ästhetik. Immer wieder nehmen sie auch vier goldene Schlagzeug-Becken in die Hände und nutzen sie für die Choreos. Eyecatcher.

Blockparty

Mit acht Leuten stehen Peter Fox und seine Band auf der Bühne. Doch dabei soll es längst nicht bleiben: Beim achten Track öffnet er die Stage für viele weitere Tänzer·innen. Die konnten sich vorher bewerben und kommen daher wohl meist aus Freiburg. Spätestens hier wird das Ganze zur knallbunten Blockparty: Die Bühne ist mit rund 40 Leuten packevoll. Es wird gedancet, gejubelt, gelacht. Und das nicht nur für einen Song: Alle können bis zum Ende der Show oben bleiben. Irgendwas Spannendes zu sehen gibt’s damit immer. Geniale Idee.

Die Hits

Peter Fox arbeitet sich erst durch Tracks seiner aktuellen Platte „Love Songs“. Dann switcht er zu den Liedern seines Debüts „Stadtaffe“. Klar, „Zukunft Pink“ schlägt in rosarot getränktes Licht ein, genau wie „Tuff Cookie“ mit der markanten Zeile: „Keiner hat es drauf wie du du du du“. Das nutzt Peter als Ode an alle seine Mitstreiter·innen, die er immer wieder in den Mittelpunkt stellt. Beispielsweise auch den TikTok-Tänzer Isaacmic. Ein edler Zug von einem Künstler, der über den ganzen Platz strahlt.

Seinen Durchbruch-SongHaus am See“ gibt’s erst als zweite Zugabe. Es ist schon 22 Uhr, die Show müsste vorbei sein (Lärmschutz), doch Peter gönnt sich eine Extrarunde. Auch wenn er vorher erklärt, den Song eigentlich nicht mehr spielen zu wollen, da er von der Message nicht mehr überzeugt sei. „20 Kinder und dann wird alles traumhaft, vergiss es“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Für viele war der Track – gespielt als reduzierte Pianoballade – aber ein Gänsehautmoment. Einen Eindruck gibt’s hier im Video.

Peter Fox auf dem Freiburger Münsterplatz

Full House: Peter Fox hat zahlreiche Gäste dabei. Das Ganze artet zur Diversity-Blockparty aus.

Das Gedränge

Kurios: Im vorderen Bereich ist Platz zum Tanzen. Hier stehen Fans in entspanntem Abstand zueinander. Ganz anders ist es in der Mitte des Geländes. Da herrscht dichtes Gedränge. Wer hier auf dem Weg zum Bierstand oder Klo durch will, muss schieben. Die Info, dass vorne noch Kapazitäten sind, ist hier offenbar nicht angekommen. Ärgerlich zudem: Das Zelt mit Mischpult und Co. versperrt dort einigen den Blick. Eine Zuschauerin, die dort stand, geht später wenig begeistert nach Hause. Ihr Vorschlag: „Man müsste dort eine Leinwand aufbauen – dann sieht man auch auch von weiter hinten was.“

Der Lärm

Um Punkt 22 Uhr ist Schluss, kündigten die Veranstalter an. Peter Fox ignoriert das drei Minuten lang. Seine letztes Lied spielt er aber ohne Drums und Tamtam. Vielleicht ja Absicht. Veranstalter Christoph Römmler sagt zu den drei Minuten: „Das ist Toleranzbereich.“ Peter Fox nimmt das Ganze mit Humor. „Wir haben noch genau zwölf Minuten“, sagt er vor der ersten Zugabe. „Ja, das ist immer noch Deutschland“, scherzt er und grinst. So dolle dürfe das hier eben nicht laufen.

Fazit

Peter Fox hat überzeugt: Tolle Stimme, fantastische Band, mitreißende Show mit rekordverdächtig vielen Leuten auf der Bühne. Will er etwa den Orchestern, die in den kommenden Tagen folgen, Konkurrenz machen? Auch der Münsterplatz hat gehalten, was er verspricht. Bombastische Kulisse, romantische Abendsonne, die Soundtechniker haben geliefert. Ausbaufähig bleiben der Einlass und das Gedränge mit mangelnder Sicht auf der Mitte des Platzes. Für eine Premiere sind solche Baustellen aber wohl normal.

Weiter geht’s heute mit einem Orchester der Albert Konzerte und Beethoven. Dafür werden mit Bestuhlung nur 1500 Plätze verfügbar sein. Das nächste 6000er-Event steigt dann am Freitag mit Peter Maffay.

  • Mittwoch, 14. Juni, ab 20 Uhr: Albert Konzerte
  • Donnerstag, 15. Juni, ab 20 Uhr: Joris & das Philharmonische Orchester
  • Freitag, 16. Juni, ab 19.30 Uhr: Peter Maffay
  • Samstag, 17. Juni, 17 Uhr: Sea You on Tour mit Carl Cox und Worakls Orchestra
  • Sonntag, 18. Juni, 20 Uhr: Freiburger Barockorchester

Foto: © Till Neumann

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