Auf zur Pilz-Pirsch Land & Leute | 01.10.2020 | Erika Weisser

Pilz im Wald

Nun sprießen sie wieder: Pilze. Manche bevorzugen schattige Standorte, andere mögen es auch sonnig. Etwa 5000 Pilzarten gibt es in , und nicht alle sind essbar. Da ist Vorsicht geboten, warnt Pilzberater Dennis Regul.

Der Weg durch den Wald am westlichen Abhang des Rosskopfs ist nicht sonderlich beschwerlich. Nach den ersten steilen und einigermaßen schweißtreibenden Abschnitten werden die Steigungen geringer, der Atem beruhigt sich langsam, und wir finden das ideale Wandertempo von alleine. Nun, da sich der Körper an die Umgebung angepasst hat, kommen endlich auch die Augen richtig zum Einsatz: Sie müssen, wenn wir am Ende dieser Wanderung wenigstens ein paar Pilze im mitgebrachten Körbchen haben wollen, den Waldboden förmlich abscannen.

Dennis Regul erklärt unterschied zwischen den Pilzsorten

Dennis Regul erklärt den Unterschied zwischen essbaren, genießbaren und ungenießbaren Pilzen – und den richtigen Umgang mit ihnen.

Wirklich fündig werden wir zunächst nicht an diesem warmen Vormittag. Es ist zu trocken, erklärt Dennis Regul, der die Pilzlehrwanderung organisiert hat und leitet. Zu wenig Regen sei gefallen in den letzten Wochen. Und der Wassermangel im Boden hindere das weitverzweigte unterirdische Mycelgeflecht am Wachstum – und damit das Austreiben der oberirdisch sichtbaren Fruchtkörper, die wir als Steinpilze, Champignons, Pfifferlinge, Parasole, aber auch als Knollenblätter- oder Fliegenpilze kennen. Kennen oder erkennen sollten: Beim Sammeln, warnt der 29-jährige Arzt und Pilzsachverständige, sei höchste Vorsicht geboten, denn etliche Speisepilze hätten giftige Doppelgänger, die für unerfahrene Pilzsammler nicht so leicht zu unterscheiden seien.

Diesen empfiehlt er, mit höchstens zwei Pilzsorten zu beginnen, die sie eindeutig etwa als Steinpilz oder als Parasol identifizieren können. Hilfreich könne hierbei, außer einem Experten, das Hosentaschenbuch „10 Pilze: die sichersten Arten finden und bestimmen“ sein. Außer Abbildungen und genauen Angaben darüber, wie die am häufigsten gesuchten Pilze aussehen – oder auch nicht aussehen – sollen, seien dort ausführliche Beschreibungen ihrer giftigen Ebenbilder und Informationen über sonstige Gefahren nachzuschlagen.

Vorsicht Doppelgänger!

Doch ein mitgeführtes Pilzbestimmungsbuch schütze nicht vollständig vor Irrtümern; gerade Anfänger können, wenn sie zu viele verschiedene Sorten mit nach Hause nehmen, leicht den Überblick verlieren. So könne es passieren, dass man anstelle des gut essbaren Perlpilzes versehentlich einen mit ihm leicht zu verwechselnden giftigen Pantherpilz erntet. Bei der geringsten Unsicherheit, mahnt Dennis Regul, solle man die Pilzberatung in Anspruch nehmen, die er kostenlos anbietet. Nicht nur im Herbst: Pilze wachsen auch in den anderen Jahreszeiten – Morcheln und Maipilze im Frühjahr, die besagten Perlpilze im Sommer und im Winter Gewächse mit klingenden Namen wie Samtfußrübling oder Austernseitling.

Pilz

Doch jetzt ist Frühherbst und wir wollen Pfifferlinge sehen. Die Hoffnung, im Feuchtgebiet des Glasbachs den einen oder anderen für das Abendessen zu ergattern, schwindet schnell: Der Zugang ist gesperrt – wegen Baumfällarbeiten. Also gehen wir auf dem eingeschlagenen Weg weiter. Und während der Experte uns über die Bedeutung der Pilze für das Ökosystem, den Artenschutz und ihre Verwendung in der Heilkunde aufklärt und gelegentlich auf Blätter mit echtem oder falschem Mehltau hinweist, entdecken wir an Baumstämmen und auf Totholzstücken jene Gewächse, die an Schwämmchen erinnern. Und schließlich sogar Parasole. Dieser Riesenschirmling sei gut zu erkennen, erklärt Regul: Der Ring, der an dem für diesen Pilz ganz typischen genatterten Stiel zurückbleibt, nachdem der Hut sich von diesem gelöst hat, sei leicht zu verschieben. Anders als bei den normalen Schirmlingen, etwa dem „teils tödlich giftigen Fleischbräunlichen Schirmling”.  Im Zweifel, rät er, stehen lassen! Er arbeitet als Beratungsarzt in der Vergiftungszentrale der Uniklinik und weiß, wovon er spricht.

Fotos: © Erika Weisser