Gute Nachbarn? Gärtner Klaus Friderich gibt Tipps zu Mischkulturen Haus & Garten | 09.05.2021 | Christian Engel

Kräuter in Töpfen dekorativ dargestellt Basilikum ist tropisch, Thymian mediterran – die besten Nachbarn sind sie daher nicht.

600 Kräuter hat Klaus Friderich in seiner Gärtnerei in Sasbach im Sortiment. Christian Engel hat bei dem 60-Jährigen nachgefragt, was man beim Anpflanzen beachten sollte – und weshalb sich manche Pflanzen in einem gemeinsamen Kasten nicht vertragen.

Lust auf REGIO: Basilikum ging mir jetzt drei Jahre in Folge immer schnell ein – ich brauche Hilfe! Was mache ich falsch, Herr Friderich?

Klaus Friderich: Ich nehme an, Sie haben das Kraut gemeinsam mit anderen stets mit den ersten warmen Tagen im Frühjahr auf den Balkon gepflanzt, richtig?

Lust auf REGIO: Richtig.

K. Friderich: Da liegt der Fehler! Basilikum stammt ursprünglich aus dem tropischen Südasien und wurde zu Zeiten Marco Polos ans Mittelmeer gebracht. Es ist eine sehr wärmebedürftige Pflanze: Sie braucht am besten immer Zimmertemperatur. Wenn Basilikum dauerhaft unter zehn Grad steht, geht er ein – und solch niedrige Temperaturen haben wir natürlich im frühen Frühjahr häufig, vor allem nachts. Lassen Sie also Basilikum unbedingt noch eine Weile drin, vielleicht so bis Mitte Mai, wenn es weniger kalte Nächte gibt.

Klaus Friderich

Tipps vom Fachmann: Klaus Friderich erklärt, warum etwa Petersilie und Schnittlauch nicht in denselben Topf gehören.

Lust auf REGIO: Wenn wir schon beim Beichten unserer Pflanzsünden sind: Aus praktischen Gründen habe ich stets Petersilie und Schnittlauch in einen Kasten gepackt – und im Internet nun erfahren müssen, dass das falsche Nachbarn sind. Sprich: Die können nicht miteinander. Was ist da los?

K. Friderich: Das war dann der nächste Fehler beim Gärtnern. Aber nicht, weil die beiden falsche Nachbarn sind, so etwas gibt es nicht, dass ein Kraut das andere auffrisst; vielmehr passen Petersilie und Schnittlauch einfach nicht zusammen. Ich hole kurz aus, okay?

Lust auf REGIO: Okay.

K. Friderich: Bei Kräutern unterscheiden wir zwischen vier Gruppen. Erstens: die einjährigen Pflanzen, die reifen und absterben. Dazu gehören Dill, Koriander, Boretsch. Zweitens: einheimische Winterhartpflanzen, die im Herbst absterben – wir nennen das „einziehen“ – und im Frühjahr wieder austreiben, darunter Liebstock und Zitronenmelisse. Drittens: mediterrane Kräuter, die heiß und trocken leben und nasse Füße verabscheuen – etwa Rosmarin, Thymian, Salbei. Und viertens: tropische Pflanzen, die eine gleichbleibende Temperatur und vor allem Schatten mögen, weil sie in den Urwäldern unter den riesigen Bäumen leben – das sind Basilikum, Chili oder Zitronengras.

Lust auf REGIO: Jede Gruppe hat also unterschiedliche Ansprüche an ihren Standort?

K. Friderich: Korrekt. Da kommen wir wieder zu Ihrem Schnittlauch-Petersilie-Problem. Petersilie als mediterranes Kraut braucht es trocken und benötigt viel Sonne. Schnittlauch jedoch hält nicht viel von direkter Sonneneinstrahlung. Licht benötigt jede Pflanze zum Wachstum und zur Ausbildung des Geschmacks, aber während Petersilie in der knalligen Sonne auf dem Südbalkon durchhält, sollte Schnittlauch lieber an einem Nordfenster stehen. Daher mein Tipp: Wenn möglich jedes Kraut in einen separaten Topf pflanzen – so kann der perfekte Standort für jede Pflanze gefunden werden.

Lust auf REGIO: Und falls sie doch gemeinsam im Blumenkasten auf dem Balkon wachsen sollen …

K. Friderich: … dann unbedingt darauf achten, dass Kräuter mit denselben Ansprüchen eingepflanzt werden. Da kann man sich zu jeder Pflanze schlaumachen, im Internet oder noch besser: beim Fachmann in der Gärtnerei.

Lust auf REGIO: Ein schwieriges Thema noch: Wie ist das mit dem Gießen?

K. Friderich: Oh je, eine Wissenschaft für sich! Es hat schon seinen Grund, warum ein Gärtner drei Jahre lernen muss. Es ist so: Mehr Kräuter gehen an zu viel Wasser zugrunde als an zu wenig. Wichtig ist dabei, sich an der Natur zu orientieren. Bei uns regnet es ja nicht jeden Tag, daher brauchen Pflanzen auch nicht täglich Wasser. Wenn das Kraut im Topf wächst, gerne austrocknen lassen bis es anfängt, die Blätter hängen zu lassen. Dann erst wieder richtig durchgießen, also: lieber weniger oft, dafür ordentlich, so lange, bis das Wasser unten rauskommt. Profis heben den Topf an, um zu spüren, ob die Erde trocken ist. Dann ist der Topf ganz leicht. 

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