In Basels schönstem Garten: Spaziergang durch die Merian-Gärten Haus & Garten | 07.06.2022 | Heidi Knoblich

Cafe Villa Merian in den Merian-Gärten

Die historisch gewachsenen Merian-Gärten in Basel liegen in der jahrtausendealten Flusslandschaft der Birs. Sie bezaubern mit einer einzigartigen Pflanzenvielfalt, mit beeindruckenden botanischen Sammlungen, zwei mächtigen Hofgütern, einer Villa und einem Herrschaftshaus sowie üppiger Blütenpracht. Derzeit blüht hier die weltweit einzigartige Iris-Sammlung.

Bedeutende Pflanzensammlungen, Gemüsegärten, ein Beerengarten, ein Obstgarten mit mehr als 300 seltenen Sorten Äpfel, Birnen und Zwetschgen und ein Kräuter- und Arzneipflanzengarten vereinen sich auf dem 18 Hektar großen Land mit einem historischen Englischen Garten, mit Parkanlagen und unter Naturschutz stehenden Trockenwiesen zu einem liebevoll gestalteten Erholungsraum. Paradiesisch liegt er in der jahrtausendealten Flusslandschaft der Birs. Der Uferweg am Dyych, einem historischen Industriekanal, der verwunschen wie ein Bach durch die Gärten fließt, ist gesäumt von Weiden, Farnen und wasserliebenden Pflanzen und ist im Sommer angenehm kühl.

Die Iris-Sammlung der Merian-Gärten ist weltweit einzigartig. Jetzt blühen die 1500 historischen Iris-Sorten, und das ganze Feld leuchtet in den Regenbogenfarben. Auch die Pfingstrosen-, Clematis-, Rhododendren- und weitere wissenschaftliche Zierpflanzensammlungen betören mit ihrer Vielfalt. In dieser Idylle arbeiten Menschen, die mit Leidenschaft pflanzen, hegen und pflegen, vermehren und ernten.

Eine große Vielfalt mediterranen Kübelpflanzen

Eine große Vielfalt an mediterranen Kübelpflanzen säumt die Wege.

Jetzt kommt die schönste Zeit im Beerengarten. Seltene Beeren wachsen hier. Nach den besten Sorten für den Hausgarten gefragt, sagt Gärtnerin Regula Strübin: „Von den rosa Johannisbeeren sind dies die Rose de Champagne und Rosa Holländer. Beide sind sehr süß und hübsch. Bei der schwarzen Johannisbeere ist es die Noir de Bourgogne. Sie gibt einen guten Likör. Bei den Himbeeren begeistern mich die Sorten Perpétuelle de Billard und Hauensteins Gelbe. Und die Schwarze Himbeere. Sie ist schwarz bereift. Weil sie sehr stabil ist, lässt sie sich gut einfrieren. Sie ist außerdem sehr gesund.“ Bei den Stachelbeeren empfiehlt sie die Early Green Hairy: „Die ist sehr süß.“

Von morgens früh um acht Uhr bis zum Sonnenuntergang kann man sich hier im Sommer von den unglaublichen Farben und dem Duft der blühenden Blumenvielfalt, von Rosen, Lavendel, Fuchsien berauschen lassen. Hier lässt es sich auf geschwungenen Wegen durch die Parkanlagen lustwandeln und unter alten Bäumen dösen. Lauschige Nischen und sonnige Bänke laden ein, die Ruhe zu genießen. Christoph Merian sei Dank!

Die Merian-Gärten sind ein Betrieb der Christoph-Merian-Stiftung, die zur Verwaltung des im Jahr 1886 vom Basler Wohltäter Christoph Merian (1800–1858) der Stadt Basel vererbten Vermögens von rund zwölfeinhalb Millionen Franken eingesetzt wurde. In ihrer heutigen Form bestehen sie seit 2012. Sie sind ein Zusammenschluss des 1824 gegründeten landwirtschaftlichen Brüglingerhofs und des seit 1968 aufgebauten Botanischen Gartens.

Exotische Pflanzenarten in der Orangerie in den Merian-Gärten

In der Orangerie sind exotische Pflanzenschönheiten zu bestaunen, Sammlungen, die auf den Gartenfreund Christoph Merian zurückgehen.

Christoph Merian stammte aus einer der vornehmsten Familien Basels und war schon zu Lebzeiten vielerorts sozial tätig. Im Jahr 1824 kam er als Agraringenieur nach Brüglingen, frisch vermählt mit der Basler Industriellentochter Margaretha Burckhardt. Zur Hochzeit hatte ihm der Vater den alten Landsitz mit dem Hofgut und 56 Hektar Land geschenkt. Hier baute er einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf, das mächtige Hofgut Vorder Brüglingen. Heute ist dies in die Merian-Gärten integriert. 

Mit seiner Vorliebe für Pflanzen aus fernen Ländern legte er den Grundstein für die heutigen Sammlungen. Für den Bau seines Wohnsitzes und aller repräsentativen Gebäude engagierte er Melchior Berri, den Stararchitekten seiner Zeit. Einer dieser charakteristischen Bauten ist die Orangerie. Hier waren die exotischen Kübelpflanzen von Christoph Merian untergebracht.

Heute betreut Barbara Wüthrich als Kustodin das große Sortiment der exotischen Schönheiten. „Wir gießen sie von Hand und werfen dabei immer einen Blick in ihr Inneres“, erzählt sie. „Dabei lassen sich Schädlinge frühzeitig erkennen und bekämpfen, bevor die Pflanze darunter leidet. Um sie nach dem Winterquartier vor Sonnenbrand zu schützen, empfehle ich, sie, je nach Empfindlichkeit, nicht sofort in die Sonne zu stellen, sondern zunächst an einem schattigen Plätzchen an die Sonne zu gewöhnen.“

Bunte Blumenfälder in den Merian-Gärten

Im Frühsommer bietet sich draußen ein buntes Farbspektakel, wenn Europas größte öffentlich zugängliche Bartiris-Sammlung in Blüte steht.

Den Sommer über gibt es am Marktstand auf dem Brüglingerhof jeden Donnerstag von 10 bis 12.30 Uhr in Bio-Qualität knackiges Gemüse und sonnengereiftes Obst von seltenen Sorten zu kaufen, Eier, Honig aus dem Bienenhaus und was sonst gerade im Garten wächst. Und an den Sonntagnachmittagen kann man beim Gartenrundgang von 14 bis 14.45 Uhr einen Überblick über den neuesten Nachwuchs im Stall bis zu frisch aufgegangenen Blüten gewinnen und die eine oder andere Idee für Garten oder Balkon erhaschen.

Mitten im denkmalgeschützten Englischen Garten liegt die Villa Merian mit Blick auf den Seerosenteich. Wo einst Christoph Merian und seine Frau Margaretha die Sommertage verbrachten, kommen heute in der Villa Merian Köstlichkeiten auf den Tisch, zubereitet aus regionalen Produkten und dem, was der Bauerngarten gerade hergibt.

INFO:
Montagsführung am 13. Juni 2022, 18–19 Uhr:
Eintauchen in die Kübelpflanzenwelt mit Kustodin Barbara Wüthrich

Montagsführung am 20. Juni 2022, 18–19 Uhr:
Seltene Beeren für den eigenen Garten
Gärtnerin Regula Strübin und Beerenspezialist Claudio Niggli

Die Merian-Gärten haben zu allen Jahreszeiten ihren Zauber und sind tagsüber frei zugänglich. Sie sind täglich von 8 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.
Der Eintritt ist frei. Hunde sind nicht gestattet.

Weitere Infos zu Gartenrundgängen, Führungen, Veranstaltungen und Anlässen:
www.meriangaerten.ch
Tel.: +41 61 319 97 80

Fotos: © Merian-Gärten