Ausstellung über die Besiedlung des Schwarzwalds Kunst & Kultur | 15.10.2022 | Dorothea Wenninger

Ausstellungsobjekte

Der Schwarzwald war bis ins frühe Mittelalter ein undurchdringliches, menschenleeres Gebiet, in das sich niemand hineintraute? Die Ausstellung KULT(UR)WALD im Villinger Franziskanermuseum räumt mit diesem Mythos gründlich auf.

Lange Zeit galt die Annahme, dass der Schwarzwald vor den Klostergründungen nicht besiedelt war. Inzwischen gibt es aber ausreichend Funde, die eine andere Geschichte erzählen. Das Verdienst des Villinger Museums ist es, viele dieser Fundstücke erstmalig zu einer Ausstellung zusammengetragen zu haben. 

Eine Führung mit Peter Graßmann, einem der Kuratoren, erweckt die Gegenstände zum Leben. Er vermag so anschaulich zu schildern, dass die vergangene Zeit bildhaft vor Augen aufscheint.

Zum Beispiel die betriebsame, vorindustrielle Szenerie im „keltischen Ruhrgebiet an der Enz“: In Neuenbürg im Nordschwarzwald betrieben die Kelten vor rund 2500 Jahren eine hochtechnisierte Eisenproduktion mit 80 Produktionsarealen für die Eisenerzverhüttung. Man fand 50 Tonnen Schlackenabfälle und die Produktionsstätten so gut erhalten vor, dass man den Verarbeitungsprozess nachvollziehen kann. Von der keltischen Höhensiedlung aus, die sich nebenan am Neuenbürger Schlossberg befand, wurden die zu Eisenbarren und Geräten verarbeiteten Waren exportiert.

Das größte Ausstellungsobjekt ist ein nachgebauter Einbaum. Das Original hätte den Transport nach Villingen nicht überstanden. Das Boot kam 1929, als der Schluchsee angestaut wurde, im Uferschlick zum Vorschein. Es war wohl zum Fischfang genutzt worden, denn der See war früher so klein, dass man kein Hilfsmittel zur Überquerung gebraucht hätte. Der Einbaum wurde erst 1997 datiert: auf die Zeit zwischen 650 und 700. Da wohl niemand auf der Durchreise ein so schweres Boot mit sich herumtragen konnte, ist dieser Fund ein eindeutiger Beleg dafür, dass schon vor den Klostergründungen Menschen am Schluchsee gelebt hatten. 

Der Schwarzwald hat die Menschen zu jeder Zeit angezogen. Sie nutzten seine Ressourcen wie zum Beispiel Eisenerz, Hämatit oder Holz. Bei Sulzburg am Schwarzwaldrand wurde der älteste Nachweis für den Untertagebergbau in Deutschland gefunden – aus der Jungsteinzeit stammend. Und es waren nicht erst die Römer, die durch das Kinzigtal und über den Thurner marschierten und Waren transportierten. Schon in der Altsteinzeit durchstreiften Menschen das Mittelgebirge. Das zeigen Funde von steinernen Pfeilspitzen. 

Kulturwald

KULT(UR)WALD. Die Besiedlung des Schwarzwalds
bis 16. Oktober 2022, Franziskanermuseum
Villingen-Schwenningen
www.franziskanermuseum.de

 

 

 

Foto: © Michael Kienzler