Buchhändler, Widerständler, Liedermacher, Buchmacher Kunst & Kultur | 31.08.2022 | Erika Weisser

Roland Burkhart Buki mit Gitarre

Den Traum hatte er schon lange – nun hat er ihn umgesetzt: Roland Burkhart, in der Anti-AKW-Szene besser als Buki bekannt, veröffentlicht in diesen Tagen sein erstes Buch. Und anders als der schlichte Titel „Lieder, Aufsätze, Kurzgeschichten“ erwarten lässt, handelt es sich dabei um sehr viel mehr als eine Sammlung harmloser Lebensbetrachtungen oder -erinnerungen.

In den meisten der 30 mit leichter Feder geschriebenen „Geschichten, die es wert sind, festgehalten zu werden“, stellt Burkhart persönliche Erlebnisse in den Zusammenhang mit gesellschaftlichen Bedingungen und deren Wandel. So, wie es sich für einen studierten Soziologen gehört, verbindet er aufs Anschaulichste Privates mit Politischem. 

Doch bleibt er dabei sehr subtil; die Lebenswirklichkeit vieler Bauernkinder zu Beginn der 1950er-Jahre etwa schildert er in einer einzigen kleinen Geste: Bis heute, schreibt der inzwischen 76-Jährige, „spüre ich auf dem Kopf noch die Wärme der Hand meiner älteren Schwester“. Sie hatte ihm nach der Feldarbeit unvermittelt sanft über das Haar gestreichelt. Derlei liebevolle Zuwendung war der sechsjährige Bub, der von klein auf „ans Schaffe gweent“ war, nicht gewöhnt.

Doch davon erfährt man erst im dritten Kapitel „Lebensfrühling“. Burkhart, der qua Geburt in der St. Elisabeth-Klinik in Freiburg ein echter Bobbele ist, in Jechtingen aufwuchs und seit gut 30 Jahren in Waldkirch lebt, schaut von heute aus „rückwärts in die Kindheit“ – auf die zunächst zufälligen, dem familiären Umfeld geschuldeten Ereignisse und die später bewusst getroffenen Entscheidungen, die ihn zu dem machten, der er jetzt ist.

Zu diesen Entscheidungen gehört sein Engagement gegen das vor 50 Jahren geplante Atomkraftwerk in Wyhl. Wie in einigen „Aufsätzen“ zu lesen ist, wurde „de bleede Ofe“ eines seiner Lebensthemen: Ab der Platzbesetzung 1975 war er ständig vor Ort, organsierte die Volkshochschule Wyhler Wald mit, verschob sein Examen und wurde Liedermacher. Anfangs, erzählt er, habe er sich nicht getraut, seine Lieder zu singen. Dass er es dennoch wagte, mag mit einer alten  Erfahrung zu tun haben: Am Humanistischen Gymnasium in Herdern sowie im angegliederten katholischen Wohnheim lernte der 13-jährige, schüchterne Dialektsprecher, sich gegen die mit den besseren Startbedingungen zu behaupten.

Zu diesen Entscheidungen gehört auch die Umschulung „vom sogenannten Akademiker zum Buchhändler“ bei Jos Fritz. Und der Entschluss, auf eigenen Füßen zu stehen: Bis 2018 arbeitete er in seinem Büro im Stühlinger als „selbständiger Buchhändler ohne Laden“. Und während Jahre reifte dann „der Traum des Buchhändlers vom eigenen Buch“. 

Gut, dass er sich diesen Traum erfüllt hat: Die Leser·innen erwartet ein starkes Stück Regional-Zeitgeschichte der jüngsten 80 Jahre – verfasst von einem, der diese Zeit erlebt und mitgestaltet hat. Von einem, der sich eingemischt hat und die Geschichte damit von innen nach- und miterlebbar macht.

Buchtitel Buki

Buki Lieder, Aufsätze, Kurzgeschichten
von Roland Burkhart
Verlag: Augustiniok 2022
230 Seiten, gebunden
Preis: 28 Euro

Auftritte:

Lieder:
Samstag, 3.September,
Vorderhaus Freiburg, ab 18 Uhr

Buchpräsentation:
Sonntag, 25. September,
Orgelbauersaal Waldkirch,  11 Uhr

Foto: © privat