Garden Futures: Designing with Nature Kunst & Kultur | 13.06.2023 | Frank von Berger

Ein Gemälde mit mehreren Personen die unterschiedliche Pflanzen als Köpfe haben Wenn Pflanzen ein Wörtchen mitzureden hätten bei der Gartengestaltung: Céline Baumanns Collage „The Parliament of Plants“

Wildwuchs oder Formschnitt? Funktion und Gestaltung von Gärten waren und sind seit jeher im Wandel. Wie könnten die Gärten der Zukunft aussehen? Dieser Frage will die Schau „Garden Futures – Designing with Nature“ im Vitra-Museum in Weil auf den Grund gehen.

Eröffnet wird der Parcours im Gehry-Bau auf dem Vitra-Campus mit einer „Träume und Ideale“ betitelten Medieninstallation. Eine Abfolge von Fotos, begleitet von Audiokommentaren, illustriert die Entwicklung von Gärten. Daneben hängen an einer Wand Gartenstühle von einst, an einer anderen Gartenwerkzeuge und Zaunmodelle. Das war es dann aber auch schon mit gezeigten Gartenutensilien. Die Exponate bestehen zum größten Teil aus Dokumenten, Fotos, begleitenden Texten, Multimedia-Angeboten und einigen Kunstwerken. Denn in der Ausstellung geht es nicht um historische Gartenwerkzeuge oder einstige Gartenstile, sondern um die Frage, wie sich die Gärten der Zukunft aus dem entwickeln könnten, was bisher im grünen Bereich so alles geschaffen und gestaltet wurde. Um das ermessen zu können, werden unter anderem Pioniere der Gartengestaltung wie die niederländische Landschaftsarchitektin Mien Ruys mit ihren damals hochmodernen Gartenvisionen vorgestellt. Diese waren einst „Garden Futures“, also die Zukunft der Gärten, und lösten althergebrachte Gartenstile ab. Inzwischen sind die Avantgardisten von damals längst Klassiker – aber immer noch wegweisend für das, was zukünftig im grünen Bereich möglich sein könnte.

In einem kleinen Kabinett ist ein Film des Fotografen Howard Sooley über den Garten des Regisseurs Derek Jarman zu sehen. Der Filmkünstler legte ab 1986 auf der englischen Halbinsel Dungeness rund um sein „Prospect Cottage“ in unmittelbarer Nähe eines Atomkraftwerks einen Garten an. Zwar ist Jarman schon vor fast dreißig Jahre verstorben, aber sein bis heute erhaltener Garten war damals innovativ und avantgardistisch. Es lohnt sich daher durchaus, den etwa zehn Minuten langen, mit Klanginstallationen unterlegten Film in Ruhe anzuschauen.

Ein Ausstellungsraum mit grünem Boden und einer farbenreichen Blumenwand

Die aus Fäden geknüpfte Wiese von Alexandra Kehayoglou lädt zum Träumen ein.

Im ersten Stock findet die Ausstellung ihre Fortsetzung. Ins Auge fällt hier die große, aus Wolle geknüpfte und halb in die Vertikale geknickte Arbeit der argentinischen Textilkünstlerin Alexandra Kehayoglou aus dem Jahr 2023. Sie wurde für diese Ausstellung angefertigt, trägt den Titel „Meadow“ („Wiese“) und lädt fast zum Reinkuscheln und Träumen ein. Mehr Gedankenarbeit erfordert der Tisch nebenan mit Fotos und Texten, sowie das grafische Wandbild zu diversen Gartenthemen, etwa vertikale Gärten, Selbstversorgung, Stadtfarmen oder Feuchtgebiete. Schwerpunkte sind dabei ästhetische, ökologische, soziale und umweltrelevante Aspekte (Stichwort: Klimawandel), die allesamt gewiss einen wesentlichen Anteil daran haben, wie die Gärten der Zukunft aussehen könnten.

Das Parlament der Pflanzen

Die als Foto präsentierte Collage von Céline Baumann, „The Parliament of Plants“ aus dem Jahr 2019, ist ein ironischer Kommentar dazu. Sie zeigt ein altehrwürdiges Parlament, das statt von Ministern mit gepuderten Perücken von Gestalten mit blütengeschmückten Köpfen besetzt ist. Ein schöner Gedanke, denn eigentlich ist im Garten alles möglich – bunt, blühend, urban gezähmt – oder einfach unbändiger Wildwuchs, wie ihn die Pflanzen wohl gern hätten. Eines wird in dieser Ausstellung auf jeden Fall deutlich: Gärten sind immer eine lohnende Investition in die Zukunft!

Tipp

Der vom Gartendesigner Piet Oudolf im Jahr 2020 auf dem Vitra-Campus konzipierte Garten ist bei freiem Eintritt ganzjährig von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Im Sommer wird zwischen dem Umbrella House und dem Oudolf-Garten das vom Architekten Tsuyoshi Tane entworfene Garden House zu sehen sein, um das ein Nutzgarten für die Vitra-Mitarbeitenden entstehen soll.

Info

Garden Futures – Designing with Nature
Ausstellung bis 3.10.2023
Vitra-Campus, Charles-Eames-Str. 2
79576 Weil am Rhein
www.vitra.com

Öffnungszeiten: tägl. 10–18 Uhr
Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 12 Euro

Fotos: © Céline Baumann, Vitra Design Museum, Ludger Paffrath