Linien, Henkel, Meditation – Blick hinter die Kulissen der Bettacker-Ateliers Kunst & Kultur | 17.11.2023 | Till Neumann

Lena Frey (links) und Mirabelle Korfsmeier 2 von 23: Lena Frey (links) und Mirabelle Korfsmeier werkeln in ihren Ateliers.

Drei Jahre lang war es ruhig um die Kunst-Ateliers an der Bettackerstraße in Freiburg-Haslach. Am 19. Novem­ber lädt das Kollektiv zum Tag der offenen Tür ein. Das chilli hat vorab hinter die Kulissen geblickt. Ein Besuch bei der ältesten und der jüngsten Künstlerin.

Wer ins Atelier von Mirabelle Korfsmeier kommt, sieht gleich: Hier wird intensiv gewerkelt. Der Raum ist voller farbenfroher Bilder, auf dem Tisch stehen Pinsel und Stifte, nur eine kleine Sitzecke bietet Platz für eine Pause.

Auch mit fast 80 Jahren ist der Tatendrang groß. Seit der Eröffnung der Kunsträume 2011 ist Korfsmeier hier – und hat den Luxus, einen Raum für sich alleine zu haben. „Sprache, Linie, Farbe, das sind die Komponenten, aus denen ich schöpfe“, so Korfsmeier. Oft arbeitet sie an Serien zu festen Themen. So hat sie beispielsweise Bilder zu Neuer Musik des „Ensemble Recherche“ aus Freiburg entworfen. Aktuell malt sie mit Pastellkreide.

Wegweiser ist dabei stets eine Linie – „egal wie breit sie ist, egal welche Technik“, erklärt die Frau mit japanischen Wurzeln. „Die Linie ist immer der Ausgang.“ Sie lenke Gedanken. „Das Wasser, was runterrinnt, Licht und Schatten kann auch wie eine Linie sein.“ Wichtig ist ihr ein eigener Stil: „Jemanden zu kopieren funktioniert nie, es verunglückt.“

Studiert hat sie Kunstgeschichte und Innenarchitektur. Kein Wunder also, dass Geraden ihre Werke prägen. Kunst mache sie aber schon immer. Und unterrichtet seit 30 Jahren – mittlerweile auch hier am großen Tisch in ihrem Atelier.

So weit ist Lena Frey noch nicht. Die 31-Jährige ist seit März an der Bettackerstraße und töpfert. Am liebsten Tassen, ihr Spezialgebiet sind ausgefallene Henkel. Mal sind sie außergewöhnlich lang, mal gibt’s gleich mehrere pro Tasse, mal sehen sie aus wie abgebrochen. „Manche würden sagen, es sind gar keine Henkel. Dem würde ich teilweise zustimmen, teilweise nicht“, sagt die Künstlerin.

Erhältlich sind die Werke im Freiburger Laden „Kiwi Koala“. Leben kann sie davon aber noch lange nicht. Den Raum teilt sie sich mit drei anderen Künstler·innen, von denen sie immer mal wieder Tipps bekommt. Nachdem sie früher im WG-Keller werkelte, ist das Atelier ein Upgrade: „Es ist richtig nice hier. Schön hell, man hat Platz, es gibt den Ofen – alles ist sehr convenient.“

Die gelernte Schuhmacherin ist durch Zufall zum Töpfern gekommen. „Ich habe einfach mal einen Drehkurs gemacht und das hat mich gehookt.“ Seit drei, vier Jahren töpfert sie nun und findet darin etwas Meditatives. Zu sehen sind ihre Werke im Dezember im Klamottenladen „Zündstoff“. Und beim Tag der offenen Ateliers am 19. November von 11 bis 17 Uhr. 23 Kunstschaffende sind dann in den Ateliers und geben Einblicke in ihre Arbeiten.

Vielleicht kommen die beiden Künstlerinnen so ihren Träumen etwas näher: Für Mirabelle Korfsmeier wäre das eine große Retrospektive ihrer Arbeit in Freiburg. Für Lena Frey der Schritt, vom Verkauf ihrer Arbeiten leben zu können.

Fotos: © tln