Auto verliert an Bedeutung – Studie zeigt Spitzenplatz: Freiburg steigt aufs Rad um Nachhaltigkeit | 16.04.2025 | Till Neumann

Wie sind die Menschen in Deutschland unterwegs? Welche Verkehrsangebote nutzen sie? Solchen Fragen geht die Studie „Mobilität in Deutschland“ des Bundesverkehrsministeriums nach. Erste Ergebnisse zeigen: Freiburger·innen fuhren 2023 deutlich mehr Rad als 2017. Auto und ÖPNV sind rückläufig. Auch der ADAC Südbaden begrüßt das.
„Wir haben viel Arbeit und Geld in unsere Fuß- und Radinfrastruktur gesteckt“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn. Er betont: „Jetzt wird mit Fakten belegt: Das zahlt sich aus.“ Man sei auf dem richtigen Weg, es bleibe dennoch einiges zu tun.
Grund zur Freude ist die Studie „Mobilität in Deutschland“. Sie zeigt, wie Menschen ihre täglichen Wege zurücklegen. Dafür haben zufällig ausgewählte Haushalte an einem Stichtag ein Mobilitäts-Tagebuch geführt. In Freiburg haben mehr als 1350 Haushalte mitgemacht. Daten von rund 2600 Personen wurden so erhoben.
»Der höchste Wert«
Elementar ist der Modal Split. Er zeigt, welche Verkehrsmittel wie genutzt werden. Freiburg sticht heraus: Der Anteil des Radverkehrs liegt bei 33 Prozent. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als 2017. „Der höchste Wert aller Städte und Gemeinden, die bei dieser Erhebung mitgemacht haben“, betont das Freiburger Rathaus. Der Bundesschnitt liegt bei 11 Prozent.
Der Anteil des Fußverkehrs ist in Freiburg um zwei Prozentpunkte von 27 auf 29 Prozent gestiegen. Das Auto hingegen hat deutlich an Bedeutung verloren: Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs ist seit 2017 um neun Prozentpunkte gesunken: von 33 auf 24 Prozent. Auch der öffentliche Nahverkehr wurde 2023 weniger genutzt (2017: 17 Prozent; 2023: 14 Prozent).
Mobilitätsbürgermeister Martin Haag begrüßt weniger Autofahrten: „Die Zahlen sind eine tolle Bestätigung unserer Arbeit.“ Mit einem attraktiven Fuß- und Radnetz und einem leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr sei die Stadt gut aufgestellt. Man wolle aber, dass noch mehr Menschen aus Stadt und Region das Auto stehen lassen.
Auch der ADAC Südbaden ist angetan: „Natürlich ist es gut, wenn der motorisierte Individualverkehr zurückgeht, dort, wo er verlässlich durch Alternativen ersetzt werden kann“, sagt Sprecherin Claudia Ploh. Das nütze nicht nur der Verkehrswende und dem Klima enorm, sondern entlaste auch Infrastrukturen, die an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. „Diese Ergebnisse sprechen für das gut ausgebaute Radwegenetz in und um Freiburg“, sagt Ploh. Betrachte man jedoch das Freiburger Umland, bleibe das Auto das Verkehrsmittel Nummer 1. Der Grund: Für die täglich anfallenden Wege gebe es kaum verlässliche Alternativen zum Auto.
Pendelverkehr bleibt Problem
Druck für die Mobilitätswende macht seit Jahren der Freiburger Fuß- und Radentscheid. 2020 sammelte die Gruppe ehrenamtlich 40.000 Unterschriften. „Wir haben der Ausbauoffensive den politischen Boden bereitet“, sagt Sprecher Fabian Kern. „Wir freuen uns, dass wir in Freiburg schnell in die Umsetzung gekommen sind, auch wenn die eigentlichen Ziele des Bürgerbegehrens höchstens in Ansätzen realisiert wurden.“ Es bleibe viel zu tun.
So sieht das auch Frank Borsch vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) Freiburg: „Die Entwicklung macht Hoffnung – und sie ist kein Zufall.“ Dass heute mehr Menschen in Freiburg aufs Rad steigen, sei das Ergebnis guter Verkehrspolitik. Der Fuß- und Radentscheid habe da noch mal richtig Schwung gebracht.
Die Stadt habe den Ball aufgenommen und spiele ihn weiter – mit dem Radnetz Plus und den geplanten Radschnellwegen, die auch ins Umland reichen. „Wenn wir hier konsequent dranbleiben, kommt hoffentlich auch Bewegung in den Pendelverkehr, der bislang noch stark vom Auto geprägt ist“, so Borsch. Dort entstünden deutlich mehr Kilometer – und entsprechend hohe CO₂-Emissionen.
Auch im Gemeinderat wird die Studie kommentiert: „Sie bestätigen die Vorreiterrolle Freiburgs bei der Verkehrswende“, sagt Rätin Sophie Schwer von den Grünen. „Dank dafür gebührt auch dem Freiburger Fuß- und Radentscheid, der sich vehement dafür eingesetzt hat“, betont ihr Kollege Hannes Wagner. Der Weg sei richtig, man werde sich auch weiterhin für die Verkehrswende einsetzen.
Die vorliegenden Zahlen der großen Mobilitätsstudie sind nicht alles. Die umfassenden Ergebnisse liegen voraussichtlich im Mai vor. Für die Freiburger Stadtverwaltung ist schon jetzt klar: „Freiburg ist und bleibt eine Fahrradstadt.“
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